Beim Teutates! Vorläufer der Comics gab es seit der Antike. Aber die Comic-Geschichten, wie wir sie heute kennen – längere Geschichten, wiederkehrende Charaktere und in Farbe – entstanden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Heute ikonische Figuren wie Donald Duck, Superman oder Tim & Struppi wurden in jener Zeit erfunden. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang dem Comic(-Heft) dann definitiv der Durchbruch.
Generationen von Kindern mit Comic-Virus infiziert
Vor allem Kinder und Jugendliche lasen Comics – im deutschsprachigen Raum vor allem Übersetzungen aus den USA («Donald Duck», «Micky Maus») sowie aus Frankreich («Asterix», «Lucky Luke») und Belgien («Tim & Struppi»), aber auch deutsche Produktionen wie «Fix und Foxi».
Diese Comics brachten nicht nur eine neue Art von Geschichten in die Kinderzimmer, sondern auch bisher kaum bekannte sprachliche Mittel.
Lautmalereien
Die modernen Comics entstanden ungefähr gleichzeitig mit den ersten Zeichentrickfilmen. Micky Maus etwa tauchte erstmals 1928 in einem Zeichentrickfilm auf, zwei Jahre später als Comicfigur. Gegenüber den Trickfilmen hatten die Comics einen Nachteil: Ihnen fehlte die Tonspur.
Geräusche wurden darum gezwungenermassen schriftlich dargestellt – mit sogenannten Lautmalereien, auch Onomatopöien genannt: «boing», «puff», «grrrrr», «kawumm», «tapp», «peng», «rumms» – die Liste ist beliebig verlängerbar. Diese Lautmalereien können sowohl direkt im Bild stehen als auch in Sprechblasen.
Inflektive
Geräusche werden in Comics allerdings nicht nur mit Lautmalereien wiedergegeben. Genauso beliebt sind die sogenannten Inflektive: «ächz», «hüstel», «würg», «kreisch», «schnaub», «dröhn» und so weiter. Auf den ersten Blick scheinen sie den Lautmalereien sehr ähnlich. Aber anstatt einfach ein Geräusch sprachlich nachzuahmen, werden Inflektive aus dem jeweiligen Verb-Infinitiv gebildet: Die Endung «-en» bzw. «-n» wird weggelassen, wodurch nur noch der Verbstamm übrigbleibt. Aus «ächzen» wird «ächz!», aus «hüsteln» wird «hüstel!» etc.
Die Inflektive wurden vor allem durch Erika Fuchs geprägt. Sie übersetzte von 1951 bis 1988 die Entenhausen-Comics («Micky-Maus-Heft», «Lustige Taschenbücher») aus dem Englischen ins Deutsche. Während im englischen Original der Infinitiv ohne das «to» verwendet wird, nahm Fuchs eben die bis dahin kaum bekannten Inflektive zu Hilfe.
Neben Geräuschen werden auch andere unsichtbare Vorgänge in Comics mit Inflektiven wiedergegeben («grübel!», «denk!») – und sogar Sichtbares wird durch Inflektive verstärkt: «kopfkratz!», «stirnrunzel!», «grins!».
Jahrzehntelang Jugendsprache geprägt
Weder Inflektive noch Lautmalereien wurden von den Comiczeichnern (und -übersetzerinnen) erfunden. Aber sie haben diese einem breiten Publikum bekannt gemacht – und mehr als das: Die Comics-Lektüre hatte spätestens ab den 1960er-Jahren Einfluss auf die Jugendsprache.
So haben Generationen von Jugendlichen «ächz!», «stöhn!», «würg!» und Co. in ihre Umgangssprache übernommen. Auch in Online-Chats und SMS hatten die Inflektive Hochkonjunktur – bevor in den 2010er-Jahren die Emojis aufkamen.
Seit Beginn des 21. Jahrhunderts scheint der Einfluss der Comics auf die Jugendsprache nun aber stark abgenommen zu haben. Die Jugend konsumiert halt mittlerweile anderes, das ihre Sprache prägt: Youtube, Tiktok, Deutschrap … Hunderttausend Höllenhunde!