Wer glücklich ist, schwebt im siebten Himmel, wer alles besser weiss, ist neunmalklug, und wer spinnt, ist nicht ganz hundert. Die deutsche Sprache (und andere auch) ist voller Zahlen.
Glaube und Aberglaube
Ein wesentlicher Teil der Zahlen-Redewendungen geht auf Glauben und Aberglauben zurück. Der siebte Himmel geht auf Aristoteles’ Konzept des Himmels in sieben Schichten zurück. Der siebte und oberste Himmel ist dabei der vollkommenste – der Bereich von Wünschen und Träumen, frei von allem Materiellen.
Im Christentum ist die Sieben gar eine heilige Zahl. Das macht die «Schnapszahl» 77 ebenfalls speziell und ist vielleicht der Grund dafür, dass man in der Deutschschweiz einen Kniff Trick 77 nennt.
Die vollkommene Drei
Als heilige Zahl gilt im Christentum auch die Drei (heilige Dreifaltigkeit Gottes, heilige drei Könige). Aber dass aller guten Dinge drei sind, geht womöglich weniger auf das Christentum, sondern eher auf das germanische Rechtswesen zurück.
Die Gerichtsversammlung der Germanen – der Thing (Ding) – fand dreimal jährlich statt. Und ein Angeklagter konnte nach dreimaligem Nichterscheinen auch in Abwesenheit verurteilt werden. So dürfte es zum Sprichwort gekommen sein. Zur Verbreitung trug aber auch die Bedeutung der Zahl Drei im Christentum und im Volksglauben bei.
Multipliziert man die Drei mit sich selber, resultiert die Zahl Neun – im Christentum daher ein Symbol der Vollendung. Eine neunmalkluge Person ist also besonders klug. Die negative Bedeutung 'besserwisserisch' ist jünger und ironisch zu verstehen.
Zählen und Rechnen
Spätestens seit die Menschen vor Jahrtausenden miteinander zu handeln begannen und Besitz anhäuften, wurde das Zählen und Rechnen alltäglich. Und was alltäglich ist, schlägt sich in Redewendungen nieder.
Wer eins und eins zusammenzählen kann, ist in der Lage, eine sehr einfache Überlegung anzustellen. Die Fünf – also eine ungerade Zahl – gerade sein zu lassen, heisst, es mit etwas (in nachsichtiger Weise) nicht so genau zu nehmen.
Gerade und ungerade Zahlen scheinen für uns Menschen ganz allgemein ein Faszinosum zu sein: Wer nicht ganz hundert ist, dem fehlt (geistig) etwas. Und ungerade Zahlen, welche aber in unmittelbarer Nähe von «sehr geraden», runden Zahlen liegen, gelten offenbar als besonders speziell. Das schweizerische Idiotikon verzeichnet etliche Ausrufe «He, ds Nünevierzgi!» oder «Da hescht iez de Dräck und s Einefüfzgi!».
Mathematik in Redewendungen
Seit der Einführung der obligatorischen Schulbildung im 19. Jahrhundert kennt sich die breite Bevölkerung mit den Grundlagen der Mathematik aus, was die Sprachbilder ebenfalls bereichert.
Was sehr schnell geschieht, passiert im Nullkommanichts oder nullkommaplötzlich. Hier geht es um Zeitangaben im Dezimalbereich.
In einigen ländlichen Regionen der Schweiz rechnete man bis ins 20. Jahrhundert nicht mit den arabischen, sondern mit den römischen Zahlen – gerade Bauern ohne viel Schulbildung. Die besonders oft eingesetzte römische Zahl «V» für Fünf wurde daher Buurefüfi genannt. Dieser Ausdruck wurde dann übertragen auf als hinterwäldlerisch angesehene Menschen vom Land, die von der Moderne keine Ahnung haben.
Angesichts der Allgegenwart der Zahlen und Ziffern in vielen unserer Lebensbereiche (und vor allem in denen unserer Vorfahren) ist damit zu rechnen, dass sie entsprechend oft in Redewendungen vorkommen.