Lust an kuriosen Themen - Gibt es unnützes Wissen?
Unnützes Wissen lässt uns staunen, weckt unsere Neugier und ist ein guter Gesprächsöffner. Es regt zum Nachdenken an, hilft beim Einordnen und unterstützt den Erkenntnisgewinn. Also gar nicht so unnütz!
Haben Sie gewusst, dass Angela Merkel zum Zeitpunkt des Mauerfalls in der Sauna sass? Oder dass Zebras dank ihrer Streifen weniger oft von Insekten gestochen werden als Pferde?
«Kurioses erzeugt Aufmerksamkeit»
Der Nutzen dieser Fakten für den persönlichen Alltag dürfte für die meisten von uns gering sein. Trotzdem hat solch unnützes Wissen seinen Reiz. Und einmal gelesen oder gehört, sind es gerade die (vermeintlich) unnützen Dinge, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen.
Das hat einen guten Grund: «Wenn unser Gehirn etwas Kurioses, Bemerkenswertes verarbeitet, erzeugt das Aufmerksamkeit», sagt Lutz Jäncke, Hirnforscher an der Universität Zürich. «Das Gehirn reagiert beim Verarbeiten dieser Informationen mit starken Aktivitäten. Deshalb behalten wir das auch sehr gut.» Gedächtniskünstler nutzen dieses Phänomen und merken sich Dinge, indem sie sich diese in grotesken, ungewöhnlichen Situationen vorstellen.
Diese 22 Fakten müssen Sie sich nicht merken – aber Sie dürfen!
Die versteckten Potenziale von unnützem Wissen
Unnützes Wissen könne ausserdem helfen, dass das Gehirn wichtige Informationen abrufen kann, sagt Jäncke.
Wenn Sie vermeintlich unnützes Wissen in Ihrem Gedächtnis gespeichert haben, aber dieses gekoppelt ist mit einer wichtigen Information, haben Sie ein grosses Gedächtnisnetzwerk. Und das ist dann wiederum hilfreich für den Abruf von wichtigen Informationen.
Grundsätzlich sei der Mensch aber ein Meister des Vergessens, sagt der Hirnforscher. «Was wir wirklich nicht gebrauchen, vergessen wir. Unser Gehirn ist so eine Art Waschmaschine.» Schliesslich müssten wir uns auf das Wesentliche im Leben konzentrieren können.
Bleibt aber die Frage, die jeder für sich selbst beantworten muss: Was ist wesentlich? Es gebe kein unnützes Wissen, sagt Nina Aeschbacher. Sie ist Produzentin von
«1 gegen 100»
und heckt seit zehn Jahren Fragen für Quizsendungen aus.
So etwas wie unnützes Wissen gibt es nicht. Man weiss nie, ob man Wissen irgendwann brauchen kann, und sei es nur für Smalltalk im Alltag.
Gibt es aus wissenschaftlicher Sicht unnützes Wissen?
Die Grundlagenforschung generiert allerhand Wissen, das im ersten Moment nicht brauchbar ist. «Aber manchmal ergibt sich plötzlich ein Zusammenhang und Vieles erschliesst sich», sagt SRF-Wissenschaftsredaktor Daniel Theis. Eines Tages können also lose und scheinbar unnütze Fakten, gekoppelt mit anderen Erkenntnissen, grosse Entwicklungsschritte in Medizin, Technik etc. befördern. Zum Beispiel führte Wilhelm Conrad Röntgens Experiment mit Vakuumröhren Ende des 19. Jahrhunderts per Zufall zur
Entdeckung der Röntgenstrahlen
.
Manchmal ergibt sich plötzlich ein Zusammenhang und Vieles erschliesst sich.
Ziehen wir Fazit: Nützliches und unnützes Wissen zu unterscheiden, ist nicht einfach. Und auch nicht besonders sinnvoll. So manches ist eine Frage der persönlichen Betrachtung. Ausserdem kann scheinbar Unbrauchbares auf einmal wichtig werden. Das ist doch wirklich nützlich zu wissen.
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