Der Winterthurer Stadtpolizist Daniel Kindlimann weiss aus eigener Erfahrung, was man sich als Polizist anhören muss: «Sauschmier» oder «Bullenarsch». In einer Diplomarbeit untersuchte er, wie stark Uniformträger von Beschimpfungen und Gewalt betroffen sind.
Der Respekt in der Bevölkerung gegenüber uns Polizisten hat in den letzten Jahren deutlich abgenommen.
In einer Befragung von 900 Kolleginnen und Kollegen zeigte sich, dass 67 Prozent der Befragten bereits Opfer von Verleumdung, übler Nachrede oder Beschimpfungen wurden. Jeder zweite erfuhr in seinem Beruf gewalttätige Attacken.
Und: Laut der Schweizer Kriminalstatistik hat sich die Zahl der Übergriffe seit dem Jahr 2000 fast vervierfacht. «Der Respekt in der Bevölkerung gegenüber uns Polizisten hat in den letzten Jahren deutlich abgenommen», meint Daniel Kindlimann. Es sei ein Problem, dass solche Delikte kaum geahndet werden.
Die ausgesprochenen Strafen sind zu milde, so dass sie gar nicht mehr spürbar sind.
Gewalt gegen Polizisten sei kein neues Phänomen, meint der Polizeiexperte Markus Mohler. Er war früher Basler Polizeikommandant und ist Experte für Polizeirecht. Das Problem sei aber, dass heute die Rechtsordnung an Bedeutung verliere. «Die ausgesprochenen Strafen sind zu milde, so dass sie gar nicht mehr spürbar sind.» Ausserdem gingen Anstand und Respekt vor anderen Menschen verloren.
Dirk Baier ist Leiter des Institutes für Delinquenz und Kriminalprävention an der ZHAW. Seine Haltung: Die Gesellschaft werde nicht generell respektloser, es brauche daher auch keine verschärften Gesetze.
Die Gesellschaft wird nicht generell respektloser, es braucht daher auch keine verschärften Gesetze.
Ebenfalls Teil der Expertenrunde in der Diskussionssendung «Forum» ist Daniel Kloiber, Leitender Staatsanwalt der Staatsanwaltschaft Zürich-Sihl. «Bei Fällen von physischer Gewalt gegen Polizisten haben wir in Zürich die Schraube angezogen. Da wird hart gegen die Täter vorgegangen», sagt er.