Es gibt tolle Geschichten, wie Berge zu ihren Namen kamen. Zum Beispiel erzählt man sich, dass in einem heute verlandeten See auf dem Pilatus der römische Statthalter Pontius Pilatus begraben liege. Nur sind viele Geschichten, so auch diese, eine Mär.
Aussergewöhnlich an Bergnamen ist, dass sie verhältnismässig jung sind. «Man könnte meinen, sie seien ebenso alt wie Flussnamen», sagt SRF-Mundartredaktor Markus Gasser. «Dem ist aber häufig nicht so.» Lange interessierten sich die Menschen viel eher für die Alpweiden, die sie bewirtschafteten mussten, als für die Gipfel selbst. «Die Namen vieler Berge sind deshalb erst im 19. Jahrhundert entstanden, als man Berggipfel besteigen und sie kartografieren wollte.»
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Bild 1 von 8. Nach dem Mitbegründer vom Roten Kreuz benannt. Der höchste Berg der Schweiz, die Dufourspitze (4634 m ü.M.), hat ihren Namen von Guillaume Henri Dufour. Er war Mitbegründer des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz und dessen erster Präsident, aber auch General und Kartografe. Bildquelle: Zermatt Tourismus.
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Bild 2 von 8. Domherr als Namensgeber. Auch der Dom (rechts im Bild) wurde nach einer Persönlichkeit benannt: dem Walliser Domherrn und Kartografen Josef Anton Berchtold (1780 bis 1859). Früher hiess er Festihorn. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 8. Im Vordergrund steht die Matte. Das Matterhorn hingegen wurde nicht nach einer Person namens Matter benannt, sondern nach der Matte, die darunter bewirtschaftet wurde. Nach ihr ist auch das Dorf Zermatt (bei der Matte) benannt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 8. Fest in der Hand der Jungfrauen. Die Jungfrau im Berner Oberland hat ihren Namen von der Alp Jungfrauenberg bei Wengen. Und diese Alp gehörte den Augustinerinnen im Kloster Interlaken. Ob sich der Begriff «Jungfrau» auf die Klosterfrauen oder auf die Jungfrau Maria bezieht, ist unklar. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 8. Name von Pferden statt Mönchen. Der Mönch hat seinen Namen wahrscheinlich nicht von Mönchen, sondern von einer früheren Pferdealp in der Gegend. «Mönch» ist ein altes Wort für Wallach. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 8. Es gibt zwei Hypothesen. Der Eiger hat seinen Namen schon sehr lange. Er wurde erstmals im Jahr 1252 in einer Urkunde erwähnt. Entweder kommt der Begriff von einer Person oder von einem Eigengut – einem zinsfreien Gut im Eigenbesitz. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 8. Hat nichts mit der Bibel am Hut. Der Pilatus, hier mit der Gemeinde Hergiswil im Vordergrund, hat nichts mit der Bibel zu tun. Auf Lateinisch bedeutet «pilat» Säule oder Pfeiler. Der Name wird also von seiner Form abgeleitet. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 8. In den Augen der Alphirten ein Ödland. Bei der Bezeichnung von Bergen war auch die Sicht der Alphirten entscheidend. Der Tödi war in ihren Augen ein unproduktives Gebiet, eine Öde. Der Gipfel in den Glarner Alpen ist bis heute schwer zugänglich. Bildquelle: Keystone.
Dufourspitze und Dom: Namen für spezielle Leistungen
Die zwei höchsten Schweizer Berge stehen im Wallis: die Dufourspitze sowie der Dom. Ihre Namen beziehen sich auf Personen. «Das war im 19. Jahrhundert ein beliebtes Benennungsmotiv», sagt Markus Gasser. Die Dufourspitze ging auf den General Guillaume Henri Dufour zurück, der auch Kartografe und Mitbegründer des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz war.
Der Dom wurde nach dem Walliser Domherrn und Kartografen Josef Anton Berchtold benannt. Zu ihren Ehren wurden die alten Namen Gornerhorn (für die Dufourspitze) und Festihorn (für den Dom) fallen gelassen.
Jungfrau: Eine Alp im Besitz von Klosterfrauen
Häufig wurde der Name einer bewirtschafteten Alpwiese auf den Gipfel übertragen. Die Jungfrau im Berner Oberland hat ihren Namen von der Alp Jungfrauenberg bei Wengen. Sie gehörte von 1257 bis 1484, also im Spätmittelalter, den Augustinerinnen im Kloster Interlaken. Es ist nicht klar, ob sich der Begriff «Jungfrau» auf die Jungfrau Maria bezieht oder ein Übername für die Nonnen war. Auch das Matterhorn setzt nicht etwa einer Persönlichkeit namens Matter ein Denkmal, sondern der Alp unter dem Horn. Diese Alp – oder eben Matte – gab auch dem Dorf den Namen: Zer-Matt bedeutet soviel wie «bei der Matte».
Der Titlis gehörte einem Dieto oder Tuto
Der Name Titlis kommt wohl von Tutilinesberc «die Alp von Tutilin» und geht vom Personennamen Dieto oder Tuto aus. Auf mittelalterliche Besitzernamen gehen auch Säntis (romanischer Name Sambutinus) und Bernina (Name Bernin) zurück. Wer hinter diesen Namen steckt, weiss man nicht.
Rigi und Pilatus: Die Form gibt den Namen vor
Die Rigi in der Zentralschweiz, die auch «Königin der Berge» genannt wird, hat ihren Namen schon seit dem frühen Mittelalter. Die Bezeichnung kommt aber nicht etwa vom lateinischen «regina» (Königin), sondern vom althochdeutschen «rîga», was Linie oder Reihe bedeutet und auf die streifenartige Struktur des Bergs verweist.
So hat auch der Pilatus in der Zentralschweiz nichts mit dem Pilatus aus dem Neuen Testament zu tun. Der Begriff stammt ganz lapidar vom lateinischen «pilat» und bezeichnet Säulen oder Pfeiler.
Bei der Namensgebung von Bergen war häufig auch die Sicht der Alphirten auf den Gipfel entscheidend. Der höchste Gipfel der Glarner Alpen, der bis heute schwer zugängliche Tödi, erschien ihnen als eine Öde oder ein unproduktives Gebiet. Daraus leitet sich der Name ab.
Auch bei der Namensgebung der Kaiseregg im Kanton Freiburg hatten eher Hirten als Herrscher ihre Hände im Spiel. Ursprünglich hiess die Kaiseregg nämlich Geisser-Egg.