Markus Gasser: «Die Dialekte sind unglaublich kreativ»
Markus Gasser schätzt die Vielfalt der Formen, Klänge und Assoziationen unserer Dialekte. Ganz besonders mag er bildhafte Wörter wie «Hundsverlochete». Oder Wörter, die nach etwas riechen, wie zum Beispiel «ölele», «fischele» oder «säichele». «Die Schweizer Dialekte sind hier unglaublich kreativ», sagt er. «Ich kann fast jedes Substantiv nehmen, ein 'ele' anhängen und schon steigt es mir in die Nase.»
Markus Gasser wuchs im Kanton Solothurn auf und spricht den Dialekt des Schwarzbubenlands. Seine Liebe zur Sprache hat er längst zum Beruf gemacht. Seit 2012 ist er Mundartexperte bei SRF. Davor arbeitete er als Dialektologe und Flurnamenspezialist an der Universität Basel, wo er mit einer namenkundlich-historischen Dissertation über den Berg «Hohe Winde» seinen Abschluss machte.
Ich mag Wörter, die nach etwas riechen. Zum Beispiel ‹ölele›, ‹fischele› oder ‹säichele›. Die Schweizer Dialekte sind hier unglaublich kreativ.
Ab August 2020 diskutiert Markus Gasser im Podcast «Dini Mundart» mit Host Nadia Zollinger alle 14 Tage ein kontroverses Thema. Zum Beispiel, ob in 50 Jahren alle Englisch reden. Oder ob Schweizerdeutsch eine eigene Sprache ist oder eine Variante des Deutschen.
André Perler: «Zusammenhänge verstehen, macht mich glücklich»
André Perler ist das Gesicht des SRF-Webvideos «Dini Mundart». Perler kommt aus dem Sensebezirk, dem einzigen rein deutschsprachigen Bezirk im Kanton Freiburg. An der Universität Freiburg hat er Dialektologie und Zeitgeschichte studiert.
André Perler fasziniert die Dialektvielfalt in der Schweiz. «Das hat mit meinem starken Bedürfnis 'zu verstehen' zu tun», sagt er. «Sprachliche Zusammenhänge zu begreifen, zum Beispiel woher ein Dialektwort kommt, macht mich glücklich.»
Mein Lieblingsausdruck ist ‹chasch der sûne›, was auf Senslerdeutsch so viel bedeutet wie ‹denkste!› oder ‹von wegen›.
Als Deutschfreiburger begegnet André Perler nicht selten Vorurteilen: «Einige Leute staunen, dass man im Kanton Freiburg auch Schweizerdeutsch spricht», sagt er. «Oder sie erwarten einen noch urchigeren Dialekt als ich ihn spreche.» Das sei aber jeweils gerade eine gute Gelegenheit, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Einer von André Perlers Lieblingsausdrücken ist «chasch der sûne», was auf Senslerdeutsch so viel bedeutet wie «denkste!» oder «von wegen».
Christian Schmutz: «Reden wie einem der Schnabel gewachsen ist»
Christian Schmutz, auch er ein Seisler, ist seit 2006 in einem kleinen Pensum für die Mundartredaktion von SRF tätig. Zuvor erarbeitete er ein über 700 Seiten starkes Senslerdeutsches Wörterbuch.
Mir gefällt ‹aaijele›. Das ‹äy-äy (mache)› als Begleitwort beim Streicheln ist im Freiburgischen zu einem Verb geworden. Nur hört man es leider nicht mehr so häufig.
Mit seinem Dialekt erlebt auch er immer wieder mal Missverständnisse: Sagt Christian Schmutz «tuusche», verstehen Nichtsensler häufig «duschen». Auch wenn er nicht duschen, sondern die Kleider tauschen will. «Wenn die Zuhörerin will», sagt er, «funktioniert es aber. Sie kann sich an den Klang eines anderen Dialekts gewöhnen, und dann reden alle, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.»
Neben seiner Tätigkeit bei SRF schreibt Christian Schmutz historische Romane und Dialektbücher und tritt als Spoken-Word-Künstler auf.