Kein Mister Schweiz hat mehr verdient als André Reithebuch, der 2009 zum schönsten Mann der Schweiz gekürt wurde. Trotz einer Schreib- und Leseschwäche hat der Glarner in seinem Amstsjahr 450'000 Franken erwirtschaftet. Lang ist’s her – heute blickt er nicht ohne Stolz auf sein Leben. Zu seiner grössten Aufgabe zählt André Reithebuch seine Rolle als Vater von drei Kindern.
Irgendwann hat der gelernte Zimmermann beschlossen, eine Bergführer-Ausbildung zu machen. Es folgte die Selbständigkeit vor acht Jahren. «Das war ein grosser Schritt», sagt der Glarner. «Ich habe mich damals immer gefragt, ist das schlau?» So einfach, wie er sich das vorstellte, sei es nicht gewesen. Heute zieht er ein positives Fazit. «Im Nachhinein muss ich sagen, das ist die beste Entscheidung, die ich getroffen habe.»
Im Zigerschlitz das Glück gefunden
Andre Reithebuch ist seiner Leidenschaft für die Berge gefolgt. Er habe sein Hobby zum Beruf gemacht, wobei das eine gefährliche Aussage sei, denn der Beruf ist mit viel Verantwortung verbunden. Diese Verantwortung empfindet er nicht als Last. «Man kann etwas sagen und die Leute glauben es, und es ist auch lustig – alle laufen dir nach», sagt Bergführer Reithebuch verschmitzt. Dann wird er wieder ernst und meint: Die Menschen vertrauen mir in gewissen Situationen am Seil ihr Leben an. In luftiger Höhe zählt die Professionalität. «Wäre die Verantwortung eine Last, wäre ich an einem Ort, wo ich nicht mehr sein sollte».
Wenn ich mehrere Tage nicht in den Bergen bin, fange ich an zu spinnen.
Grosstädte sind nicht sein Ding. «Ich habe einmal während vier Jahren in Glarus gewohnt», sagt er lachend. Jetzt wohne er weiter hinten: Glarus sei ihm schon zu städtisch. Er braucht die Berge, weil sie ihn erden. «Wenn ich mehrere Tage nicht in den Bergen bin, fange ich an zu spinnen.» Da fehle ihm etwas und er werde unleidig. Wenn man Gästen einen Gipfelerfolg ermöglichen und die Emotionen auf dem Gipfel teilen kann, dann sei das etwas Spezielles. Erfüllung und Glück, das man immer wieder erlebt.
Altholz birgt Geschichten
Betten aus alten Häusern, damit hat sich Reithebuch als Zimmermann einen Namen gemacht. Seine Grösse brachte ihn auf die Idee. «In einem normalen Bett schauen meine Füsse unten raus». Er hatte immer zu kleine Betten. So zimmerte er sich eines mit einer Mindestlänge von 2,20 Meter und es musste etwas Spezielles sein. Schliesslich verbringe man 30 Prozent seines Lebens im Bett, meint der Glarner. Altholz habe etwas Faszinierendes. Wenn jemand ein Haus abreisst, lebt seine Geschichte im Holz und einem neuen Möbel weiter. Aus Altholz Neues kreieren, das macht Reithebuch heute noch. Etwa dann, wenn ihn das Wetter daran hindert, auf Bergtour zu gehen.
Berge als Inspirationsquelle
Ist man mit Gästen in den Bergen unterwegs, komme es ab und an vor, dass man nach dem Nachtessen noch ein «Verdauerli» nimmt, sagt André Reithebuch. Und da hat ihm etwas besonders gemundet. Ein Schnaps, der vor allem im Wallis, im Aostatal und Frankreich als «Génepi» bekannt sei. Das Herzstück von Génépi ist die Artemisia-Pflanze, die zur Familie der Wermutkräuter gehört.
Im Glarnerland hat André Reithebuch vergeblich nach dem Schnaps aus Edelraute gesucht. So fing er vor drei, vier Jahren selber an, mit dem Heilkraut «Artemisia genepi» zu experimentieren. Aus einer Schnapsidee ist ein Produkt entstanden, das nun auch im Glarnerland erhältlich ist.