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Rettungsaktion Tiny-Insel im Bodensee vom Zerfall bedroht

Die Insel Hoy hat die Grösse einer kleinen Wohnung, sie gehört dem Freistaat Bayern und ist in Obhut der Bodenseegemeinde Lindau. Sie muss dafür sorgen, dass die Mini-Insel erhalten bleibt.

Die Insel Hoy ist mit ihren rund 50 Quadratmetern die kleinste Insel im Bodensee. Für die Einheimischen der deutschen Stadt Lindau hat sie dennoch einen hohen Stellenwert, sagt Pius Hummler, Werkleiter Garten- und Tiefbaubetriebe Lindau.

Sie ist nicht nur ein beliebtes Fotosujet für Touristen, sie sei auch auf einigen Prospekten und Logos in Lindau abgebildet. Momentan gibt Hoy ein trauriges Bild ab – die Mauern rund um die Insel brechen ein und müssen geflickt werden.

Geschichte der Insel Hoy

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Die Mini-Insel wurde zwischen 1922 und 1935 von einer Privatperson als Badeinsel mit einer Badehütte errichtet. 1973 erfolgte eine Eigentumsübergabe an den Freistaat Bayern. Von ihm hat Lindau die Insel Hoy seit 2009 gepachtet und ist für deren Unterhalt zuständig.

Die Insel Hoy steht nicht unter Denkmalschutz und ist eine von über 10 Inseln im Bodensee.

Die Reparatur obliegt nicht der Besitzerin, dem Freistaat Bayern, sondern der Stadt Lindau. Sie hat die Tiny-Insel seit 2009 gepachtet und ist demnach für ihren Unterhalt zuständig.

So Gott will, bleibt der Pegelstand so tief, damit die Mauern wieder aufgebaut werden können.
Autor: Pius Hummler Werkleiter Garten- und Tiefbaubetriebe Lindau

Gunst der Stunde für Radlader und Bagger

Zwei der Mauern rund um die Insel sind beim letzten Hochwasser im vergangenen Mai/Juni eingestürzt. Lindau konnte nichts unternehmen, weil der Wasserstand des Bodensees immer zu hoch war, sagt Pius Hummler. Aktuell liege er bei 2.75 Meter, im Januar war er noch bei 3.23 Meter. Und «so Gott will», bleibt er so tief, damit die Mauern wieder aufgebaut werden können.

Eine Sanierung bei hohem Pegelstand würde mehrere 100'000 Euro kosten. Es müssten Spuntwände gesetzt und das Wasser abgesenkt werden, sagt Hummler. Die schlechte finanzielle Situation der Stadt lasse dies nicht zu. Aktuell liege die Insel quasi trocken und man könne mit Radlader und Bagger hinausfahren und die Arbeiten verrichten, was wesentlich günstiger sei.

Lindau aus der Vogelperspektive.
Legende: Aus der Vogelperspektive ist die Insel Hoy rechts oben von der Insel Lindau kaum zu erkennen. Imago/Eibner

Getarnte Betonmauern

Die Mauern will man nicht mauern wie früher. Bei der Sanierung würden die Mauern betoniert und mit einem entsprechenden Schallbild versehen. Aus der Ferne sehen die Mauern dann aus, als wären sie gemauert, sagt der Werkleiter Pius Hummler. Bis Ende nächster Woche soll die Insel Hoy wieder stabil im Wasser stehen und für viele weitere Jahre erhalten bleiben.

Wir sind schon als Kind mit dem Surfbrett da hinausgepaddelt.
Autor: Pius Hummler Werkleiter Garten- und Tiefbaubetriebe Lindau

Doch lohnt sich das? Man könnte die Insel Hoy auch ihrem Schicksal überlassen oder zurückbauen. Davon will Pius Hummler nichts wissen. Für die Bevölkerung sei die Mini-Insel ein wichtiger Baustein und für viele mit Kindheitserinnerungen verbunden. Auch für den gebürtigen Lindauer. «Wir sind schon als Kind mit dem Surfbrett da hinaus gepaddelt.»

Noch heute werde sie im Sommer von Gästen mit Tretbooten angefahren und bestiegen. Das sei problematisch. Nicht nur, weil beim Hochklettern in der Vergangenheit Steine aus der Mauer gefallen sind. Das Betreten der Insel werde nicht empfohlen, aber kontrollieren und verhindern könne man es nicht, sagt Hummler. «Wir wollen einfach, dass pfleglich mit der Insel umgegangen wird.» Was soviel heisst: Kein Feuer entfachen und keinen Müll hinterlassen. Wenn sich alle daran halten, könne man die Insel noch für viele Jahre erhalten, was den Lindauern wichtig ist.

Kleine Insel Hoy mit Weide.
Legende: Hoy – das Kleinod vor Lindau. Lindau Tourismus/Frederick Sams

Eine Insel für die Vögel?

Für Vögel sei die Insel nicht unbedingt ein Paradies. Trotzdem habe man die alte Weide, die 2019 und 2022 vom Sturm stark beschädigt wurde, als Ökotorso stehen lassen. Der Stamm werde auf der Insel belassen, damit sich Vögel dort zurückziehen können und hoffentlich nicht von Menschen gestört werden, so Hummler.

Radio SRF 1, 03.04.2025, 08:40 Uhr ; 

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