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Porträt der drei Expertebnn
Legende: Martin Graf, André Perler und Sandro Bachmann klären Sie über die Herkunft Ihres Familiennamens auf. SRF Montage

Fragen und Antworten Kommt der Nachname Kegel vom Spruch: «Mit Kind und Kegel»?

Martin Graf, André Perler und Sandro Bachmann haben im Live-Chat Fragen zu Familiennamen beantwortet.

3 Sprachwissenschaftler im Live-Chat

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Martin Graf
Redaktor am Schweizerdeutschen Wörterbuch Idiotikon Schweizerisches Idiotikon, Zürich

André Perler
Redaktor SRF-Mundart

Sandro Bachmann
Redaktor am Schweizerdeutschen Wörterbuch Idiotikon
Schweizerisches Idiotikon, Zürich

Chat-Protokoll

Mich nimmt es wunder, woher unser Familienname Fluder ursprünglich stammt. Eine kleine Recherche hat mal ergeben, dass der Name um 1523 erwähnt wird (Ulrich Fluder, Vogt uf Wiggen, mit Familienwappen). Heimatorte sind Kriens und Schwarzenberg. Mein Vater ist da auch aufgewachsen.

André Perler: Der Name ist nicht ganz einfach zu deuten. Gemäss dem Schweizerdeutschen Wörterbuch Idiotikon hat «Fluder» verschiedene Bedeutungen wie 'schlecht gewachsener Hanf; Unkraut', 'weiche Masse, mit Dreck vermischter Schneematsch' oder 'Eistaucher (Vogelart)'. Fragen Sie mich nicht, welche dieser Bedeutungen zum Familiennamen geführt haben könnte... Es bleibt wohl vorerst ein Rätsel.

Woher stammt der Name «Huser»? Wovon ist er abgeleitet? War er mit einer Berufsbezeichnung verbunden?

Martin Graf: Huser ist in der Schweiz recht weit herum verbreitet und alt eingesessen (AG; BE; NW; SG; SZ; Seelisberg UR; VS; Knonau ZH); es handelt sich um einen Wohnstätten- oder Herkunftsnamen zum Orts- bzw. Flurnamentyp Hausen (dieser ist eine alte Dativ-Pluralform von mittelhochdeutsch hûs 'Haus'). Ein Berufsname auf -er zu einem Verb hûsen 'einen Haushalt führen' für den «Verwalter eines Hauswesens» ist eher unwahrscheinlich.

Krebs – seit wann sind wir registriert in Winterthur oder Umgebung?

André Perler: Beim (auch ausserhalb der Schweiz) weitverbreiteten Familiennamen Krebs(er)/Chrebs(er) gibt es mehrere Deutungsmöglichkeiten: 1. Berufsname für einen Krebsfischer/-verkäufer 2. Übername für jemanden mit krebsroter Haut- oder Haarfarbe 3. Wohnstättenname zu einem Hausnamen «Krebs» (z.B. weil ein Wirtshausschild dieses Tier zeigt) Welche dieser Deutungen zutrifft, lässt sich ohne Quellenforschung nicht sagen. Wahrscheinlich ist es nicht dieselbe für alle Namensträger:innen.

Ich möchte gerne wissen, woher unser Familienname Gertsch kommt und seine Bedeutung. Wir besitzen ein Familien Wappen auf dem ein Ger (Germanischer Wurfspiess) abgebildet ist. Kann das stimmen? Aus dem nahe gelegenen Lötschental sind in früheren Jahrhunderten Menschen über den heute vereisten Übergang die Wetterlücke ins Lauterbrunnental eingewandert. Im Wallis gibt es auch den Namen Gertschen.

Sandro Bachmann: Gertsch ist ein Vatername und eine Kurzform des Rufnamens Gerhard. Diese Art der Kurzformen kommen im alpinen Raum häufig vor, vgl. etwa Fritsch von Friedrich, Ruetsch/Rüetsch von Rudolf usw. Der germanische Rufname Gerhard selbst setzt sich aus den althochdetuschen Wörtern gēr ('Speer, Wurspiess') und harti ('tapfer') zusammen und bezeichnete ursprünglich eine Person, die ‘tapfer mit dem Speer’ umzugehen wusste. Die Abbildung auf dem Familienwappen ist also in diesem Fall zutreffend. Der Walliser Name Gertschen ist wiederum ein Vatername zum Rufnamen Gertsch und zwar mit einem schwachen Genitiv auf -en, wie er in den Alpen häufig vorkommt (vgl. Henzen, Franzen usw.) und bedeutet also ‘Sohn des Gertsch’.

Was wissen Sie über die Christen von Wolfenschiessen NW?

Martin Graf: Christen ist weitherum in der Schweiz (AG; BE; BL; LU; NW; SO; SZ; UR; Chalais VS) verbreitet und ein Patronym zum Rufnamen Christian (dieser zu lat. christianus ‘zu Christus gehörend; Anhänger Christi’). Die abgeschwächte Form Christen, wie sie als Familienname vorliegt, war früher auch mundartlich sehr verbreitet.

Lange spekulieren wir schon, woher unser Name «Kümin» wohl stamme. Hat das Wort mit dem Gewürz «Cumin» zu tun? Stammt der Name ursprünglich aufgrund dessen aus dem Osten?

Sandro Bachmann: Der Familienname Kümin ist ein Berufsübername und hat tatsächlich etwas mit dem Wort für Kümmel zu tun! Das mittelhochdeutsche Wort «kumin» lautet in vielen schweizerdeutschen Dialekten auch heute noch Chümi (mit Ausfall des -n). Der Name wurde als Übername entweder an einen Gewürzverkäufer oder jemanden, der Kümmel anbaut, vergeben.

Woher kommt der Name Küchler und was bedeutet er?

Martin Graf: Küchler ist in Muri AG, Luzern LU und Sarnen OW alt eingesessen und wohl Berufsname mit Suffix -ler zu mittelhochdeutsch «kuoche» ‘Kuchen’ für den Kuchenbäcker (vgl. auch schweizerdeutsch Chüechler). Es kursieren jedoch auch weitere Erklärungen (etwa zu schwzdt. «Chunkle(n)» ‘Spinnrocken’ oder «chunkle(n), chūchle(n)» ‘insgeheim besprechen; sich herumzanken’), die jedoch weniger wahrscheinlich sind.

Herzlichen Dank für diesen spannenden Chat! Mich würde interessieren, ob Sie etwas über den Namen Manz wissen. Mein Grossvater hiess so und kam aus Glattfelden ZH.

Sandro Bachmann: Manz ist ein Vatername zum im Mittelalter sehr beliebten Rufnamen Mangold. Manz ist eine Kurzform auf -z, wie sie häufig gebildet wird (vgl. Janz, Lenz usw.). Mangold geht auf den althochdeutschen Personennamen «Managwald» zurück. Dieser besteht aus den Elementen manag ‘manch, viel’ und dem Verb waltan 'herrschen' und bedeutet also in etwa «der viel Waltende».

Woher stammt der Name Kofmel?

Martin Graf: Der Name Kofmel stammt aus Deitingen SO (die Variante mit -h-, Kofmehl, auch noch aus Derendingen und Lommiswil SO) und ist wohl ein übernamenartiger Satzname im Sinne von «Kauf Mehl!» für den Mehlhändler oder allenfalls auch den Bäcker.

Ich würde gerne wissen, von wo der Name Felder kommt. Im Familienwappen ist eine Spehrspitze oder eine Schaufel. Ab unsere Vorfahren Feldherren waren oder auf Feldern arbeiteten? Kommt er aus Deutschland oder Schweiz?

Martin Graf: Felder ist in Deutschland und in der Schweiz beheimatet (in der Schweiz in LU, SG, SO und SZ alt eingesessen). Es ist ein Herkunfts- oder (eher) Wohnstättenname zu häufigen Ortsnamentyp Feld (mit der Bedeutung 'Feld, Boden, Fläche, Ebene) für jemanden, der an einer Feldfläche wohnhaft war. Zu den heraldischen Dingen können wir leider nichts sagen, aber es scheint, dass der Wappenmaler einfach auf das Feld Bezug genommen hat im Sinne von «wer Felder heisst, muss mit Feldarbeit zu tun gehabt haben». Was in diesem Fall sicher richtig ist.

Ist irgend etwas über die Herkunft meines/unseres Nachnamen Daepp bekannt? Ich hoffe, Sie sagen mir nicht, dass man einfach an zweiter Stelle ein «a» eingefügt hat.... Meines Wissens gibt es zwei Schreibweisen Daepp = Heimatort Oppligen Däpp = Heimatort Adelboden Zudem gibt es die ähnlichen Namen Däppen und Daeppen. Besten Dank im Voraus für eine hoffentlich eindeutige Antwort.

André Perler: Der Familienname Daepp/Däpp ist tatsächlich mit dem Schimpfwort Depp verwandt. Beide gehen vom lautmalerischen Verb «tappe(n)» für 'schwerfällig gehen' aus. Davon abgeleitet bezeichnete «Däpp"/"Depp» ursprünglich einen schwerfälligen und im übertragenen Sinn dann auch einen tollpatschigen oder dummen Menschen. Es handelt sich also um einen nicht sehr schmeichelhaften Übernamen, von denen es unter den Familiennamen sehr viele gibt. Die Varianten Däppen und Daeppen übrigens sind Genitiv-Ableitungen («des Däppen Sohn/Nachkomme»).

Wissen Sie, was die Bedeutung von Jöhr ist? Er gehört zu den alten Berner Geschlechtern aus der Thuner Ecke. In der Ahnenforschung bin ich bis ca.1670 gekommen, mich würde aber die Bedeutung interessieren. Schreibweise war Jör oder Jöhr.

Sandro Bachmann: Jöhr ist ein Patronym, abgeleitet von einer Kurzform des Rufnamens Georg. Der Name Jöhr wurde also an die Nachkommen weitergegeben und dann als Familienname verstanden.

Woher kommt mein Familienname Bossard?

André Perler: Für den Familiennamen Bossard (mit ganz vielen Schreibvarianten) gibt es zwei Deutungsmöglichkeiten. Entweder handelt es sich um einen Übernamen für einen starken oder noch eher gewaltbereiten Menschen, zusammengesetzt aus «bossen» 'stossen, schlagen' und «hart» 'fest, stark'. Oder aber der Name ist ein Vatername zum Vornamen Bosshart, der wiederum eine Zusammensetzung aus «Boss», einer Koseform des Vornamens Burkhart, und dem Namenteil «-hart» ist. Beide Deutungsmöglichkeiten dünken mich ähnlich plausibel.

Mein Heimatort ist Zullwil (SO). Es gibt verschiedene Aussagen, woher der Name Häner, der im sogenannten Schwarzbubenland recht verbreitet ist, kommt. Warum Gerüchte, wenn man dies möglicherweise durch Sie belegen kann! Deshalb meine Frage an Sie: Woher stammt mein Familienname denn tatsächlich?

Sandro Bachmann: Häner ist (ähnlich wie etwa Hänni) ein Vatername zu einer Kurz-/Koseform Han, die auf den Rufnamen Johannes zurückgeht. Der Name Johannes bedeutet ursprünglich ‘Jahwe ist gnädig’. Die Endung -er drückt in diesem Fall Zugehörigkeit aus. Ein Häner ist also ein Nachkomme einer Person die Han geheissen hat (oder so genannt wurde).

Mich beschäftigt schon lange die Ähnlichkeit der Familienwappen meiner Familie und desjenigen der Familie von Stürler, können Sie mir die Frage der Verwandtschaft beantworten? Sowie die Herkunft der Namen (Beruf? Ortschaft?). Herzlichen Dank. Lukas Türler

Martin Graf: Leider können wir zu heraldischen und genealogischen Fragen nichts sagen. Sie sind auch irrelevant im Hinblick auf die sprachliche Herkunft der Namen. Türler ist entweder ein Berufsname zu schwzdt. Türer, Türler ‘Türhüter’ oder ein Wohnstättenname zu einem Flurnamen, der das Element Tür- enthält, welches ‘Öffnung; auch Zaundurchlass’ oder auch ‘Türe des Dorfhags’ bedeuten kann. von Stürler ist hingegen ein Übername, abgeleitet zu schwzdt. stüren ‘stochernd reinigen’ bzw. mhd. stürn ‘stöbern, herumwühlen’ für eine besonders neugierige Person.

Mich interessiert die Herkunft/Ursprung/Bedeutung des Familiennamen Thürlemann. Bürgerort Waldkirch SG. Es ist der Name meines Mannes. Wir haben auch einen Stammbaum der bis 1703 zurückgeht.

André Perler: Neben Waldkirch ist Thürlemann auch noch in Häggenschwil SG alteingesessen und in den Varianten Dürlemann und Thürlimann auch noch in Wuppenau TG. Schon im Jahr 1385 ist im Thurgauischen Mettlen ein «Türlimann» belegt. Der Name ist wohl ein Wohnstättenname für jemanden, der an einem «Türli» wohnt, ähnlich wie Rüttimann zu «Rüti». «Türli» ist ein Flurname, der ursprünglich eine Tür/ein Tor in einem Hofhag oder einem Weidezaun bezeichnete (in Städten auch eine Tür oder ein Tor in der Stadtmauer).

lch habe mal gehört, dass Betsch der alemannische Begriff für den Bären (das Tier) sei. Stimmt das?

Martin Graf: Das ist mir leider nicht bekannt. Als Familienname ist Betsch ein Patronym und damit eine der vielen Kurz- und Koseformen für den im Mittelalter geläufigen Rufnamen Berchtold.

Mein Grossvater sagte mir, dass unser Familienname Hürlimann von «der Mann vom Hügel» abgeleitet wurde. Stimmt diese These oder gibt es eine andere Erklärung?

Martin Graf: Ja, das stimmt so in etwa. Es ist auf jeden Fall ein Herkunfts- oder Wohnstättenname auf -mann, der entweder zu einem Flurnamen Hörli gehört (belegt als “am Hürlin” in Teufen (AR) (etwa mit der Bedeutung ‘kleine, sumpfige Stelle’) oder zu einem Flurnamen Hürnli, einer Verkleinerungsform von Horn, das in Flurnamen Felsspitzen oder hornähnliche Ausläufer benennen kann. Im Fall der Zürcher Hürlimann ist mit einiger Sicherheit von einem Herkunftsnamen zum Hof bzw. Hofnamen Hörnli (älter Hürn(d)li) in der Gemeinde Hinwil ZH auszugehen.

Woher stammt der Nachname Brühwiler und was heisst/bedeutet er?

Martin Graf: Brühwiler ist ein Herkunftsname zum Ortsnamen bzw. Ort Brüewil, einem Weiler in der Gemeinde Gossau SG. Zu Brüewil selbst vgl. https://search.ortsnamen.ch/de/record/4009238

Meines Wissens ist der Name Jungen noch nicht im SRF vorgestellt worden. Man geht davon aus, dass die Jungens aus dem Wallis stammen und zwar vom Weiler Jungen, oberhalb Sankt Niklaus. Seit Jahrhunderten ist der Name in Elsigbach bei Frutigen beheimatet. Stimmt das mit dem Wallis, und wie ist die Herkunft des Namens zu verstehen? Mich interessiert ebenfalls, ob Jung, Jungo, Jungi, teils aus dem freiburgischen, eine ähnliche Namenherkunft haben.

