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Das Bild zeigt drei Schauspieler des Ensembles.
Legende: Die Theatergruppe schreibt ihre Stücke selber. Diese werden in nur zwei Monaten erarbeitet. SRF

Radio SRF 1 Die Geschichten der «Schrägen Vögel»

Die «Schrägen Vögel»: Eine Gruppe, die am Rand der Gesellschaft lebt, zusammen Theater spielt – und Geschichten schreibt. Für Radio SRF 1 lesen sie ihre Geschichten vor.

Die «Schrägen Vögel» sind eine der wohl unkonventionellsten Theatergruppen der Schweiz. Die bunte Truppe besteht aus Lebenskünstlern, die – wie es politisch korrekt heisst – am Rand der Gesellschaft leben und ihre Stücke alle selber schreiben.

Und sie haben Erfolg: Mit ihren Produktionen haben sie es bis nach Chile geschafft. Bald können sie ihr 10-jähriges Jubiläum feiern. Dieses Jahr haben die «Schrägen Vögel» ein «Büechli» mit 24 Geschichten herausgegeben, die sie selber geschrieben haben. Exklusiv für Radio SRF 1 lesen am 25. Dezember einige ihre Geschichten vor. Andere erzählen uns ihre ganz persönliche Geschichte.

Urs Egger, Zürich, 50 Jahre

Urs ist gelernter Schuhverkäufer, als solcher wurde er geschätzt und machte einen guten Abschluss. Durch verschiedene Krankheiten und übermässigen Marihuana-Konsum in seinen jüngeren Jahren rutschte er jedoch ins Abseits und vereinsamte. «Zum Glück wurde ich nie obdachlos. Ich hatte immer eine Bleibe», erzählt er. Heute hält er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser – nach seinem eigenen Rhythmus. Bei den «Schrägen Vögel» fand er ein Zuhause, in dem er seine Verrücktheit ungeniert ausleben kann.

Manu Wyden, Winterthur, 40 Jahre

Manu kämpfte lange Zeit mit psychischen Problemen. «Ich war total nach innen gekehrt, konnte nicht mehr mit den Leuten reden und hatte Zwangsgedanken», erzählt sie. «Viele Leute verstanden das nicht.» Es gab jedoch immer wieder auch Menschen, die an Manu glaubten. Und das war wichtig für sie. Heute sind die Zwangsgsvorstellungen vorbei. Manuela kam durch eine Kollegin zu den «Schrägen Vögeln» und hat dort gemerkt: «Hey, ich kann Theaterspielen! Und ich mache es mega gerne.»

Marcel Rusterholz, Fällanden, 49 Jahre

«Die meisten Leute schauen mich schon schief an», sagt Marcel «Maese» Rusterholz, «obwohl ich freundlich Grüezi sage.» Nach einer dramatischen Kindheit ist Marcel im Drogensumpf versunken, hat lange auf der Strasse gelebt. Nach vielen Jahren schaffte er den Ausstieg, lebt heute nicht mehr auf der Strasse. Mit den «Schrägen Vögeln» hat er eine Art Familie gekriegt, die ihm sehr viel bedeutet. «Könnte ich noch einmal zurück, würde ich eine Lehre abschliessen», sagt er.

Bruno Gnos, Zürich, 61 Jahre

Bruno war Fremdenlegionär und wohnte lange Zeit in Afrika und Südamerika. Als er den Schweizer Pass auf dem Konsulat verlängern wollte, erfuhr er, dass er für tot erklärt worden war. Darauf kehrte er in die Schweiz zurück, um die Angelegenheit in Ordnung zu bringen. Und fiel in ein tiefes, schwarzes Loch. Lange lebte er unter der Brücke, «von der Fremdenlegion her war ich mir das gewohnt.» Was er in der Gesellschaft beobachtet: «Die Leute unterhalten sich ja gar nicht mehr miteinander. Das ist wohl nicht mehr zu Ändern.»

Nicole Stehli, Zürich, 34 Jahre

Coach, Regisseurin, Dreh- und Angelpunkt der Truppe ist Nicole Stehli. Als Kind wollten Andere Lokomotivführer oder Prinzessin werden. Sie wusste schon damals, dass sie mit obdachlosen Menschen arbeiten wollte. Heute leitet sie die «Schrägen Vögel», die auch Teil ihrer Familie geworden sind. «Wir feiern jeweils zusammen Weihnachten», sagt sie. «Das ist immer ein bisschen chaotisch, aber sehr, sehr schön.»

Weitere Geschichten von den Schrägen Vögel:

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