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Persisches Essen Die bunte Küche Irans

Limo Amani, Pickles und Safran – so aromatisch und vielfältig ist die persische Küche.

Diese Woche nimmt uns SRF 1-Hobby-Koch Mark Frederick Chapman mit auf eine virtuelle Reise nach Teheran und gibt uns einen kleinen Einblick in die kulinarischen Köstlichkeiten Persiens sowie den Freuden und Herausforderungen, online zu kochen.

Mark Frederick Chapman

SRF 1-Hobbykoch

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Mark Frederick Chapman wurde in Bushey, nordwestlich von London im Vereinigten Königreich, geboren und er ist in Zürich aufgewachsen. Beide Länder und ihre gastronomischen Traditionen haben ihn geprägt – ebenso wie seine vielen Reisen rund um den Globus. SRF 1-Hobbykoch Mark Frederick Chapman stellt regelmässig auf Radio SRF 1 Rezepte vor.

Vom Perserreich zum heutigen Iran

Die Einflüsse der Küche Irans reichen zurück in die Zeit des Perserreichs, das sich vom Norden des heutigen Griechenlands bis in den Osten an den Indus Fluss im heutigen Pakistan erstreckte. In diesem Riesenreich mit verschiedenen Ländern, Völkern und Kulturen entwickelten sich unzählige, aromatische Gerichte. Die gegenseitige Beeinflussung ist noch heute im Nahen und Mittleren Osten zu spüren. Grundlage dafür bildete ein Reichtum an Gemüsen, Früchten, Nüssen und Gewürzen sowie Fleisch, Geflügel und Fisch.

 Ein Gewürzhändler in Teheran: Getrocknete Gewürze, Früchte, Blüten und Nüsse aller Art.
Legende: Persiens Schatzkammer Getrocknete Gewürze, Früchte, Blüten und Nüsse aller Art. Ein Gewürzhändler in Teheran. SRF/Anosh Ahmadi

Iran ist auch in seinen heutigen Grenzen ein sehr grosses Land. Mit seinen 31 Provinzen und bis zu 50 regionalen Sprachen, Kulturen sowie unterschiedlichem Klima kann man sich leicht den Reichtum an kulinarischer Vielfalt vorstellen.

Gemeinsames Kochen trotz Tausender Kilometer Distanz

Durch meinen Lebenspartner, der in Teheran lebt, habe ich vieles über die Gerichte und die Esskultur des Irans erfahren. In unserem fast täglichen gemeinsamen «Telekochen», das heisst, wir kochen zusammen mit unseren Mobiltelefonen in einem Video-Call und tauschen uns aus. Nicht nur über das Essen, sondern auch über unseren Alltag.

Wie kochen Sie in Ihrer Partnerschaft? Erzählen Sie es uns in der Community-Umfrage.

8 Teller mit verschiedenen Mahlzeiten im Vergleich. Sie wurden zur gleichen Zeit in der Schweiz und in Teheran gekocht
Legende: Gleiches Essen, tausende Kilometer entfernt gekocht Gleiche Zutaten gemeinsam in einem Video-Call zubereitet, fotografiert zum Vergleichen und anschliessend gegessen – ein soziales Ritual einer Fernbeziehung. SRF/Mark Frederick Chapman

Das ist nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch eine kulinarische. Was für mich in der Schweiz selbstverständlich ist, ist nicht immer einfach in Teheran zu bekommen – zum Beispiel Kokosnussmilch. Das ist eben nicht einfach Kuhmilch mit Kokosnussaroma. Oder Sojasauce ist nicht Maggi-Würze, obwohl beide brauner Farbe sind. Er kocht mit Gas, ich auf einem Glaskeramikherd. Ich habe einen Backofen, er nicht. Die Gerichte, die wir gemeinsam kochen, sind diesen Begebenheiten angepasst, lecker und manchmal experimentell. Wie macht man eine Pizza ohne Backofen? Man nimmt eine gekaufte Tortilla, belegt sie wie eine Pizza und brät/dämpft sie in der Pfanne – das Resultat ist erstaunlich knusprig und kann einer Tiefkühlpizza ohne weiteres das Wasser reichen.

Unsere Lieblingsgerichte

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Das iranische Gericht Mirza e Ghasemi: gebackene Auberginen mit Tomaten und Eiern auf einem Teller
Legende: Zereshk Polo ba Morgh: Poulet-Stücke mit Berberitzen-Reis SRF/Mark Frederick Chapman

Zu unseren Lieblingsgerichten gehören zum Beispiel mit Hackfleisch gefüllte Auberginen oder Poulet-Spiesse mit Erdnussbutter-Sauce. Chicken-Curry mit einer mit Joghurt verfeinerten Sauce. Gefüllte Fleischrouladen, sogenannte «Fleischvögel» haben es in unsere Bestenliste geschafft. Wir haben uns auch an klassischen europäischen Gerichten versucht – zwischendurch darf es eine Herausforderung sein – «Züri Geschnetzeltes» mit Rösti oder mit einer Bratpfanne flachgeklopfte Wiener Schnitzel. Aber eben auch persische Gerichte wie Shiraz-Salat, Mirza Ghasemi und Zereshk Polo ba Morgh.

Rezept für iranisches Gericht

Das macht persische Gerichte so aromatisch

Eindeutig die Gewürze und die Früchte. Schmorgerichte, Eintöpfe und aufwendige Reisgerichte bilden die Basis der persischen Küche. Eine Balance zwischen Süss und Sauer beherrscht oft die Gerichte.

Gewürze aus dem Iran

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  • Berberitzen sind kleine rote Beeren, die getrocknet gekauft werden. Sie sind sauer und werden gerne in den persischen Gerichten verwendet. Datteln und Dattelsirup hingegen geben dem Essen eine süsse Note.
  • Rosenwasser und Orangenblütenwasser sparsam dosiert, parfümieren Gerichte und bringen Aromen harmonisch zusammen. Riecht man an der Flasche, sind die Blütenwasser sehr intensiv, ein paar Tropfen jedoch verwandeln ein Gericht in einen orientalischen Genuss.
  • Granatäpfel und Granatapfelsirup sind aus der persischen Küche nicht wegzu­denken. Ich liebe Shiraz-Salat für diesen verwende ich sowohl die Kerne als auch den Sirup für die Sauce.
  • Limo Amani sind ganze getrocknete Limetten, die angepiekst in Schmorgerichten mitgekocht werden. Sie würzen das Essen mit ihrem mild-säuerlichen Aroma. Während des Kochens nehmen sie die Kochflüssigkeit auf und werden weich. Vor dem Servieren werden die Limetten ausgedrückt, um ihr volles Aroma in die Sauce zu geben.
  • Pickles ist Essig eingelegtes Gemüse. Zum Beispiel Auberginen, Knoblauch, Blumenkohl sind beliebt. Knackig im Biss pikant süss-sauer im Geschmack werden sie als kontrastierende Beilagen zu Gerichten serviert.
  • Safran ist das Gewürz, das wohl am meisten mit der persischen Küche in Verbindung gebracht wird. Das Gold der Gewürze ist kostbar und eine der teuersten Substanzen auf der Welt. Ein Gramm Safranfäden von guter Qualität kann rund 22 Franken kosten – so viel wie ein halbes Gramm Gold. Iran ist der grösste Produzent von Safran und es lohnt sich Safran von guter Qualität zu kaufen.    

Gastfreundschaft wird in Iran grossgeschrieben

Gerne werden Gäste zu einem Essen um ein Sofreh eingeladen. Das ist ein Tuch, das auf den Teppich gelegt wird und auf dem das Essen serviert wird. Die Speisen werden in verschiedenen Tellern und Schalen zur gleichen Zeit gebracht. Man setzt sich auf den Boden um das Sofreh, bedient sich selbst und geniesst das Essen mit Gabel und Löffel.

EIn Sofreh-Tuch auf dem verschiedene Speisen verteilt sind. Knoblauch, Limetten, Fleisch und in der Mitte Reis.
Legende: Traditionelles Mahl im Iran Alle Speisen kommen auf den Tisch oder auf den Boden auf einem Sofreh-Tuch und jeder schöpft sich selbst. Auf dem Bild ist Reis mit Safran, Platten mit gegrilltem Fleisch, Schälchen mit Pickels, frischen Kräutern und Zitrusfrüchten. SRF/Anosh Ahmadi

Zur Kultur der Perser gehört auch das Teilen von Essen – man teilt eine Orange in Schnitze und reicht sie den anderen, bevor man sich selbst einen Schnitz nimmt. Und sollte kein Schnitz mehr übrig sein, schält man eine weitere Orange und offeriert wiederum zuerst den anderen – und hoffentlich bleibt ein Schnitz für sich selbst übrig.

Das Mittagessen als Hauptmahlzeit

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  • Am Mittag werden verschiedene Gerichte wie Eintöpfe, Reisgerichte und Kebabs aufgetischt. Dazu kommen Salate, Joghurts, Pickles und Kräuter. Man lässt sich Zeit für das Essen.
  • Das Abendessen ist eher leichte Kost, dazu wird oft Fladenbrot mit einfachen Gerichten, Käse oder Früchten gegessen.
  • In Restaurants und Cafés essen die Iranerinnen und Iraner jedoch auch an Tischen. Obwohl der Zugang zum offenen Internet inhaltlich zensiert wird, und die Sanktionen den globalen Handel eingeschränkt haben, orientieren sich junge Iranerinnen und Iraner vermehrt auch an der westlichen Kultur. Fastfood, Streetfood wie aber auch vegetarisches Essen sind genauso populär wie bei uns. 

Die Iranerinnen und Iraner wünschen sich vor dem Essen «noosh-e jan», was so viel wie «en Guete» bedeutet.

Alle A-Point-Sendungen zur Küche Irans zum Nachhören

Radio SRF 1, A Point, 2.10.2023, 11:40 Uhr ; 

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