Sandro Bachmann: Es ist nicht eindeutig zu bestimmen, ob der Familiename Jungen tatsächlich vom Weiler / der Alpe Jungen in St. Niklaus VS oder aus Frutigen BE stammt. Tatsächlich wird 1334 ein Johann Jungen urkundlich erwähnt, der in Törbel wohnhaft wahr. Dann wäre es ein Herkunftsname. Der Name der Alpe leitet sich vermutlich aus dem französischen jonc (zu lateinisch juncus) her, was 'Binse' bedeutet. Der Name könnte aber ebensogut ein Patronym mit schwachem Genitiv -en sein, wie es in alpinen Regionen häufig ist (vgl. Henzen, Franzen usw.), das vom Namen Jung abgeleitet ist und also 'Sohn des Jungen' bedeuten würde. Zumindest für die Oberwalliser Jungen kommen beide Erklärungsansätze infrage. Auf -o endende Namenformen wie Jungo sind typisch für den Raum Freiburg (sie kennzeichnen Patronyme und sind nach französischem Vorbild entsprechend Namen auf -od, -ot, -oz gebildet.) Inhaltlich ist der Name als Übername für ein jüngeres Familienmitglied zu deuten.

Heimatort Küssnacht a/R, Vater wanderte von dort nach Brunnen in den 30er Jahren. Ein Cousin verfolgte den Stammbaum einige Jahre lang und fand heraus, dass die Familie ev. ursprünglich aus Immensee stammen könnte. Ich weiss, dass es in BRD Ehrler und Erler gibt, weiss aber nicht, woher der Name stammt. Vielleicht haben die Spezialisten eine Idee oder «Verdacht».

André Perler: E(h)rler dürfte als Wohnstättenname zum häufigen Flurnamen Erle(n) oder Erli gebildet sein, der ein Erlengehölz bezeichnet. Von welchem der vielen Erle(n) oder Erli die E(h)rlers herkommen, lässt sich leider nicht sagen. Der Familienname Ehrler ist in neun Schwyzer Gemeinden alteingesessen. 1871 wurde er ausserdem als Erler in Sierre/Siders VS eingebürgert.

Ich habe den schönsten Nachnamen der Welt: Engel. Mein Heimatort ist Fischbach-Göslikon. Mein Vater hat mir immer erzählt, dass unsere Vorfahren im Aargau gelebt haben und Juden waren. Engel sei ein jüdischer Nachname. Stimmt das und weiss man, wann in etwa meine Vorfahren zum Christentum konvertiert sind? Was können Sie mir sonst noch über meinen Namen berichten?

Martin Graf: Es ist natürlich möglich, dass Engel (auch) ein jüdischer Name war, aber das ist nicht bei jedem «Engel» der Fall. In der Regel wird Engel als Kurzform von Rufnamen wie Engelbert, Engeltrud uä. erklärt, aber Engel ist auch ein verbreiteter mittelalterlicher Hausname, so dass ein Wohnstättenname ebenso in Frage kommt. Und zuletzt liest man auch, Engel sei als Über- oder sogar Kosename zu verstehen für eine besonders liebreizende Person. Alls weitere hier: https://familiennamen.ch/name/Engel

Welchen Ursprung und Hintergrund hat mein Name Kiener?

André Perler: Kiener ist ein Berufsname, und zwar ein ziemlich spezialisierter: Ein Kiener sammelte oder handelte mit «Kien», schweizerdeutsch «Chien», also Kienholz – das ist sehr harzhaltiges Holz, das vor allem zum Einfeuern gebraucht wurde. Möglich ist auch ein Berufsübername für einen Holzfäller oder einen Köhler.

Bedeutet der Name «Thüler» etwas und woher stammt er? Die Vorfahren meines Mannes stammen aus der Region Landiswil, Emmental.

Martin Graf: Thüler (auch Thüeler und Thüller) ist ein Wohnstättenname und bezieht sich auf die Ansässigkeit bei einer «Tüele», d.h. einer Vertiefung, Einsenkung im Gelände». Flurnamen vom Typ Tüele sind recht verbreitet in der Deutschschweiz.

Woher kommt der Name Kramer, Heimatort Galmiz. Hat er etwas mit „krämern“ zu tun?

Martin Graf: Genau, Kramer ist ein Berufsname zum mittelhochdeutschen Wort «krâmere, kræmer» mit der Bedeutung ‘Handelsmann, der seine Ware in einer krâme (einem ‘Verkaufsladen’) anbietet; Kleinhändler’.

Hallo, ich wollte meinen Nachnamen Wolf nachschlagen – fand ihn aber tatsächlich nicht. Ein Vorfahre war Niklaus Wolf von Rippertschwand. Können Sie mir mehr dazu sagen?

Martin Graf: Wolf ist einer der recht verbreiteten Namen (es gibt in der Schweiz über 4000 Namenträger) im deutschsprachigen Raum. In der Regel wird er als Patronym erklärt, also zu einem gleichlautenden Rufnamen Wolf oder als Kurzform etwa von Wolfgang. Daneben ist aber eine Deutung als Übername denkbar für einen kriegerischen, wilden Mensch o.ä. Weitere Informationen hier: https://familiennamen.ch/name/Wolf

Woher kommt der Name Bolliger? Mein Heimatort ist Schmiedrued AG. Soweit ich weiss, gibt es noch weitere Gemeinden, die zu Schmiedrued-Walde gehören und dass dort ‚Bolliger‘ heimatberechtigt sind. Jemand erzählte mir mal, dass sie ursprünglich aus Bolligen BE waren (bin in der Nähe aufgewachsen) und vor über 500 Jahren in den Aargau gezogen sind.

André Perler: Ja, Bolliger ist ein Herkunftsname zum Berner Ort Bolligen. Tatsächlich muss mindestens eine Person aus Bolligen vor Jahrhunderten in den Aargau ausgewandert sein, denn dort ist der Name in 12 Gemeinden alteingesessen. Die Bollinger, die im Kanton Schaffhausen alteingesessen sind, kommen wohl eher vom nahegelegenen Ort Bohlingen bei Singen D, und die Zürcher Bollinger vielleicht von Bollingen am oberen Zürichsee (Gde. Rapperswil-Jona SG).

Mein Familienname ist Langenegger. Unsere Vorfahren stammen aus Gais im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Haben Sie evtl. eine Herleitung des Familiennamens?

André Perler: Der Familienname Langenegger kommt in der Deutschschweiz mehrfach vor, von Langnau im Emmental bis nach Kriessern im St. Galler Rheintal. Diese Namen dürften an den verschiedenen Orten unabhängig voneinander entstanden sein. Langenegger ist ein Wohnstättenname zu einem Hof oder einer Flur namens Langenegg ('das längliche Gebiet an einer Geländekante') – diesen Flur- und Hofnamen gibt es ebenfalls zahlreich in der ganzen Deutschschweiz. Die Gaiser Langenegger kommen am wahrscheinlichsten vom nahe gelegenen Hof Langenegg in der Innerrhoder Gemeinde Schwende-Rüte. Aber auch in Rehetobel und Stein AR gibt es Höfe oder Weiler namens Langenegg.

Woher kommt der Name Geuggis?

André Perler: Laut dem Schweizerdeutschen Wörterbuch Idiotikon ist ein «Geuggis/Gäuggis» ein 'Geck', also eine eitle, angeberische Person, oder auch ein 'Narr'. Damit gehört der Familienname Geuggis (alteinheimisch in Eschenz und Lanzenneunforn TG) in die Kategorie der Übernamen.

Woher stammen die beiden Nachnamen Gallati und Willimann? Haben die Namen eine Bedeutung?

