Sturmgewehr im Kofferraum
Ein Samstag Ende der 1960-er Jahre - Hans Deflorin aus Breil (GR) ist auf dem Heimweg vom Obligatorisch-Schiessen in Genf. Bei Le Chalet à Gobet machen zwei Engländerinnen mit Rucksäcken Autostopp. Sie wollen nach Bern. Hans Deflorin entscheidet sich anzuhalten und die beiden mitzunehmen.
Ich öffnete den Kofferraum und da lag mein Sturmgewehr.
Hans Deflorin musste sich erklären. Nachdem er den Mädchen klar machen konnte, dass die Schweizer das Sturmgewehr zu Hause aufbewahren und regelmässig zum Schiessen müssen, steigen die Mädchen ein.
Heilsame Begegnung
Als Bea Dahinden aus Pfäffikon in der 2. Klasse war, rannte sie in die Schule, weil sie verspätet war. Plötzlich hielt ein Auto neben ihr und ein netter Herr wollte wissen, wohin des Weges, so eilig? Der Mann zeigte Verständnis für ihre Situation und liess sie einsteigen. Bei der Schule angekommen wollte der Fahrer von Bea Dahinden wissen, ob sie öfter bei Fremden ins Auto steige.
«Erst dann realisierte ich, dass ich etwas sehr gefährliches gemacht habe».
Der Unbekannte ermahnte sie, dies nie mehr zu tun und wünschte Bea Dahinden einen schönen Tag.
Diese Geschichte war mir die beste Lehre fürs Leben.
Mehr Glück als Verstand
Mitte der 1970-iger Jahre wollte Beni Wüest aus Kreuzlingen mit einem Schulkollegen per Autostopp nach Holland. In Weil am Rhein hielten sie den Daumen raus. Nach langem Warten hielt zu ihrer Überraschung ein Porsche Carrera.
Kaum waren die beiden zugestiegen drückte der Mann aufs Gas, so dass es den beiden Jungs Angst und Bange wurde. Der Lenker erzählte, dass er Schwierigkeiten habe und auf dem Weg nach Hamburg sei. Dort wolle er ein Schiff nehmen und verschwinden.
«Da wir mit weit über 200 Kilometer pro Stunde unterwegs waren, hatten wir plötzlich die Polizei mit Blaulicht hinter uns. Der Fahrer drückte deshalb noch mehr auf die Tube und hängte die Polizei ab», schreibt Beni Wüst.
Die Landschaft raste nur so vorbei. «Mein Kollege und ich hatten Angstschweiss auf der Stirn, und ich weiss noch, dass ich dachte»:
Wenn kein Wunder passiert, endet hier mein Leben. Es war kurz, aber schön.
Bei einem Autobahnkreuz in Hannover liess der Fahrer die zwei Jungs aus der Schweiz springen und Beni Wüest ist heute noch froh, diese Wahnsinnsfahrt überlebt zu haben.
Mit dem Güselwagen Richtung Tessin
Es war ein sehr heisser Sommertag und Trudy Roth aus Wezikon (ZH) klebte zusammen mit ihrer Freundin förmlich am Asphalt. Die ersten Ferien ohne Eltern standen an. Der Schatten war rar und das Ziel Locarno noch weit entfernt. Die zwei jungen Frauen standen am Strassenrand, doch kein Autofahrer hielt an. Endlich erbarmte sich einer - ein «Güselwagenfahrer» bot eine Mitfahrgelegenheit auf dem Trittbrett an. Das war nicht das Cabrio, das sie sich vorgestellt hatten. Was soll's. Unter dem Gejohle von zwei Angestellten auf dem Kehrichtwagen, stiegen die zwei Frauen zu. «Damals empfanden wir es als etwas beschämend bloss von der Abfuhr mitgenommen zu werden.» Heute ist Trudy Vogt stolz auf die Trittbrettfahrt. «Es war ein tolles und ein einmaliges Erlebnis.»
Ein Herz für Autostöppler
Die Eltern von Ursula Werner aus Männedorf (ZH) waren passionierte Autofahrer. Oft brachten sie von ihren Ausfahrten junge Autostopper mit, immer Frauen. Schlafen durften sie auf dem Wohnzimmerboden.
Meistens hatten wir keine gemeinsame Sprache, aber immer war das für uns Kinder aufregend und abenteuerlich.
«Ich habe mich immer gewundert, dass meine doch eher konservativen Eltern so offen waren und wildfremde Jugendliche mit heim brachten. Dies brachte ein bisschen Exotik in unser braves Dorf», schreibt Ursula Werner.