Seinen Siegeszug hat das Tonband im Kleinformat 1963 angetreten. An der Internationalen Funkausstellung (IFA) Berlin wurde die erste Audio-Kassette mit passendem Abspielgerät vorgestellt, entwickelt vom niederländischen Konzern Philips. Ursprünglich war das Medium für Sprachaufnahmen gedacht.
Bald einmal kam man auf die Idee, die Audiokassette auch zum Speichern, Überspielen und Weitergeben von Musik zu nutzen. Vor allem Jugendliche waren begeistert von der Möglichkeit, auf günstige und einfache Art und Weise ihre Lieblingshits aus dem Radio auf Kassette aufzunehmen.
Qualität verbessert sich
Später wurden kombinierte Geräte aus Radio und Kassettenteil produziert, so dass Musik direkt aus dem laufenden Radioprogramm aufgezeichnet werden konnte. Durch den zunehmenden Absatz solcher Geräte entwickelte sich auch die Kassette selbst weiter. Die Klangqualität der Magnetbänder wurde zunehmend besser.
Konkurrenz durch digitale Medien
Die Weiterentwicklung der Kassette wurde durch die Einführung digitaler Medien gestoppt: Das Digital Audio Tape (DAT), die MiniDisc (MD) und die Compact Disc (CD) machten das Kopieren von Musik oder Daten ohne Qualitätsverlust möglich. Ein weiterer Vorteil dieser digitalen Medien war die Möglichkeit, Titel – ohne Spulen zu müssen – direkt anwählen zu können.
Die Audio-Kassette im Kinderzimmer
Im Vergleich zur Compact Disc (CD) ist eine Audio-Kassette wesentlich robuster. Märchen und Hörbücher auf Kassette sind deshalb in vielen Schweizer Kinderzimmern nach wie vor vorhanden. Auch der Markt für neue Kinderkassetten-Rekorder ist weitgehend intakt. In Schwellenländern wird Musik heute noch zum grössten Teil auf Kassette angeboten. Auch hier wegen der Robustheit von Medium und Abspielgerät. Da die Geräte ohne Spezialelektronik auskommen, lassen sie sich gut vor Ort reparieren.
«Die drei Fragezeichen» werden bis heute analog produziert
Als Beispiel für heute noch erhältliche Hörbuch-Kassetten sei die Reihe «Die drei ???» erwähnt. Digitales Zeitalter hin oder her, aufgenommen werden die Detektiv-Geschichten nach wie vor analog. Seit über 30 Jahren leihen die immer gleichen Sprecher den jugendlichen Detektiven aus Rocky Beach, Kalifornien, ihre Stimme: Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich. Für die Aufnahmen treffen sie sich mit Regisseurin Heikedine Körting in einer Hamburger Villa.
Ein Besuch im Aufnahmestudio ist wie eine Reise in die Vergangenheit. Für die Sendung «HörBar» von Radio SRF 1 war Britta Spichiger 2010 bei einer «Die drei ???»-Produktion dabei. Sie hat unter anderem einen exklusiven Einblick ins analoge Geräuscharchiv erhalten. Es enthält über 100‘000 Geräusche auf Magnetbändern.
Musikkassetten digitalisieren
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Audio-Kassetten sind unverzichtbare Erinnerungsstücke. Um sie für die Zukunft zu sichern und für andere Medien zugänglich zu machen, lassen sie sich digitalisieren. Dafür muss jede einzelne Kassette manuell auf den Computer überspielt werden. Dafür benötigt man ein funktionierendes Kassetten-Abspielgerät mit einem Audio-Ausgang. Über diesen wird mittels Kabel eine Verbindung zum Ton-Eingang des Computers (Microphon-Symbol) hergestellt. Eine Aufnahme-Software macht den Computer nun selbst zum Aufnahmegerät. Heute gibt es auch zahlbare Kassettendecks mit USB für den direkten Anschluss an den Computer, damit fällt das Verkabeln weg. Allerdings wird damit der Vorgang des Überspielens auch nicht schneller.