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Rehkitzrettung Maya Aeby: Die 90-jährige Drohnenpilotin, die Rehkitze rettet

Aus Langweile hat sich Maya Aeby entschieden, Drohnenpilotin zu werden. Nun rettet sie Rehkitze vor dem sicheren Tod.

Die unglaubliche Geschichte von Maya Aeby, 90 Jahre alt, zeigt, es ist nie zu spät eine neue Lebensaufgabe zu finden. Als «Morgengast» bei SRF 1 erzählt die in Riehen (BS) lebende Rentnerin, wie sie sich im hohen Alter zur Drohnenpilotin für die Rehkitzrettung hat ausbilden lassen.

An einem Silvesterabend überkam Maya Aeby die Langeweile. Sie war allein, ihr Partner sei kurz zuvor verstorben. Sie hatte den Drang, etwas zu machen und setzte sich an den Computer.

Ich bin eine uralte Frau – eine uralte ‹Zwätschge›.
Autor: Maya Aeby Drohnenpilotin und Rehkitzretterin

Bei der Google-Suche stiess sie auf den Verein Rehkitzrettung Schweiz. Sofort schreibt sie dem Verein ein E-Mail. Darin habe sie gesagt: «Ich bin eine uralte Frau – eine uralte ‹Zwätschge›.» Acht Stunden später kam die Antwort mit der Einladung zu einem Einführungskurs Ende Januar in Bern. Einladung angenommen.

Maya Aeby sagt zu und wird die erste Drohnenpilotin zur Rettung von Rehkitzen. Jedes Jahr sterben mindestens 1700 Rehkitze im hohen Gras. Es ist ein grausamer Tod durch die Mähmaschine, wenn die Freiwilligen der Rehkitzrettung Schweiz nicht zum Einsatz kommen.

Ich fliege mit der Drohne, die ich programmiere.
Autor: Maya Aeby 90-jährige Frau

Maya Aeby steigt, wenn das Gras hochsteht und gemäht werden will, früh aus den Federn. Das kann um 3, 4 oder 5 Uhr am Morgen sein und hängt vom Zeitplan des Bauern ab, der eine Wiese mähen will. Allein könne sie die Rehkitze nicht retten. Da brauche es die Unterstützung vom Rehkitzretter oder Wildhüter. «Ich fliege die Drohne, die ich programmiere», sagt Maya Aeby.

Es ist ein wahnsinnig gutes Gefühl, wenn man Rehe retten kann.
Autor: Maya Aeby Freiwillige Rehkitzretterin

Im Einsatz lässt sie die Drohne auf 60 Meter Höhe über das Feld fliegen. Die Drohne kommt zurück mit den Funddaten und ab da, steuert die rüstige Rentnerin das Flugobjekt von Hand. Sie lotst den Wildhüter zu der Stelle, wo das Kitz hilflos im hohen Gras liegt.

Meist seien es frisch geborene Tiere. Noch nass und mit der Nachgeburt liegen sie im hohen Gras – der Gefahr einer Mähmaschine ausgeliefert. «Es ist ein wahnsinnig gutes Gefühl, wenn man Rehe retten kann», sagt Maya Aeby.

Rehkitzrettung Schweiz

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Rehkitz liegt im Gras.
Legende: Keystone/Swen Pförtner

Die Hauptsetzzeit der Rehe ist Mitte April bis Mitte Juli. Die Hälfte der Rehkitze ist bis Ende Mai gesetzt.

Der Drückinstinkt (Drückinstinkt = das Kitz presst sich bei Gefahr flach auf den Boden und bewegt sich nicht mehr) dauert 2 bis 3 Wochen lang.

Die BFH-HAFL-Rehkitzrettungs-Methode mit Thermalkamera und Multikopter in der Luft ist am sichersten. Sie wurde an der Berner Fachhochschule – Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften entwickelt.

Gefundene Jungtiere deckt der Wildhüter mit einer Kiste ab und markiert die Stelle mit einer Fahne. So sieht der Bauer beim Mähen die Gefahrenstelle. Bis auf einen Meter wird das Gras geschnitten, danach kommen die Kisten wieder weg, beschreibt Maya Aeby das Prozedere. Eins, zwei oder drei Tiere pro Feld können so gerettet werden.

Bei schönem Wetter wird Maya Aeby teilweise von fünf Bauern kontaktiert, die Ihre Felder mähen wollen. Jeder hat zwei oder drei Felder, über die Maya Aeby dann ihre Drohne fliegen lässt und glücklich ist, wenn sie wieder ein paar Rehkitze vor dem sicheren Tod hat retten konnte.

SRF 1, 16.5.2024, 15:30 Uhr

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