Es ist der Zeitgeist der 1970er-Jahre, der sich im Leben der «Swissair»-Airhostessen widerspiegelt: der Traum vom Reisen, exotische Länder, fremde Kulturen. Im Archivvideo von Schweizer Fernsehen DRS liegen die Airhostessen des eben gelandeten «Swissair»-Flugs im Bikini unter Palmen am Strand und bräunen ihre Körper. Drei Tage bleiben ihnen, bis die Maschine wieder zurückfliegt.
Die jungen Frauen sind die Verkörperung dessen, was die Werbung in dieser Zeit anpreist – und dienen somit den Fluggesellschaften als Galionsfiguren. Sicheres Auftreten, nette Umgangsformen, gutes Aussehen. Ihr Job: dem Passagier den Flug so angenehm wie möglich zu machen.
«Es ist ein Hobby, keine Arbeit»
Ein Traumberuf? «Für mich ist es ein Traumberuf, weil ich es als Hobby anschaue und es keine Arbeit ist», erzählt eine Airhostess. Auch ihre Kollegin kann es nicht als Beruf bezeichnen: Es sei ein Plausch. Den Job könne man aber nicht zu lange machen. Denn sonst gewöhne man sich daran. Und wenn man dann wieder eine richtige Arbeit machen müsse, falle das schwer.
Das Schweizer Fernsehen berichtete 1974 über den Beruf der Airhostess: Ein lustiger Job, aber kein Beruf. Körperlich hart, aber geistig nicht anspruchsvoll. Ein Plausch, von dem man schnell süchtig werden kann. Die jungen Frauen würden in ihrem Job mehr sehen und erleben als sie psychisch verarbeiten könnten. Somit verleite der Beruf zur Oberflächlichkeit.
Die 36-Jahr-Klausel
In der Realität waren die Arbeitsbedingungen der Airhostessen weit weniger glamourös als es den Eindruck machte:
Die jungen Frauen arbeiteten ohne Arbeitsvertrag und die ersten neun Monate konnten sie von Chicago und Shanghai nur träumen: Mit Kurzstreckenflügen mussten sie sich erst die Sporen abverdienen, bevor sie auf die langen Flüge mitdurften. Auf diesen Flügen trat eine heute bekannte Tendenz erstmals ein: «Auf Kurzstreckenflügen reicht es oft nicht einmal mehr zum Normal-Service. Die knappe Flugzeit drängt die Mädchen zur Eile. Die Flughostess wird zur Kantinenmaid», so der TV-Kommentar aus dem Jahre 1974.
Zudem war es keineswegs ein Beruf fürs Leben: Grund war die 36-Jahr-Klausel. Kurz: Airhostessen waren nur bis im Alter von 36 Jahren beschäftigt. Nachher gehörten sie zum «alten Eisen» und wurden durch Jüngere ersetzt.
Männer waren besser gestellt
Besser gestellt waren die männlichen Stewards: Sie flogen von Anfang an Langstrecken, hatten Aufstiegsmöglichkeiten, verdienten etwas mehr und wurden in die Pensionskasse aufgenommen.
So war die Geschlechterhierarchie zwischen Himmel und Erde klar: Der Chef an Bord war immer ein Mann. Dieser Maître de Cabine organisierte und kontrollierte den Service. Er entschied bei Pannen, trug die Verantwortung. Die Airhostessen hatten zu gehorchen. Der TV-Kommentar aus dem Jahre 1974: «Auch in der Ersten Klasse regiert ein Mann. Hier, wo man gepflegten Service bietet, sind Airhostessen nur Gehilfinnen.»
Notlandung im Wasser üben
Die Ausbildung zur Airhostess wurde schon 1949 dokumentiert. Die jungen Frauen mussten nicht nur lernen, wie sie zwei Kaffeetassen souverän tragen, sondern auch das richtige Verhalten bei einer Notlandung im Wasser wurde geübt.