«Tri, tra, trallalla», schallt es noch immer aus manchem Kinderzimmer. Die Kasperli-Hörspiele sind Dauerbrenner – nicht zuletzt dank Kasperlis treffenden Sprüchen. Ausrufe wie «Potz Holzöpfel und Zipfelchappe!», «Du verbrännti Zeine!» oder «Du versigellaggierte Hämperstock!» lassen Kinder kichern und Eltern schmunzeln.
‹Potz Naseböögg und Wasserfall!› und ‹Potz Goldbarre und Tuusigernöötli!›
Es sind Ausrufe des Erstaunens oder der Überraschung, welche nach einem ganz bestimmten Muster gebildet sind. Sie bauen auf (zumindest früher) geläufigen Ausrufen wie «Potz Donner!» oder «Du heilige Bimbam!» auf. Das waren ursprünglich gotteslästerliche Flüche («Potz Donner!» aus «Gottes Donner!»), welche verhüllt wurden und seit Langem vor allem in Momenten des Erstaunens und der Überraschung zum Einsatz kommen.
Diese geläufigen Ausrufe gab und gibt es in jensten Varianten: «Potz Heidefahne!», «Potz verreckt am Schatte!» oder «Potz Bumben und Granate!» Schon aus dem Jahr 1550 ist «Botz Rinderzahn und Ochsehorn!» überliefert.
Jörg Schneider kreierte neue Sprüche
Diesen Ausruf-Varianten haben jene von Kasperli natürlich schon lange den Rang abgelaufen. Erdacht hat «Potz Holzöpfel und Zipfelchappe!» und co. Jörg Schneider. In den 1960er- und 70er-Jahren verfasste er die ersten 41 Kasperli-Hörspiele und lieh der Titelfigur seine unverkennbare Stimme.
Wie Jörg Schneider gerade auf Holzäpfel und Zipfelkappen kam, ist nicht überliefert. Bekannt ist aber, dass Schneider die Hörspiele vorzu und ohne grosses Konzept schrieb. Wenn ihm im Alltag Figuren oder Sprüche einfielen, notierte er diese, um sie später in die Geschichten einzubauen.
Auf Klang und Inhalt kommt es an
Es scheint offensichtlich, dass Jörg Schneider sich von den Ausrufen, die er im Alltag aufschnappte, inspirieren liess. Er übernahm das Gerüst der typischen mundartlichen Ausrufe und ersetzte einfach die Wörter darin. Damit trifft er bis heute den Geschmack seines Publikums.
Das liegt zum Einen wohl am Klang dieser Wortfolgen: Auffällig ist etwa die Häufung von «pf»- und «z»-Lauten in «Potz Holzöpfel und Zipfelchappe!». Und auch die «verbrännt Zäine» oder der «versigellaggiert Hämperstock» klingen so richtig gut.
Zum Anderen überraschen und belustigen natürlich die sprachlichen Bilder, zum Beispiel jenes von einem verbrannten Korb. Und auch wenn wohl die wenigsten Kinder (und Eltern) wissen, was ein «Holzapfel» oder ein «Hämperstock» ist – der Attraktivität der Ausrufe ist das eher zu- als abträglich.
Neue Hörspiele, neue Sprüche
Seit 2012 gibt es neue Kasperli-Hörspiele, zum grossen Teil geschrieben von Nik Hartmann. Die Sprüche «Potz Holzöpfel und Zipfelchappe!» oder «Du verbrännti Zäine!» sucht man darin aber vergebens. Die neuen Hörspiele werden von einem anderen Verlag herausgegeben als die alten. Aus Angst vor allfälligen Rechtsstreitigkeiten habe man auf die altbekannten Sprüche verzichtet, sagt Hartmann.
Stattdessen haben sich Nik Hartmann und sein Team neue Ausrufe ausgedacht: «Potz Naseböögg und Wasserfall!» zum Beispiel oder «Potz Goldbarre und Tuusigernöötli!». Sie verfassen die neuen Kasperli-Hörspiele ganz ähnlich wie Jörg Schneider früher – ohne detailliertes Konzept.
‹Du verbrännti Zeine!› oder ‹Du versigellaggierte Hämperstock!›
Er begebe sich beim Schreiben gedanklich in die Kasperli-Welt, stelle sich die Figuren vor und spreche deren Stimmen auch laut aus, erzählt Hartmann. Die Sprüche ergäben sich dadurch wie von alleine – aus der Begriffswelt der jeweiligen Figur. So sagt etwa der Förster Sager «Zum Wurzelfluech und Wipfelzipfel!» und die Schreinerin Holzgang regt sich auf mit einem «Das isch doch zum Sagmähl niesse!».
Anglizismen passen nicht
Die Sprüche in den neuen Kasperli-Hörspielen seien noch immer in einer altmodischen Sprache gehalten, sagt Nik Hartmann. Anglizismen oder heutige jugendsprachliche Ausdrücke würden nicht zu Kasperli passen.
Dass Kasperli bald wie viele Jugendliche «Oh my God!» sagt, oder kurz: «OMG!», ist also unwahrscheinlich. Aber schon Jörg Schneiders Kasperli der 1960er- und 70er-Jahre scherte sich nicht um aktuelle Jugendsprache, sondern suhlte sich genüsslich in alten Dialektausdrücken. Potz Holzöpfel und Zipfelchappe!