Forschende gehen davon aus, dass das Himmelsphänomen jederzeit am Nachthimmel erscheinen könnte.
Es wird ein seltenes Spektakel: Bisher sind nur zehn Novae vom gleichen Typ wie «T Coronae Borealis» («T CrB») bekannt. Davon ist nur eine andere so hell, dass man sie von blossem Auge sehen kann. So hell wie T CrB ist keine.
Die Nova T CrB ist wiederkehrend und taucht rund alle 80 Jahre auf. Erste Aufzeichnungen eines temporären Sterns im Sternbild «Nördliche Krone» datieren zurück bis ins Mittelalter. Zuletzt leuchtete T CrB im Jahr 1946 am Sternenhimmel.
Wie kommt es zur Nova «T Coronae Borealis»?
Wie die Supernova ist auch die Nova eine riesige Explosion. Im Unterschied zur Supernova wird bei einer Nova der Ursprungsstern nicht zerstört.
Bei T CrB handelt es sich um ein Doppelsternsystem, bestehend aus einem Roten Riesen und einem Weissen Zwerg, die sich umkreisen. Anders als in unserem Sonnensystem gehört die Mehrheit aller Sterne zu einem Mehrfachsystem mit zwei oder mehr Sternen.
Der Rote Riese ist ein strahlend heller Gigant: Er ist rund 75-mal grösser als unsere Sonne und leuchtet über 600-mal kräftiger. Allerdings ist seine Masse nur wenig grösser als die der Sonne und seine Oberfläche kühler.
Der Weisse Zwerg ist ein Stern am Ende seines Lebenszyklus. Er ist in sich zusammengefallen und nur etwa so gross wie die Erde, hat aber eine höhere Masse und eine viel höhere Oberflächentemperatur als der Rote Riese.
Weil der Weisse Zwerg eine höhere Gravitationskraft aufweist als der Rote Riese, zieht er diesem Masse von der Oberflächenatmosphäre ab – vor allem in Form von Wasserstoff. Dieser lagert sich um den weissen Zwerg als Scheibe oder reifenartiger Ring.
Je länger der Zwerg dem Riesen Masse entzieht, desto dichter lagert sich der Wasserstoff um den Zwerg und kommt dessen Oberfläche immer näher.
Weil die Oberfläche des Weissen Zwergs so heiss ist, entzündet sich die Ringmaterie auf der Oberfläche ab einem gewissen Punkt als gigantische Wasserstoffbombe.
Die Explosion ist so gross und hell, dass sie von der Erde her aussieht wie ein heller Stern. Danach beginnt das Spiel wieder von Neuem – bis in ungefähr 80 Jahren die nächste Explosion erfolgt.
Wie sehe ich die Nova T CrB?
Der Stern liegt im Sternbild Nördliche Krone (Corona Borealis, CrB) welche östlich des Bootes liegt. Einfach zu finden ist er über den grossen Wagen: Dieser zeigt genau auf die Krone.
Die Nova T CrB sieht aus wie ein heller Stern und ist grundsätzlich für wenige Tage von blossem Auge zu sehen. Es braucht aber eine grosse Portion Glück, die Explosion tatsächlich zu sehen.
Am besten zu sehen ist die nördliche Krone in der Schweiz von März bis Juli. Im Winter ist sie nachtsüber nur in den frühen Abend- oder Morgenstunden über dem Horizont. Erfolgt der Ausbruch der Nova tagsüber, kann man die hellste Phase schnell verpassen.
Falls man den richtigen Zeitpunkt doch erwischt, muss man auf einen wolkenlosen Himmel hoffen.
Woher weiss man, dass die Nova bald kommt?
Bisherige Aufzeichnungen von T CrB zeigen einen wiederkehrenden Rhythmus von ungefähr 80 Jahren. Seit dem letzten Ausbruch sind «erst» 78 Jahre vergangen, trotzdem rechnen Astronominnen und Astronomen mit einem baldigen Aufleuchten.
Als Hinweis dient der Vergleich aktueller Messungen mit jenen vor dem Ausbruch im Jahr 1946. Damals wurde T CrB zehn Jahre vor dem Ausbruch messbar heller. Das war jetzt 2015 wieder der Fall. Kurz vor der Nova ging die Helligkeit dann auf das vorherige Niveau zurück. Unmittelbar danach kam es zum Ausbruch.
Dieses Absinken der Helligkeit ist aktuell wieder zu beobachten. Wie lange das noch andauert, ist ungewiss.
Von bisherigen Aufzeichnungen weiss man, dass bei T CrB rund drei Monate nach der Nova eine kleinere, weniger helle Explosion folgt. Was diese auslöst, wissen die Forschenden noch nicht.
Vielleicht ändert sich das bald: Die Messgeräte haben seit 1946 erhebliche Fortschritte gemacht. Wer weiss, was die Astronominnen und Astronomen entdecken, wenn T CrB bald wieder am Himmel aufleuchtet.