Der Appenzeller Dialekt ist wohl vielen bekannt, denn er fällt auf. Speziell sind etwa die vielen «ö» («Sönd wöllkomm!»), die nasalierten Vokale oder das oft verschluckte «r».
Aber wie unterscheiden sich eigentlich die Dialekte von Innerrhoden und Ausserrhoden? Und wie tönt es im benachbarten Toggenburg? Hier ein paar markante Merkmale.
Das «r»: nur angetönt oder sogar ganz verschluckt
Ein relativ einfaches Unterscheidungsmerkmal zwischen Innerrhoder und Ausserrhoder Dialekt ist die (Nicht-)Aussprache des «r» im Silbeninnern und am Silbenende. Im Innerrhoder Dialekt fällt es normalerweise aus. So hört man dort etwa «Moon am Moge gang i z Beg.»
Im Ausserrhoder Dialekt wird das «r» nicht verschluckt, sondern ähnlich wie ein «a» ausgesprochen. Der obige Satz würde in dort also ungefähr «Moan am Moage gang i z Beag.» lauten.
Das «ei»: monophthongiert zu «ää», «aa» oder «ee»
Typisch appenzellerisch ist die Aussprache von «ei» als «ää». Zwei Geissen heissen dort «zwää Gäässe». Das gilt sowohl für Inner- als auch für Ausserrhoden. Nur im äussersten nordöstlichen Zipfel des Appenzellerlandes, im ausserrhodischen Kurzenberg und in der innerrhodischen Gemeinde Oberegg wird «ei» (wie im angrenzenden unteren Rheintal) zu «aa», also werden zwei Geissen hier «zwaa Gaasse» genannt.
Eine Sonderregel gibt es im Innerrhoder Dialekt: Wenn nach dem «ei» ein «n» oder «m» kommt, wird das «ei» nicht zu «ää» sondern zu «ee». Darum heisst das Heimweh dort nicht «Hääweh» wie in Ausserrhoden, sondern «Heeweh».
Unterschiedliche Wörter in den beiden Appenzell
Natürlich gibt es bei den Appenzeller Dialekten nicht nur lautliche Unterschiede, sondern auch verschiedene Mundartwörter. Oft verlaufen diese Grenzen nicht einfach der Kantonsgrenze entlang.
So wird die Biene im Westen von Ausserrhoden, dem sogenannten «Hinterland» «Biili» genannt, während sie im Resten des Kantons genau wie in Innerrhoden mit dem älteren Mundartwort «Iime» benannt wird.
Auch ein anderes Tier hat im Appenzellerland unterschiedliche Namen: Der Schmetterling heisst in Innerrhoden «Flickflaude», in Ausserrhoden traditionell «Fifolter», «Pfiffolder» oder «Pfipfolder». Und der Muskelkater wird in Innerrhoden als «Wedegeente» (also der «Widergehende») bezeichnet, in Ausserrhoden hingegen als «Wadespanner».
Toggenburg: kein einheitlicher Dialekt
Ähnlich wie in Appenzell Ausserrhoden gibt es auch im benachbarten Toggenburg keinen einheitlichen Dialekt. Die Mundart des unteren Toggenburgs gleicht dem Ausserrhoder Dialekt: Das «ei» wird dort traditionell ebenfalls als «ää» ausgesprochen. Ebenfalls wird das «r» im Silbeninnern und am Silbenende zu «a». Und auch im unteren Toggenburg bewegt sich der Dialekt in Richtung eines «Durchschnitts-Ostschweizerdeutsch».
Die Mundart im oberen Toggenburg (die Grenze ist nicht scharf, sondern eher eine Übergangszone im Raum Wattwil/Ebnat-Kappel) unterscheidet sich deutlich stärker von jener im Appenzellerland. Hier wird das «r» ausgesprochen und das «ei» wird als «äi» ausgesprochen.
Während die Dialekte des unteren Toggenburgs und der urbaneren Gebiete von Appenzell Ausserrhoden sich also in Richtung eines «Durchschnitts-Ostschweizerdeutsch» bewegen, werden die ländlicheren Gebiete Appenzell Innerrhoden, Kurzenberg und oberes Toggenburg ihre dialektalen Eigenheiten wohl noch etwas länger bewahren.