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In über 60 Prozent der Fälle sind es die Angehörigen, die über eine Organspende entscheiden. Sie fragen sich: Was könnte der Wille des Sterbenden sein? Hätte er gewollt, dass man die lebenserhaltenden Maschinen abstellt? Und hätte er ja gesagt zur Organentnahme und dazu, dass man schon vor dem Abschalten der Maschinen alles bereitstellt, um fünf Minuten nach Eintritt des Todes mit der Entnahme zu beginnen? Denn Organe sind nur dann eine Hilfe für andere todkranke Menschen, wenn nicht zu lange mit der Entnahme gewartet wird.
Angehörige sagen oft nein
Angehörige sagen deshalb oft nein. Einige, weil sie persönlich gegen Organspende sind. Die Mehrheit jedoch, sagt Franz Immer, Direktor von swisstransplant, weil sie nicht sicher sind, was der Wille des Verstobenen gewesen wäre. Mit einem Nein liegen sie im Zweifelsfall auf der sicheren Seite.
Diese Unsicherheit möchte eine Volksinitiative beheben. Sie wurde Mitte Oktober 2017 gestartet. Jeder Verstorbene soll ein möglicher Spender sein. Ausser er lehnt dies zu Lebzeiten ausdrücklich ab.
Eine Organspende soll ein Geschenk bleiben
Die Medizinethikerin Ruth Baumann-Hölzle kann sich mit der Volksinitiative nicht anfreunden. «Was passiert zum Beispiel mit wenig gebildeten Menschen in der Schweiz, die nicht verstehen, worum es geht?», fragt sie. Sie könnten zu unfreiwilligen Organspendern werden. Ist das ethisch vertretbar? Eine Spende sollte immer ein Geschenk bleiben.
Diskutieren Sie mit
In der Sendung «Forum» diskutierten folgende Gäste mit Hörerinnen und Hörern:
- Ruth Baumann-Hölzle , Medizinethikerin
- Franz Immer , Direktor Swisstransplant