Martin Graf: Gallati ist bis heute nicht restlos geklärt. Es handelt sich sicher um einen rätoromanischen Namen, der mit dem Bündner Namen Jalett etymologisch identisch ist, der seinerseits wohl mit lateinisch Gallus 'Hahn' zu tun hat (Motiv unklar). Willimann ist ein Patronym zum Rufnamen Willi (einer Kurzform von Wilhelm), erweitert um das suffixähnliche -mann, das vielfach verkleinernde Funktion haben konnte und in diesem Fall einfach den 'kleinen Willi' meinte (also den Sohn).

Mein Heimatort ist Obersiggenthal im AG. Was bedeutet mein Nachname Brichmeier? Ein Meier bei einer Birke, Zweig, Stecken oder so?

Martin Graf: Sie meinen vermutlich «Birchmeier», oder? Die Aargauer Namen auf -meier sind Präzisierungen von Personen die «Meier» heissen, in diesem Fall: «die Person mit Namen Meier, die im Birch wohnhaft ist». Birch meint 'Birkengehölz.

Kann etwas über Herkunft und Deutung/Ableitung des Namens TELLER ausfindig gemacht werden? Mein Heimatort ist Remetschwil AG.

Sandro Bachmann: Remetschwil AG ist der einzige Ort, an dem der Familienname Teller altverbürgert ist. Möglich sind zwei Erklärungen: Entweder es handelt sich um einen Wohnstättenname nach dem Wohnort an oder in einer Delle. Oder der Name ist (wie Theler und Dähler) ein Wohnstättennamen zu einem Ort, wo Teelen/Däälen wachsen. Das Wort Teele/Dääle ist im westlichen Schweizerdeutschen die Bezeichnung für die Föhre und geht auf frankoprovenzalisch «dâlye» zurück, welches seinerseits aus dem Keltischen entlehnt ist. Angesichts der geografischen Verbreitung des Namens Teller ist die erste Erklärung wohl etwas wahrscheinlicher.

Mein Familienname von Gunten befindet sich scheinbar nicht auf der Liste. In der Schule hat man uns gesagt, er datiere etwa aus dem 12. Jahrhundert. Leute, die von Gunten (Thunersee) nach Sigriswil gezogen seien, habe man von Gunten genannt (von bitte klein geschrieben). Ist das so einfach oder haben Sie andere Informationen?

Martin Graf: Laut Historisch-biographischem Lexikon der Schweiz (Band 4, S. 17), ist der Name seit 1318 belegt, aber es kann gut sein, dass es schon frühere Belege gibt. Was Sie zur Namensherkunft sagen, stimmt aber wohl: Es handelt sich um einen Herkunftsnamen zum Ort Gunten. Das «von» drückt einfach Herkunft aus und ist kein Adelsprädikat.

Hat mein Familienname Nussbaumer wirklich etwas mit dem Nussbaum zu tun und wenn ja, was?

Sandro Bachmann: Nussbaumer ist ein Herkunftsname zu einem der häufigen Orts- und Flurnamen Nussbaum/Nussbaumen. So wurden Örtlichkeiten bezeichnet, an denen viele Nussbäume (z.B. Walnussbäume im Appenzellerland) wuchsen, d.h. dass der Familienname indirekt tatsächlich etwas mit einem Nussbaum zu tun hat!

Woher kommt mein Nachname Mürschberger her und welche mögliche Bedeutung hat er?

André Perler: Wenn ich das richtig sehe, kommt der Familienname Mürschberger aus Oberfranken. Am weitersten verbreitet ist er im Landkreis Forchheim, wo auch die Orte Ober- und Niedermirsberg liegen. Diese Orte tauchen in alten Quellen auch als «Mürschberg» auf. Mürschberger dürfte also ein Herkunftsname zu diesem oberfränkischen Ort sein.

Aschwanden, schrieb man früher: an der Schwanden oder im Urnerland :a Schwanden, stimmt das? Schwanden kommt von schwinden, dort wo der Wald gerodet wurde! Mein Heimatort ist : Seelisberg UR.

Martin Graf: Alles richtig! Der Name bedeutet 'bei der Rodung'.

Mich interessiert, von wo mein Name herkommt: Thöny (Bürger von Grüsch GR).

Sandro Bachmann: Thöny ist einer der vielen Familiennamen, die sich aus dem Taufnamen Antonius oder Anton gebildet haben. Thöny ist dementsprechend ein Vatername, also ein Rufname, der später an die Nachfahren weitergegeben wurde.

Woher kommt mein Name als ledige Frau: Bitzi? Mein Heimatort als ledige Frau war Schüpfheim LU.

Sandro Bachmann: Für den Familiennamen Bitzi gibt es zwei mögliche Erkärungen: Wahrscheinlich handelt es sich um einen Vaternamen, basierend auf einer Kurzform des Heiligennamens Sulpicius. Ebenfalls möglich (aber weniger wahrscheinlich) ist ein Wohnstättenname zum mittelhochdeutschen Wort «biziune», welches ‘Einzäunung, eingehegter Ort» bedeutet (also die gleiche Herkunft hätte wie der Familienname Inderbitzin).

Ich heisse zum Nachnamen «Dällenbach». Gerne würde ich wissen, woher dieser Name kommt. Mein Heimatort liegt in Linden, Kanton Bern. Leider habe ich keine Vermutung dazu, woher der Name kommt.

Sandro Bachmann: Der Familienname Dällenbach ist ein Herkunftsname zum gleichnamigen Bach. «Dälle, Dääle» bedeutet Föhre, der Dällebach floss also durch einen Föhrenwald. Dälle geht auf das frankoprovenzalische «dâlye» für «Föhre» zurück.

Ich bin lange davon ausgegangen, dass mein Name, Vonlanthen, ein Herkunftsname ist. Nach der Podcastfolge über Familiennamen bin ich mir allerdings nicht mehr sicher, da es in der Gemeinde Schmitten (zu der ja auch Lanthen gehört) sehr viele Vonlanthens gibt.

André Perler: Die Unterscheidung zwischen Wohnstätten- und Herkunftsnamen ist nicht immer einfach. Gerade bei Weilern, die regional bekannt sind, wie auch Lanthen in der Gemeinde Schmitten, kommt beides in Frage. Entweder wurde eine Person also nach ihrem Wohnsitz in Lanthen «von Lanthen/Vonlanthen» genannt, oder aber weil sie von Lanthen woanders hingezogen war. Möglicherweise passierte sogar beides nebeneinander, denn der Familienname Vonlanthen ist sowohl in der Gemeinde Schmitten als auch in vielen umliegenden Gemeinden altverbürgert.

Ich wüsste gern, woher der Familienname Gillmann ursprünglich stammt und welche Bedeutung ihm zugrunde liegt. Zu finden ist er hauptsächlich im Berner Oberland. Doch auch in Deutschland ist er häufig anzutreffen.

Martin Graf: Soweit man weiss, ist Gillmann ein Patronym, zusammengesetzt aus dem Rufnamen Gill (der zu Aegilius einer Nebenform von Aegidius gehört) und dem populären, aber vielfach völlig bedeutungslos gewordenen Endungswort -mann. Es ist aber möglich, dass die deutschen Gillmann anders zu erklären sind.

Mein Familienname ist Zahn, mein Heimatort Gerzensee. Lässt sich da etwas zur Herkunft sagen?

Sandro Bachmann: Zahn ist ein Übername für eine Person mit einem auffälligen Zahn. In einer Zeit, in der Zahnhygiene noch keinen so hohen Stellenwert hatte, konnten auffällige Zahnstellungen, kranke, verfärbte, hervorstehende und fehlende Zähne Anlass zu Spottnamen geben. Wie immer bei Übernamen gilt diese Charakterisierung aber natürlich ausschliesslich für den ersten Namensträger und nicht für Personen, die heute den Namen Zahn tragen.

