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Nachhaltige Energieträger «Unsere Bio-Batterie basiert auf fressenden Pilzen»

Aus Pilzen Strom erzeugen: Das ist keine verrückte Science-Fiction-Idee, sondern eine Realität. Das Forschungsteam von Gustav Nyström forscht an der EMPA (Materialprüfungs- und Forschungsanstalt) an nachhaltigen Batterien aus natürlichen Materialien und hat eine Bio-Batterie aus Pilzen entwickelt. Wie das funktioniert und wofür die Pilzbatterie Verwendung finden kann, erklärt der Materialwissenschaftler.

Gustav Nyström

Materialwissenschaftler

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Der schwedische Wissenschaftler kam vor 10 Jahren in die Schweiz, war zuerst an der ETH Zürich tätig und leitet jetzt bei der EMPA das Team der Materialwissenschaftler im Labor für Cellulose und Holz. Mit 40 Mitarbeitenden forscht er in 20 verschiedenen Projekten an nachhaltigen Materialien.

SRF: Herr Nyström, können Sie einem Laien wie mir erklären, wie eine Batterie aus Pilzen funktioniert?

Gustav Nyström: Die Bio-Pilzbatterie basiert darauf, dass die Pilze beim Fressen Energie umwandeln. Wir füttern die Pilze mit einer Hefenährlösung, wodurch beim Verdauungsprozess Elektronen freigesetzt werden.

Pilzbatterien können für Low-Power-Anwendungen verwendet werden.

Die freigesetzten Elektronen können Spannung aufbauen und Strom erzeugen. Die Pilzbatterie ist eine lebendige Batterie, die fast ausschliesslich aus organischem Material basiert. Das macht sie besonders umweltfreundlich.

Wofür kann man eine solche Pilzbatterie verwenden?

Sie können für Low-Power-Anwendungen verwendet werden, die kleine Mengen an Strom benötigen. Ich denke da beispielsweise an kleine Sensor-Systeme in der Landwirtschaft, oder an Anwendungen in der Biomedizin.

Pilzbatterien sind kein Ersatz für Standard-Batterien, wie sie beispielsweise für Handys oder Elektroautos verwendet werden. Für Geräte mit grossem Energieverbrauch sind Pilzbatterien nicht geeignet. Dafür ist der Energiegewinn zu klein.

Wenn man Pilzbatterien High-Power-Anwendungen nicht verwenden kann, weshalb ist dann die Forschung an solchen Bio-Batterien wichtig?

Auch kleine elektronische Geräte sind in unserem Alltag weit verbreitet. Es lohnt sich, zu umweltfreundlichen Batterien zu forschen. Bei herkömmlichen Batterien für Hochleistungssysteme gibt es gute Gründe, diese zu recyceln. Hier spielt auch die finanzielle Motivation eine Rolle.

Wir sind sehr motiviert, mit natürlichen Materialien zu forschen und grüne Batterie-Alternativen zu bieten.

Batterien einfacherer Systeme werden aber leider nicht immer konsequent entsorgt und landen teilweise im normalen Abfall oder sogar in der Natur. Bei herkömmlichen Batterien ist das ziemlich schädlich für die Umwelt. Wir sind sehr motiviert, mit natürlichen Materialien zu forschen und grüne Batterie-Alternativen zu bieten.

Welche Ziele verfolgt die Forschung in Bezug auf herkömmliche Batterien?

Für Hochleistungsanwendungen wie Elektrogeräte oder E-Autos gibt es bereits gute Technologien, die auf Lithium-Ionen basieren. Es ist nicht denkbar, dass diese durch Bio-Batterien ersetzt werden können.

Umso wichtiger ist es, Lithium-Batterien richtig zu entsorgen und daran zu arbeiten, wie man sie besser recyceln kann. Das wird bereits getan. Es gibt grosse Forschungsprojekte, die sich mit nachhaltigeren Recycelstrategien von Lithium-Batterien beschäftigen – auch bei uns an der EMPA.

Das Gespräch führte Michael Brunner.

Radio SRF 1, Morgengast, 15.1.2025, 7:17 Uhr ; 

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