Geht es um Humor, mag Andrea Samson Situationskomik. Eine absurde Bemerkung in einer bestimmten Situation zaubert ihr ein Lachen ins Gesicht. Die 46-Jährige ist Professorin und forscht zu Humor und Emotionen.
SRF: Wie hilft uns der Humor, mit Schwierigkeiten und Negativem umzugehen?
Andrea Samson: Humor hat in unserem Alltag ganz viele Funktionen. Für uns selber, aber auch zwischenmenschlich. Humor kann uns tatsächlich helfen, nicht alles zu nah an uns heranzulassen und besser mit schwierigen Situationen umzugehen. Humor kann man als eine der wirksamen Emotionsregulationsstrategien sehen. ‹Nimms doch mit Humor› reicht aber nicht. Man muss dazu auch in der Stimmung sein oder eine Distanz zu einem Problem haben.
Wie hilft Humor in der aktuellen Weltlage?
Humor ist dann ziemlich hilfreich, wenn man nicht selber die Kontrolle über ein Problem hat. Als Beispiel – wir sitzen hier in der Schweiz, vielleicht sind wir nicht in der Politik tätig, also haben wir keinen direkten Einfluss auf ein anderes Land und dessen Präsidenten. Gegen Ängste zum Weltgeschehen kann es helfen, Memes über Trump oder Vance anzuschauen.
Positiver Humor ist wirksamer als negativer Humor.
In den sozialen Medien gibt es ganz viel Humor, der verbreitet wird, auch zu politischen Themen. Die humorvollen Elemente sind nicht viel anders als die Witze oder politischen Karikaturen in Zeitungen. Witze spielen ja immer mit Inkongruenz – mit etwas Unerwartetem, mit Überraschung. Es werden mehrere Elemente zusammengebracht, die auf den ersten Blick nicht zusammengehören.
In der Forschung unterscheiden Sie zwischen positivem und negativem Humor. Was heisst das genau?
In Studien wollten wir herausfinden, wie wirksam Humor ist, um unsere Emotionen zu regulieren. Ob positiver, sprich gutmütiger Humor gleich wirksam ist, wie negativer Humor, der aggressiver oder zynischer ist. Wo man sich über jemanden lustig macht und nicht mit jemandem lacht. Wir haben herausgefunden, dass positiver Humor wirksamer ist als negativer Humor.
Es gibt also positiven und negativen Humor und es gibt guten und schlechten Humor, oder?
Das ist abhängig von den persönlichen Präferenzen und welchen Humorstil man selber hat. Da kommt es auch darauf an, ob das Gegenüber einen ähnlichen Humorstil hat oder nicht.
Kann man zusammen lachen, verbindet das ungemein.
Kann jemand mit absurden Elementen umgehen, mag jemand ironische Bemerkungen oder nicht. Kann jemand auch einmal schwarzen Humor lustig finden oder geht das gar nicht? Die Frage ist: Gibt es Konflikte mit den eigenen Werten?
Das heisst, Humor funktioniert nicht immer und nicht mit allen Menschen gleich?
Es ist ein Abtasten, wie weit man gehen kann. Was ist der eigene Humor und wo findet man sich. Kann man zusammen lachen, verbindet das ungemein. Das ist ein ganz wichtiges Element bei Freundschaften, in Partnerschaften oder bei der Arbeit. Wenn es grosse Konflikte gab, ist es schwierig oder dauert lange, bis man wieder gemeinsam lachen kann.
Gibt es auch kulturelle Unterschiede?
Welcher Humor in einem Land gemacht und akzeptiert wird, hat damit zu tun, wie es mit der Meinungsfreiheit steht. Auch welcher Humor in den öffentlichen Medien zugelassen wird. Darf man einen Witz über einen Präsidenten oder Politiker machen oder nicht? Das hat weniger mit der Kultur, sondern eher mit dem Zeitphänomen zu tun. Ich hatte einen Grossonkel in Deutschland und der machte während des Zweiten Weltkriegs Witze über Hitler. Ihm wurde mit Gefängnis gedroht, wenn er so weitermacht. Die Geschichte zeigt, wo in einer gewissen Zeit und in einem gewissen politischen System Grenzen sind.
Das Gespräch führte Gaudenz Weber.