Unser Name ist Anderes, er ist hier in Egnach sehr verbreitet. Wir sind auch Bürger von Egnach.

Sandro Bachmann: Anderes ist (wie auch der Name Andres) ein Vatername zum Rufnamen Andreas. Den Namen Anderes hat man also an die Nachkommen einer Person mit dem Namen Andreas weitergeben. Durch häufiges, schnelles Aussprechen des Namens Andreas entstanden Formen wie Andres oder Anderes.

Was hat es mit meinem Nachname Jendly auf sich? Was ich bereits weiss, dass er aus der Region Freiburg/Düdingen stammt. Was bedeutet der Name und wie alt ist er?

Martin Graf: Ja, es ist ein typischer Freiburger Name (Düdingen, Fribourg, St.Ursen), wohl ein eingedeutschter Diminutiv des franz. Rufnamens Jean.

Burger von Gränichen AG. Von wo kommt der Name Schaffner und was bedeutet er? Wie wurde der Name gebildet? Was hat er für eine Geschichte?

Martin Graf: Schaffner ist ein Berufsname zu mhd. schaffenære, schaffener ‘Anordner, Aufseher, Verwalter, Schaffner’ für eine Person, der in einem Gemeinwesen bestimmte Verwaltungsaufgaben oblagen. Alt eingesessen ist der Name in zahlreichen Gemeinden der Kantone AG und BL, aber auch im Jura und im Schaffhausischen Siblingen gibt es Schaffner mit sehr altem Bürgerrecht.

Wann und von wo ist der Nachname SURI in die Schweiz gekommen?

André Perler: Der Berner Seeländer und Oberaargauer Name Suri (auch Sury und das Solothurner Patriziergeschlecht von Sury) geht vielleicht als Wohnstättenname auf einen gleichlautenden Flurnamen zurück. Im Kanton Solothurn sind zwei davon belegt, einmal in Stüssligen und einmal in Ichertswil-Lüterkofen, im Berner Seeland einer bei Gurzelen. Als Flurname bedeutet «Suri» 'nasses, kieselsäurehaltiges Kulturland'. Eine andere Möglichkeit wäre die direkte Ableitung vom Adjektiv «suur» als Übername für jemanden, der hart, böse, schlimm oder grimmig wirkt – das waren im Mittelalter alles Bedeutungen von «suur».

Woher kommt der Name Riedener und was bedeutet er?

Martin Graf: Riedener ist mit einiger Wahrscheinlichkeit ein Herkunftsname zum Örtlichkeitsnamen bzw. Ort Rieden, einem Dorf in der Gemeinde Gommiswald SG. Der Ortsname selbst bezieht sich auf mittelhochdeutsch «riet» ‘mit Schilf bewachsenes Gelände’.

Familienname Schneiter. Heimatort Fahrni. Der Name ist um Thun noch gläufig. Wird sonst viel falsch geschrieben. In Stalden VS bin ich auf das Wort «schneiten» gestossen, was ungefähr bedeutet, Sträucher, Wald zurückschneiden. Weil die Walser eingewanderte Allemannen sind, vermute ich den Hintergrund in einer Berufsbezeichnung. Das es etwas mit «eingeschneiter» zu tun hat glaub ich nicht.

Martin Graf: Genau, mit Schnee hat der Name nichts zu tun, sondern, er geht auf einen der zahlreichen Örtlichkeitsnamen vom Typ «Schneit» zurück, die etwa ‘durch den Wald gehauener Weg; Durchstich’ bedeuten. Auch das von Ihnen genannte 'schneiden, entästen' ist als Motiv denkbar.

Ich habe mich schon immer gefragt, wie der Name Schneeberger entstanden ist. Den Schneebergers haben ja wohl keine Schneeberge gehört und sie waren auch nicht nur auf Schneebergen wohnhaft. Mein Heimatort ist Orpund BE, meine nähere Familie und Verwandtschaft leben in Stammheim und Umgebung.

Sandro Bachmann: Schneeberger ist ein Wohnstättenname zu einem der Flurnamen Schneeberg. Örtlichkeiten mit diesem Namen zeichnen sich meist durch eine erhöhte, nach Osten hin orientierte Lage aus, wo der Schnee besonders lange liegen blieb. (Für weitere Informationen zum Namen Schneeberger hören Sie doch die Schnabelweid-Sendung am Donnerstagabend auf Radio SRF 1, dort wird dieser und andere «-berger"-Namen zufälligerweise diese Woche besprochen!)

Sind Ihnen vielleicht Hinweise bekannt, ob sich der Familienname Bratschi meiner Vorfahren mütterlicherseits von der Ortschaft Bratsch VS ableiten könnte?

André Perler: Bratschi ist ursprünglich ein Übername – entweder für eine dicke, plumpe Person oder für eine geschwätzige Person. Wie immer ist hier zu betonen, dass diese Bezeichnung keine Selbst-, sondern eine Fremdzuschreibung war, und dass sie nur den ersten Namensträger betraf. Zum Ortsnamen Bratsch VS sehe ich keinen Zusammenhang.

Ich weiss dass im Aargau und im Kanton Bern mein Nachname häufiger vorkommt. Anderseits hat ein Grossonkel von mir mal gesagt dass Urben aus der Westschwriz stammt. Woher kommt nun mein Familienname und was bedeutet er?

André Perler: Soweit ich das sehe, ist Urben kein west- sondern ein Deutschschweizer Name. Alteingesessen ist er in Inwil BE sowie in Zeiningen und Möhlin AG. Gleich daneben, in Maisprach BL, gibt es noch die Variante Urban. Beide Namenformen gehen auf den Personennamen Urban zurück. Der erste Namenträger hat also den Vornamen seines Vaters (Urban) als Familiennamen bekommen – bei der Variante Urben zusätzlich mit der Genitiv-Endung «-en». Urben bedeutet also 'des Urben Sohn, Nachkomme des Urban'.

Ich bin Bürger von Altendorf. Was bedeutet mein Nachname Züger?

Martin Graf: Züger ist eine kontrahierte (zusammengezogene) Form von mittelhochdeutsch «ziug-hērre, ziug-hërre» mitr der Bedeutung ‘Aufseher über das Kriegs- oder Handwerksgerät’. Er stand also für eine Person, die als Zeugmeister die Aufsicht über Ausrüstungs- und Werksmaterial innehatte.

Was bedeutet der Nachname «Siever» und woher kommt er?

Martin Graf: Der Name Siever stammt aus Deutschland (besonders häufig kommt er im Raum Hannover und im westlichen Teil von Nordrhein-Westfalen vor) und ist ein Patronym zum gleichlautenden Rufnamen «Siever», einer niederdeutschen Form von «Siegfried».

Die Schreibweise unseres Familiennahme Küntzel mit „tz nach n“ ist ungewöhnlich, wenn man die schulisch erlernten Regeln anwendet. Gibt es dazu sprachliche oder geografische Herleitungen?

Martin Graf: Die Namenschreibung funktioniert vielfach nach ganz eigenen Regeln. Manchmal stecken tatsächlich regionale, dialektale Schreib- und Aussprachetraditionen hinter einer Namenform, vielfach hat man Namen aber auch ganz absichtlich abweichend von gängigen orthographischen Konventionen verschriftet, um quasi auszudrücken: «Hallo, ich bin ein Name!», um eine Verwechslung mit dem vielleicht gleichlautenden Gattungswort auszuschliessen. Und zuletzt hat man bei zahlreichen Namenträgern innerhalb einer kleinen Sprechergruppe auch vielfach verschiedene Schreibungen eingeführt, um Familien voneinander abgrenzen zu können.

Wo kommt unser Name Straub her? Der Urgrosvater war Gemeinderat in Belp. Leider ist uns sonst nichts bekannt. Das Familienwappen enthält eine Schraube.

Sandro Bachmann: Straub gehört (wie auch die Namensformen Strub und Strübin) zum schweizerdeutschen Adjektiv «strub» und bedeutet «rau, kraus, struppig». Straub ist also ein Übername nach den krausen oder struppigen Haaren einer Person. verdeutlicht wird dies etwa auch durch den Familiennamen Straubhaar. Wie immer bei Übernamen gilt diese Charakterisierung aber natürlich ausschliesslich für den ersten Namensträger und nicht für Personen, die heute den Namen Straub tragen.

Uns interessiert unser Nachname „John“, ursprünglicher Heimatort Eiken.

Sandro Bachmann: John ist ein Patronym zum Rufnamen Johann. John heissen also die Nachfahren einer Person mit dem Namen Johann. Der Rufname Johann ist seinerseits eine Kurzform zum biblischen Rufnamen Johannes mit der Beudeutung ‘Jahwe hat Gnade erwiesen’. Im späten Mittelalter, zur Zeit der Bildung der Familiennamen, war der Rufname Johann(es) der häufigste Rufname überhaupt.

Mein Familienname ist Heeb, Bürgerort Altstätten im St. Galler Rheintal. Mein Vater sagte immer wir sind Ploner Heeb. Plona liegt am Fusse vom Hohen Kasten im Rheintal. Was bedeutet unser Name Heeb?

Sandro Bachmann: Der Familiennamen Heeb geht auf die Freiherren von Hewen zurück, die ihren Stammsitz im Hegau nördlich von Schaffhausen hatten. Hewen bzw. Hohenhewen bedeutet «die Erhebung» bzw. die «hohe Erhebung».

Woher kommt der Familienname Stoffel? Anzutreffen in Deutschland, der Ostschweiz und im Oberwallis.

Sandro Bachmann: Stoffel ist ein Patronym zur Kurzform des Rufnamens Christoffel. Der Name Stoffel wurde also an die Nachfahren einer Person vergeben die Stoffel geheissen hat (oder statt der Langform Christoffel so genannt wurde).

Von wo kommt der Name Kleiner. Mein Heimatort ist Egliswil AG.

Sandro Bachmann: Kleiner ist als Übername für eine Person von schmächtigem, kleinem Körperbau zu verstehen. Wie immer bei Übernamen gilt diese Charakterisierung aber natürlich ausschliesslich für den ersten Namensträger und nicht für Personen, die heute den Namen Kleiner tragen.

Unser Familien Name Schweizer kommt ursprünglich aus der Ostschweiz. In unserem Familienwappen ist ein Soldat mit Helebarde zu sehen. Waren unsere Vorfahren Söldner?

Martin Graf: Ja, das ist gut möglich. Primär bedeutet Schweizer zwar (in der Schweiz selbst) «der aus Schwyz stammt» (also aus dem Kantonshauptort) oder (ausserhalb der Schweiz) «der aus der Schweizerischen Eidgenossenschaft stammt»; allerdings sind früh auch die weiteren Bedeutungen 'Söldner; Bauer oder Pächter, der Viehzucht mit Milchwirtschaft betreibt, Betreiber einer Meierei; Melker; Konditor’ bezeugt, da Schweizer im Ausland vielfach mit der Tätigkeit gleichgesetzt wurden, die sie ausübten.

Der Nachname Zellweger? Immer wieder mal höre ich, dass irgendein berühmter Verrat an einem König (?) von einem Zellweger gegangen worden sei …? Wissen Sie etwas dazu?

André Perler: Zellweger ist ein Wohnstätten- oder Herkunftsname zum Weiler Zellweg bei Gais AR. Der Ortsname Zellweg bedeutet '(Siedlung am) Weg nach AppenZELL'. Über historische Verwicklungen von Zellwegers kann ich leider nichts sagen – dazu wären nicht sprachwissenschaftliche, sondern historische oder genealogische Nachforschungen nötig.

Gerne würde ich wissen, woher der Familienname Hertig, Heimatort Lauperswil herkommt.

Sandro Bachmann: Hertig (1389 noch Herting) ist ein Vatername zum Namen Hert. Gebildet wurde er mit dem Suffix -ing/-ig, mit dem früher häufig die Familienzugehörigkeit ausgedrückt wurde. Hert wiederum ist entweder ein Übername für einen hartherzigen Menschen oder seinerseits ein Vatername zum althochdeutschen Kurznamen Herto.

Unser Geschlecht kommt vom Entlebuch. Schon lange wundert es uns, was Roth wohl bedeutet.

André Perler: Im Namen Roth (auch Rot oder Rott geschrieben) steckt das Farbwort 'rot'. Dazu gehört übrigens auch Röthlin. Der Namen bezieht sich höchstwahrscheinlich auf eine auffällig rote Haar- oder Bartfarbe des ersten Namensträgers. Allenfalls bezog sich der Name ursprünglich auch auf eine Charaktereigenschaft, denn 'rot' bedeutete im Mittelalter auch 'falsch, listig' (weil man diese Eigenschaften Rothaarigen zuschrieb, ev. auch im Zusammenhang mit der Fellfarbe des ebenfalls als listig geltenden Fuchses).

Gerne würde ich mehr über die Herkunft des Namens «Zurkinden» wissen. Bekannt ist mir nur die Ableitung von «zu den Khinden». P.S. Leider finde ich meine Arbeit während des Studiums (bei Martin Graf) über die Herkunft der Freiburger Namen nicht mehr.

Martin Graf: Soweit es sich auf die Schnelle sagen lässt, handelt es sich bei Zurkinden um eine Zugehörigkeitsbezeichnung für jemanden, der zur Knappenschaft gehörte (mhd. kint bedeutet nebst 'Kind' auch Edelknabe, Knappe') im Zusammenhang des mittelalterlichen Gefolgschaftswesens. Ganz sicher ist es aber nicht.

Was ist die Herkunft meines Namens Hoch und seine Bedeutung?

André Perler: Im Namen Hoch steckt das Adjektiv 'hoch'. Zur Deutung gibt es drei Möglichkeiten: Entweder wurde der erste Namensträger nach seiner hoch gelegenen Wohnstätte benannt. Oder der Name bezieht sich auf den hochgewachsenen Körper der Person. Oder aber die Person war stolz, arrogant, vornehm oder laut, was im Mittelalter ebenfalls alles als «hoch» bezeichnet werden konnte.

Ich interessiere mich für die Herkunft des Namens Schriber. Die Familie hatte lange Heimatort Risch im Kanton Zug. Gibt es verschiedene Stränge Schriber (in der Innerschweiz)? Hat der Familienname Schriber etwas mit dem Beruf des Schreibers zu tun?

André Perler: Ja, «Schriber» ist die mittelhochdeutsche und schweizerdeutsche Form von «Schreiber», also ein Berufs- bzw. Amtsname. Und ja, es gibt verschiedene Schriber/Schryber/Schreiber-Zweige, die unabhängig voneinander entstanden sind. Das Amt oder der Beruf des Schreibers war im Mittelalter sehr wichtig und angesehen, weil der Grossteil der Menschen nicht schreiben konnte.

Was bedeutet der Name Zwahlen?

Martin Graf: Der Name Zwahlen ist aufzulösen als d's Walen, also 'des Walen', damit der Nachkomme einer Person namens Wa(h)l. Letzterer bedeutet soviel wie 'Welscher, Romane'.

Mich interessiert, woher mein Nachname Harnischberg kommt. Wie sind die Zusammenhänge. Heimatort habe ich Mühleberg.

Martin Graf: Harnischberg ist sehr wahrscheinlich ein Wohnstättenname zu einem der beiden gleichlautenden Örtlichkeitsnamen Harnischberg in Ostermundigen oder Muri bei Bern.

