Bescheiden, bodenständig und erfolgreich: Melanie Oesch steht im Familienverbund seit Jahren auf den Bühnen dieser Welt. Jodeln ist das Lebenselixier der zweifachen Mutter und Kinderbuchautorin.
Das letzte Mal drei Tage am Stück zu Hause in Schwarzenegg BE war Melanie Oesch an Weihnachten. «Diese Zeit ist uns heilig und gehört der Familie», sagt die Frau, die abends zuvor noch im Elsass auf der Bühne stand und am Morgen schon wieder frisch und munter in Thun einen Einblick in ihr Leben gewährt.
Meine Lieblingsjodelart ist der Zungenschlagjodel.
Melanie Oesch ist mit Volksmusik und den fünf Jodelarten, die es in der Schweiz gibt aufgewachsen. «Meine Lieblingsjodelart ist der Zungenschlagjodel». Da könne man auch Rhythmus reinbringen und das gefällt ihr.
Jeder von uns trage eine Begeisterung für etwas in sich und wenn man das schon als Kind spüre, «ist das etwas vom Schönsten im Leben, das einem passieren kann», meint das Jodeltalent. Als Kind hat Melanie Oesch nicht nur gesungen.
Melanie Oesch, die seit ihrer Kindheit auf der idyllischen Oberlangenegg wohnt, hat das Sammlergen in sich: Früher sammelte sie Schneckenhäuser, Tannzapfen und Steine, heute faszinieren sie Schmetterlinge. Besonders freut sie sich über jeden, der ihr begegnet. Im nahegelegenen Wald entdeckte sie einmal 25 Kaisermantel-Schmetterlinge auf einmal – ein Erlebnis, das sie überwältigte. Seither ist das ihr Schmetterlingsplatz.
Zwei Dinge prägten die Familie Oesch, sagt Melanie: Skifahren und Musik. Samstags ein Konzert, sonntags ein Skirennen. Während der Vater die musikalische Ausbildung übernahm, brachte die Mutter als gelernte Kinderskilehrerin den Kindern das Skifahren bei – erfolgreich und nachhaltig. Melanies Bruder Mike widmete sich lange dem Skisport, wurde Rennfahrer und ist heute Trainer für Nachwuchstalente. Auch Melanie pilgerte als Jugendliche mit Freundinnen von Skirennen zu Skirennen.
Die Nacht mit Bode Miller
Melanie Oesch kommt ins Schwärmen, wenn sie an das Lauberhornrennen in Wengen und ihre Jugend denkt. Den ganzen Vorabend sei sie mit einer Clique durch das Dorf geschlendert, in der Hoffnung, den Skistar Bode Miller zu sehen. Stattdessen haben sie seinen Teamkollegen Ted Ligety getroffen.
Diese Begegnung, das Erlebnis werde ich nie vergessen.
Erst als sie Bode Miller schon abgeschrieben hätten, tauchte er doch noch auf. Eine Freundin habe Melanie als Autogrammjägerin vorgeschickt. Seine Antwort: «Ein Autogramm gebe ich euch nicht, aber wir treffen uns in fünf Minuten bei der Bar.» Tatsächlich seien sie da erwartet worden. Spät in der Nacht fragten sie den Skistar, ob er nicht ins Bett müsse, schliesslich habe er am anderen Tag ein Rennen. Miller meinte: Er schlafe aus. Zur Besichtigung gehe er nicht. Er habe die Strecke ja schon beim Training gesehen. Tatsächlich fuhr Miller aufs Podest. «Diese Begegnung, das Erlebnis werde ich nie vergessen».
Mit 16 Alben, 68 Millionen Streams und diversen Auszeichnungen ist Melanie Oesch heute selbst ein Star. Dank Internet und sozialen Medien kann man sie weltweit verfolgen. In Südamerika kursieren Memes von Oeschs die Dritten mit bis zu 60 Millionen Aufrufen. Die spanischen Kommentare faszinieren die Jodlerin, denn offenbar begeistert nicht nur die Musik, sondern auch der familiäre Zusammenhalt. «Das berührt die Menschen dort extrem», sagt Oesch. Es gehe weniger um die Musik als um das Lebensgefühl, gemeinsam etwas zu schaffen.