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Redewendungen mit Zahlen
Aus Dini Mundart vom 09.03.2023.
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Redewendungen mit Zahlen «Das isch s Zähni!» – Darum ist unsere Sprache voller Zahlen

Die Zahlen in Redewendungen haben oft mit Aberglauben zu tun oder gehen auf das Rechenwesen zurück.

Wer glücklich ist, schwebt im siebten Himmel, wer alles besser weiss, ist neunmalklug, und wer spinnt, ist nicht ganz hundert. Die deutsche Sprache (und andere auch) ist voller Zahlen.

Glaube und Aberglaube

Ein wesentlicher Teil der Zahlen-Redewendungen geht auf Glauben und Aberglauben zurück. Der siebte Himmel geht auf Aristoteles’ Konzept des Himmels in sieben Schichten zurück. Der siebte und oberste Himmel ist dabei der vollkommenste – der Bereich von Wünschen und Träumen, frei von allem Materiellen.

Im Christentum ist die Sieben gar eine heilige Zahl. Das macht die «Schnapszahl» 77 ebenfalls speziell und ist vielleicht der Grund dafür, dass man in der Deutschschweiz einen Kniff Trick 77 nennt.

Sport und Spiel

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Auch der sportliche und spielerische Wettstreit führte zu manchen Zahl-Redewendungen. S Zwei am Rügge und Zweite mache stehen für den 2. Platz, also den «ersten Verlierer».

Wenn etwas super ist, dann ist es im Schweizerdeutschen s Zähni, abgeleitet von der höchsten erreichbaren Bewertung in vielen Wettbewerben, etwa an den früher beliebten Turnfesten.

Die vollkommene Drei

Als heilige Zahl gilt im Christentum auch die Drei (heilige Dreifaltigkeit Gottes, heilige drei Könige). Aber dass aller guten Dinge drei sind, geht womöglich weniger auf das Christentum, sondern eher auf das germanische Rechtswesen zurück.

Die Gerichtsversammlung der Germanen – der Thing (Ding) – fand dreimal jährlich statt. Und ein Angeklagter konnte nach dreimaligem Nichterscheinen auch in Abwesenheit verurteilt werden. So dürfte es zum Sprichwort gekommen sein. Zur Verbreitung trug aber auch die Bedeutung der Zahl Drei im Christentum und im Volksglauben bei.

Multipliziert man die Drei mit sich selber, resultiert die Zahl Neun – im Christentum daher ein Symbol der Vollendung. Eine neunmalkluge Person ist also besonders klug. Die negative Bedeutung 'besserwisserisch' ist jünger und ironisch zu verstehen.

siebengescheit und Sibesiech

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Gleichbedeutend mit neunmalklug ist übrigens das seltenere siebengescheit, was auch eine gewisse Austauschbarkeit bei der Zahlensymbolik zeigt. Auch die Sieben steht hier in erster Linie für 'viel' oder 'sehr', genau wie im Sibesiech oder die Zahl Tausend im Tausendsassa, beides Bezeichnungen für einen Alleskönner.

Zählen und Rechnen

Spätestens seit die Menschen vor Jahrtausenden miteinander zu handeln begannen und Besitz anhäuften, wurde das Zählen und Rechnen alltäglich. Und was alltäglich ist, schlägt sich in Redewendungen nieder.

Wer eins und eins zusammenzählen kann, ist in der Lage, eine sehr einfache Überlegung anzustellen. Die Fünf – also eine ungerade Zahl – gerade sein zu lassen, heisst, es mit etwas (in nachsichtiger Weise) nicht so genau zu nehmen.

Gerade und ungerade Zahlen scheinen für uns Menschen ganz allgemein ein Faszinosum zu sein: Wer nicht ganz hundert ist, dem fehlt (geistig) etwas. Und ungerade Zahlen, welche aber in unmittelbarer Nähe von «sehr geraden», runden Zahlen liegen, gelten offenbar als besonders speziell. Das schweizerische Idiotikon verzeichnet etliche Ausrufe «He, ds Nünevierzgi!» oder «Da hescht iez de Dräck und s Einefüfzgi!».

Mathematik in Redewendungen

Seit der Einführung der obligatorischen Schulbildung im 19. Jahrhundert kennt sich die breite Bevölkerung mit den Grundlagen der Mathematik aus, was die Sprachbilder ebenfalls bereichert.

Was sehr schnell geschieht, passiert im Nullkommanichts oder nullkommaplötzlich. Hier geht es um Zeitangaben im Dezimalbereich.

Die Zahlen auf der Uhr

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Seit der Popularisierung der Uhr im 19. Jahrhundert entstanden etliche Zahl-Redewendungen, die auf die Uhrzeit Bezug nehmen.

Wenn Ungemach droht, kann man im Schweizerdeutschen sagen: Guet Nacht am Sächsi! (bzw. Füfi) – das Ende des Tages, die Dunkelheit und damit das Böse kommt demnach früher als eigentlich erwartbar. Fünf vor Zwölf ist es, wenn es schon fast zu spät ist (weil der Tag beinahe fertig ist), aber eine kleine Möglichkeit noch besteht.

Wenn es Dreizehn schlägt, dann verheisst das nichts Gutes, denn erstens hat die (analoge) Uhr nur zwölf Stunden und zweitens gilt die Dreizehn als DIE Unglückszahl (vgl. Freitag, der 13.). Die Stunde Null hingegen markiert den Anfang einer neuen Zeitrechnung.

Direkt vom Bild des Zifferblatts abgeleitet ist der Ausdruck 20 ab 8i-Muul für einen «Lätsch».

Nichts mit der Uhrzeit hat hingegen der Ausdruck 0815 zu tun – auch wenn gerne behauptet wird, er stehe für den «bünzligen» Arbeitsbeginn um 8 Uhr 15. Die Bezeichnung kommt aus der deutschen Soldatensprache.

Im und nach dem Ersten Weltkrieg wurden deutsche Infanteristen am Maschinengewehr «08/15» (1908 eingeführt, 1915 verbessert) ausgebildet. Im Zweiten Weltkrieg galt diese Standardwaffe schon als etwas veraltet, woraus sich der Ausdruck 0815 für etwas sehr Gewöhnliches entwickelte.

In einigen ländlichen Regionen der Schweiz rechnete man bis ins 20. Jahrhundert nicht mit den arabischen, sondern mit den römischen Zahlen – gerade Bauern ohne viel Schulbildung. Die besonders oft eingesetzte römische Zahl «V» für Fünf wurde daher Buurefüfi genannt. Dieser Ausdruck wurde dann übertragen auf als hinterwäldlerisch angesehene Menschen vom Land, die von der Moderne keine Ahnung haben.

Angesichts der Allgegenwart der Zahlen und Ziffern in vielen unserer Lebensbereiche (und vor allem in denen unserer Vorfahren) ist damit zu rechnen, dass sie entsprechend oft in Redewendungen vorkommen.

Radio SRF 1, «Dini Mundart», 10.03.2023, 09:40 Uhr

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