Woher kommt ursprünglich der Name Amrein? Heimatberechtigt Schwarzenberg LU.

Martin Graf: Amrein (auch Amrhein) ist ein Wohnstättenname, der aus der Präposition am und dem Wort Rein, Rain (‘lang gestreckter Abhang, unbebauter Grenzstreifen zwischen zwei Äckern’) zusammengesetzt ist. Er bezieht sich auf jemanden, der an einem solchen Hang oder Streifen wohnhaft war.

Welche Bedeutung hat der Name Inäbnit und weiss man wo er ursprünglich herkommt?

Martin Graf: Inäbnit stammt ursprünglich aus Grindelwald und Wilderswil im Berner Oberland, und es handelt sich um einen Wohnstättennamen zu einer Verbindung der Präposition in und des Ortsnamens Äbnit für eine Person, die in flachem Gelände wohnhaft war.

Woher stammt der Familienname Horlacher, Heimatort Umiken AG. Gemäss einer Notiz auf unserem Familienwappen sollen sie ursprünglich alte Landleute von Unterwalden sein, wo sie angeblich schon im 1190 erwähnt werden.

André Perler: Vermutlich ist der Familienname Horlacher (wie auch die Variante Harlacher) von einer Flur oder einem Ort namens «Horlache/Harlache» abgeleitet. Davon gibt es in der ganzen Deutschschweiz mehrere. Hor- oder Harlache bezeichnet eine dreckig-nasse Stelle im Gelände. Horlacher oder Harlacher ist also wohl ein Wohnstättenname: Der erste Namensträger wohnte an einem Ort mit diesem Namen.

Ich wollte schon immer wissen, woher mein ursprünglicher Familienname stammt und was er bedeutet: «Grolimund» Heimatort ist Trimbach SO.

Sandro Bachmann: Grolimund lässt sich nicht eindeutig erklären. Der Name könnte evtl. aus dem Französischen stammen. Dann würde man den Namen als zweigliedrigen Namen Gros-Limond interpretieren. Das erste Glied gros bedeutet ‘gross’ (wie z.B. bei Grosjacques, Grosjean usw.) und das Grundwort Limond wäre von einem der gleichlautenden Ortsnamen abgeleitet.

Was bedeutet der Name Looser und woher kommt er? Stimmt es, dass reformierte Familien Looser hiessen und katholische Loser?

Martin Graf: Die Namen sind nicht ganz eindeutig zu erklären: Sie gehören entweder zu mhd. lōsen, loesen ‘mit Geld auslösen’ für den Bauern, der von seinem Gut das Pfand abgelöst hat und es fortan frei besitzt, oder sie sind Übernamen zu mhd. lōsære ‘Heuchler, Schmeichler’ oder mhd. losære ‘Horcher’.

Ich habe mal gehört, dass der Nachname Kegel vom Spruch «mit Kind und Kegel» kommt und Kegel die unehelichen Kinder sind. Stimmt das oder was bedeutet der Name Kegel?

Sandro Bachmann: Mit der Phrase «Kind und Kegel» hat der Familienname Kegel nichts zu tun. Es handelt sich um einen Übernamen – entweder für einen besonders kleinen oder für einen übergewichtigen Menschen. Mit dem Übernamen wurde also auf die Körpergrösse oder das Körpergewicht angespielt. Wie immer bei Übernamen gilt diese Charakterisierung aber natürlich ausschliesslich für den ersten Namensträger und nicht für Personen, die heute den Namen Kegel tragen.

Wie kam es zu Familien Namen wie König, Kaiser etc., ohne dass diese gleich geköpft wurden?

Martin Graf: Da ich selber «Graf» heisse, antworte ich gerne auf diese Frage ;-) Namen dieses Typs sind schwer zu erklären. Manchmal beziehen sie sich auf eine mittelalterliche Theaterrolle (wo es immer mal wieder einen Papst, einen König, einen Kaiser uä. brauchte), manchmal auf einen direkten Untergebenen eines solchen Amtsträgers -- in aller Regel sind es allerdings Übernamen für Personen, die sich benommen haben, wie man es solchen Amtsträgern unterstellte: grossmäulig, autoritär, wichtigtuerisch uä.

Woher kommt mein Nachname Lutz?

Martin Graf: Lutz ist eine Kurzform des Rufnamens Ludwig und damit ein Patronym. Die Wortbildung ist dieselbe wie bei Fritz aus Friedrich, Heinz aus Heinrich usw.

Der Name Bühler oder Buehler gibt es auf der ganzen Welt. Was kann man dazu sagen? Woher kommt der Name?

Martin Graf: Bühler, Buehler uä. sind Ableitungen auf -er, die eine Zugehörigkeit zu einem Ort namens Bühl ausdrücken. Bühl, Bühel, Büel usw. ist das alte Wort für unser heutiges «Hügel». Der Name Bühler ist also ein Wohnstättenname für jemanden, der auf oder bei einem Hügel gewohnt hat bzw. an einem Ort, der Bühl heisst.

In meiner Heimatgemeinde Arth SZ werde ich Bernhard Kamer als 'Chamer' angesprochen. Wir sollen vor Urzeiten von Cham her (über den Zugersee?) gekommen sein.

Sandro Bachmann: Der Familienname Kamer stammt ursprünglich aus Cham, ein Kamer ist also tatsächlich ein Chamer.

Kann es sein, dass der Familienname Schluep (Heimatort Schnottwil SO) vom Wort schluepen abstammt und den Abbau von Stein meint?

Sandro Bachmann: Schluep ist ein Patronym/Vatername. Er geht auf den ahd. Rufnamen Sluopo (o.ä.) zurück. D.h. Slueps sind Nachfahren einer Person namens Sluopo.

Nach meinen Abklärungen sind die Goldenberger seit ca 1550 in Schmiedrued AG ansässig. Vermutlich aus dem Bereich Winterthur zugewandert. Ist die Abstammung jüdisch oder aus dem Adelsgeschlecht «Goldenberg(er)? Es gibt auch in Amerika und dem Elsass Ableger (auch Ungarn und Nachbarländer). Ich konnte aber noch keine Verbindungen feststellen. Insgesamt gibt es weltweit nur etwas mehr als 100 Namen von Goldenberger.

Sandro Bachmann: Goldenberger ist ein Wohnstättenname zu einem Flurnamen Goldberg oder Goldenberg. Die Winterthurer Goldenberger haben ursprünglich aller Wahrscheinlichkeit nach am Goldenberg in Winterthur gewohnt. (Für weitere Informationen zum Namen Goldenberger hören Sie doch die Schnabelweid-Sendung am Donnerstagabend auf Radio SRF 1, dort wird dieser und andere «-berger"-Namen zufälligerweise diese Woche besprochen!)

Kann vom kurzen Nachnamen Ott nichts ableiten.

Sandro Bachmann: Ott ist eine Kurzform zu einem alten germanischen Namen, der aus zwei Elementen besteht, wobei das erste Element das althochdeutsche Wort «ôd» ist und ‘Reichtum, Besitz, Erbgut’ bedeutet. Von diesem ersten Element ist (wie auch Otto) der Name Ott abgeleitet.

Aemisegger stammt aus dem Toggenburg. Bürger von Wattwil. Ursprung St. Peterzell? Dort gibt es ein Altersheim mit dem Namen «Aemisegg». Was könnte der Name bedeuten? Schrieb man den Namen früher eventuell Emmensberger? Könnte es mit dem Getreide «Emmer» zu tun haben? Woher kamen die Leute? Besten Dank für ihre Nachforschungen und der Antworten auf meine Fragen.

