Wenn fremdsprachige Kinder im Kindergarten noch kein Deutsch sprechen, haben sie einen erschwerten Schulstart. Der Zürcher Kantonsrat will nun handeln und hat letzte Woche beschlossen, dass ein Gesetz zur Frühförderung ausgearbeitet werden soll. Kinder, die zu wenig gut Deutsch sprechen, sollen schon vor dem Kindergarten Deutschkurse besuchen.
Darf Deutschunterricht obligatorisch sein?
Der Kanton Basel-Stadt kennt dieses Modell bereits seit 2013. Dreijährige Kinder, die ungenügend Deutsch sprechen, müssen an zwei Halbtagen eine Spielgruppe oder eine Tagesschule besuchen, in der sie in Deutsch unterrichtet werden.
Solche Massnahmen darf man nicht als obligatorisch erklären, meint Verena Herzog, Nationalrätin und ehemalige Kindergärtnerin aus dem Kanton Thurgau. Grundsätzlich liege die Integration der Kinder in der Verantwortung der Familie. Diese müsse die bereits vorhandenen Angebote besser nutzen, meint sie.
Deutschunterricht – je früher, desto besser
Frühförderung sei wichtig, sagt Andrea Lanfranchi, Professor an der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik. Aber eigentlich müsste man bereits nach der Geburt der Kinder anfangen und nicht erst mit drei Jahren. Je früher ein Kind die Sprache hört, desto grösser sei der messbare Effekt, sagt der Wissenschaftler.
Im Kindergarten Deutsch lernen ist zu spät. Wir müssen bereits am Wickeltisch ansetzen, das zeigt unsere Forschung.
Die fremdsprachigen Eltern in Basel sind sehr dankbar, dass ihre Kinder bereits vor dem Kindergarten in Deutsch gefördert werden.
Der Staat darf nicht 3-jährige Kinder zu Deutschkursen zwingen. Es sind die Eltern, die in der Pflicht stehen.
Was bringen solche Kurse bei Kleinkindern? Sollen Eltern, die zu wenig für die sprachliche Integration der Kinder unternehmen, an den Kosten beteiligt werden dürfen? Im «Forum» diskutierten Experten mit Hörerinnen und Hörer diese Fragen.
Experten im «Forum» sind:
- Mustafa Atici, Kantonsrat SP (BS)
- Vena Herzog, Nationalrätin SVP (TG), ehemalige Kindergärtnerin
- Andrea Lanfranchi, Leiter Forschung und Entwicklung an der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik