Für Athletinnen und Athleten sind Olympische Spiele einzigartig. Nicht nur aus sportlicher Sicht. Weder an der WM noch an der EM gibt es Fahnenträger. Nur an den Paralympics repräsentieren diese an der Eröffnungsfeier ihr Land.
Ich freue mich riesig und es ist eine grosse Ehre.
Zu den auserwählten Fahnenträgern in Paris gehören die Parathleten Elena Kratter und Marcel Hug. Für die Leichtathletin Kratter kam die Anfrage unerwartet. «Ich freue mich riesig und es ist eine grosse Ehre», sagt sie kurz nach der Ernennung. Für sie sei es die erste Eröffnungsfeier mit Zuschauern. Bei ihrer ersten Paralympics-Teilnahme in Tokio 2021 fehlten diese coronabedingt.
Ich weiss genau, welche Schraube wofür zuständig ist.
Elena Kratter trägt am rechten Unterschenkel eine Prothese. Sie hat ihre Behinderung zum Beruf gemacht und wurde Orthopädistin. Hilft ihr das im Sport? «Ich kann meine Sachen selber reparieren, sollte etwas kaputt gehen. Ich weiss genau, welche Schraube wofür zuständig ist.» Das schafft Vertrauen in die eigene Prothese, wenn man sie selber herstellen und im Notfall auch reparieren kann.
Grosse Sprünge – aber nicht überall
Auf den grossen Sprung in der Weiterentwicklung der Prothesen wartet die Fachfrau und Sportlerin noch. Die Sportprothesen seien immer noch auf dem gleichen Stand wie bei den Paralympics 2012 in London.
Mein Schwerpunkt liegt beim Weitsprung.
Weite Sprünge schafft Elena Kratter als Athletin. An den Paralympics in Tokio gelang Elena Kratter vor drei Jahren eine Überraschung im Weitsprung.
Sie eroberte an ihrer ersten Teilnahme an diesen Spielen und in dieser Disziplin die Bronzemedaille. Jetzt ist sie in Paris wieder am Start. Die 28-jährige Schwyzerin aus Vorderthal ist eine Newcomerin in der Leichtathletik.
Ursprünglich war Elena Kratter Skirennfahrerin und schaffte es 2018 in der Ski-Weltcup-Gesamtwertung auf den zweiten Platz. 2019 musste sie ihre Skikarriere wegen einer Knieverletzung nach einem Sturz an der WM beenden. Aufgeben ist nicht ihre Losung.
Multitalent auf der Piste und auf der Bahn
Elena Kratter wechselte in die Leichtathletik. «Mein Schwerpunkt liegt beim Weitsprung.» In dieser Disziplin gehört sie in Paris zu den Medaillenhoffnungen. Nicht nur im Springen – auch im Rennen. Auf ihrem Terminkalender steht auch der 100-Meter-Sprint.
Ich habe als Kind mit der Prothese laufen gelernt.
Elena Kratter trägt am rechten Bein, oberhalb des Knies, eine Prothese. In einer SRF-Reportage schildert sie, wie es dazu kam. Sie und ihre Schwester seien eineiige Zwillinge und kamen als Frühgeburt zur Welt. Elenas Herz-Kreislaufsystem war zu schwach, was zu Durchblutungsstörungen in den Extremitäten führte. Als Folge musste bei ihr der rechte Unterschenkel amputiert werden. «Ich habe als Kind mit der Prothese laufen gelernt.»
Später, bei der Berufswahl, war für sie sofort klar, dass sie ihre Behinderung zum Beruf machen will. Seit sie in der Leichtathletik Erfolge feiert, hat sie jedoch beschlossen, mehr auf die Karte Sport zu setzen. Gesagt, getan. Ende 2021 rückte sie als erste Behindertensportlerin überhaupt in die Spitzensport-RS ein.