André Perler: Aemisegger ist auf den Weiler Ämisegg in der Toggenburger Gemeinde Neckertal zurückzuführen. Der erste Namensträger wohnte dort oder zog von dort woanders hin – es handelt sich also entweder um einen Wohnstätten- oder um einen Herkunftsnamen. Der Weilername Ämisegg wird vom St. Galler Namenbuch als 'Egg des Ermîn', also als 'die bei einer Geländekante liegende Flur einer Person namens Ermîn' gedeutet. Der früheste Beleg für den Weilernamen lautet «Emissegg» (von 1540).

Können Sie mir sagen, woher die Namen Schneuwly und Siffert kommen. Das waren die Namen meiner Eltern. Ich würde mich sehr freuen, wenn es Platz hat und Sie darüber etwas zu berichten wissen. Ich bin Freiburgerin, aufgewachsen in Schmitten und mittlerweile wohnhaft in Unterseen bei Interlaken.

André Perler: Schneuwly wird wie etwa auch Schneebeli auf 'Schneeli, kleiner Schnee' (alte Form «Schneüwlin») zurückgeführt und könnte eine Person bezeichnet haben, die schneeweisses Haar hatte. Siffert ist eine verschliffene Form des Personennamens Siegfried. Der erste Namensträger bekam den Beinamen Siffert nach dem Vornamen seines Vaters. Beste Grüsse von einem Wünnewiler!

Ich bin Bürger von Strengelbach. Mich interessiert die Herkunft meines Familiennamens Humm.

Martin Graf: Alt eingesessen in Kirchleerau und Strengelbach AG, der Name ist ein Patronym, Kurzform zu einem Rufnamen, dessen Erstglied auf ahd. hun (mit unklarer Etymologie) zurückgeht, wie in Humbertus, Humbold uä.

Woher stammt der Name Furler?

André Perler: Furler lässt sich auf den Weiler Furle(n) bei Lausen BL zurückführen – heute ist es ein Quartier. Es handelt sich also um einen Wohnstättennamen – der erste Namensträger hat dort gewohnt. Im Weilernamen Furle steckt wohl die Verkleinerungsform von schweizerdeutsch «Fure"/"Fore» 'Föhre, Fichte'. Dort stand früher wohl ein einzelner Baum oder ein Föhrenwäldchen.

Woher kommt der Name Hettinger? Meine Vorfahren, von Beruf Schneider, sind ins Bündnerland eingewandert und vor rund hundert Jahren in Zug sesshaft geworden. Gibt es Quellen zur Nachforschung?

André Perler: Der Familienname Hettinger wurde im 20. Jahrhundert in mehreren Schweizer Gemeinden eingebürgert, jeweils aus Deutschland. So auch 1903 in Tartar GR. Hettinger ist ein Herkunftsname zu einem Ort Hettingen. Davon gibt es zwei in Baden-Württemberg und einen im französischen Département Moselle (heute Hettange-Grande). Es ist anzunehmen, dass die in der Schweiz eingebürgerten Hettinger von einem der Hettingen in Baden-Württemberg abstammen.

Stoll – woher leitet sich der Namen ab? Stollen? Die Vorfahren stammen wohl aus dem Süddeutschen Raum nahe der Grenze in der Region Schwarzwald.

Martin Graf: Es ist wohl ein Übername zu mhd. stolle, schwzdt. Stoll(e[n]) ‘Stütze, Unterlage, Gestell, Pfosten, Fuss usw.’, nach allgemeiner Ansicht im übertragenen Sinne für einen untersetzten, stämmigen, kräftig gewachsenen Menschen.

Was bedeutet “Flury” als Nachname und wer hatte die Idee für den Nachnamen “Hübscher”? Mein Grossvater sagte immer zu mir “Du bisch es ganz es hübsches, aber ig bi immer no dr Hübscher” – hat dieser Nachname wirklich etwas mit dem Aussehen zu tun?

Martin Graf: Hübscher ist ein Übername zu mhd. hübeschære ‘Hofmacher, galanter Mann, Lustigmacher, auch Buhler’ wohl für einen Schöntuer, einen Galan oä. Und Flury ist ein Patronym, basierend auf dem Rufnamen Florinus ‘der Blühende’, der besonders im rätischen Alpenraum beliebt war.

Ich möchte mehr zum Namen “Nafzger” wissen. Meine Mutter hiess ledig so und sie weiss nicht woher dieser Name kommt und was er bedeutet. Inzwischen ist sie 89 Jahre alt und sie weiss es immer noch nicht.

André Perler: Nafzger ist ein Übername für eine Person, die schläfrig ist oder gerne schläft. Der Übername ist vom mittelhochdeutschen Verb «nafzen» abgeleitet, das 'schlummern' bedeutete.

NEF = Nicht erfüllt (Abkürzung im Militär) Ich gehe davon aus, dass mein Familienname einen anderen Ursprung hat. Soweit ich weiss, Näf (Toggenburg), Neff (Ai) und Nef (AR) Habt ihr mehr Infos hinsichtlich meinem Familiennamen?

Martin Graf: Ja, diese Namengruppe (Näf, Naef, Naeff, Näff, Nef, Neff) wird als Übername zu mhd. nëve, nëf ‘Neffe, meist Schwestersohn, auch Mutterbruder’ gewertet, im weiteren Sinne auch ‘Verwandter allg.’, in der älteren Mundart im Schwzdt. auch ‘Enkel’. Man bezeichnete damit wohl einfach einen (spezifischen) Verwandten.

Mich würde die Bedeutung von meinem Familiennamen Holderegger interessieren. Der Name ist ja vor allem in den Kantonen AR und AI verbreitet und mein Bürgerort ist Gais AR. Ich nehme an der zweite Teil vom Namen beschreibt das meine Vorgänger an einer Ecke gewohnt haben, aber was bedeutet das Holder?

Sandro Bachmann: Holderegger ist ein Herkunftsname zu einem der Orte bzw. Ortsnamen Holderegg. Er ist in Appenzell AI sowie Gais und Stein AR altverbürgert und stammt wohl vom Hof Holderegg in der Gemeinde Gais (AR). Der erste Namensteil «Holder-» bezieht sich auf Holunder, der zweite Teil «-egg» auf die Geländeform, nämlich eine Geländekante. Holderegg bedeutet also soviel wie 'mit Holunder bewachsene Geländekante'.

Was sind die wichtigsten Fakten zum Familiennamen Helfenstein?

Martin Graf: Alt eingesessen (mit Bürgerrecht vor 1800) in mehreren Luzerner Gemeinden, aller Wahrscheinlichkeit nach ein Wohnstättenname zu einer vorderhand nicht weiter lokalisierbaren Örtlichkeit mit dem Namen Helfenstein (vielleicht die Burganlage Helfenstein in Geislingen, Baden-Württemberg), der wohl als hochmittelalterlicher Prunk- oder Ziername bzw. Trutzname zu verstehen ist.

Können Sie mir sagen was der Name «Cavegn» bedeutet? Casa da vegn – romanisch für Haus der zwanzig?

André Perler: Mit rätoromanisch «vengt» für 'zwanzig' hat der Name nichts zu tun. Er geht zurück auf «Ca(sa) Viventg», was 'Haus des Viventius' bedeutet. Das «Ca» kommt in vielen romanischen Namen, v.a. aus der Surselva vor, oft eben in Kombination mit einem Vornamen. Es bezeichnet entweder das tatsächliche Haus der Familie, das zum Synonym für die Familie wurde, oder zeigt einfach an, dass es sich um einen Familiennamen handelt.

SRF-Namenslexikon 

Es sind so viele Fragen im Live-Chat eingegangen, dass die Experten Ihre Frage möglicherweise nicht beantworten konnten. Vielleicht finden Sie Ihren Namen bereits im SRF-Namenslexikon.

Radio SRF 1, 22.04.2025, 10:00 Uhr ; 

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