Rolf Knie stand bereits als Kind in der Manege und mit fünfundsiebzig rockt er immer noch die Bühne. Seit einem Jahr ist er mit Charlys Tante unterwegs. Einem Theaterstück, indem Rolf Knie die Hauptrolle spielt. Als Frau, die einem Freund aus der Patsche hilft. Jetzt naht das Ende - die letzte Vorstellung ist am 10. Mai 2025.
SRF: Rolf Knie, Sie könnten doch jetzt sagen, ich mache weiter.
Ich glaube, mit fünfundsiebzig und siebzig Jahren auf der Bühne hat man das Recht und Lust, zu sagen: Jetzt ist fertig! Der deutsche Regisseur von Charlys Tante sagt auch: «Ich habe noch zwei, drei Stücke in Deutschland, die du spielen könntest». Das ehrt mich, aber jetzt möchte ich in den Unruhestand treten. Hinter der Bühne werde ich schon noch tätig sein und mein Wissen weitergeben, aber auf der Bühne ist jetzt genug.
Wieso ist jetzt genug?
Gerade Charlys Tante ist körperlich sehr anstrengend. Die Leute sind sehr erstaunt, wie ich da herumspringe und was ich noch mache, aber das hat auch seine Grenzen.
Sie waren ja nicht nur auf der Bühne aktiv, sondern auch in Filmen und als Kind sah ich Ihre Bilder. Wie wichtig ist es für Sie, künstlerisch tätig zu sein?
Seit ich 1983 den Zirkus verlassen habe, ist das Malen meine Haupttätigkeit. Film, Bühne und Fernsehen waren meine Hobbys. Intensiv und immer begleitend war meine Malerei und die kam jetzt auch etwas zu kurz. Ich werde mich wieder in mein Atelier verkriechen und das Leben geniessen.
Ich habe gehört, Emil hat Ihnen das Zeichnen beigebracht?
1977 war Emil mit dem Zirkus auf Tournee und da haben wir immer gezeichnet. Er sagte: «Rölfi, du hast Probleme mit perspektivischem Zeichnen». Ich sagte ja und er meinte: Dann lehre ich dir das. Er hatte die Kunstgewerbeschule gemacht und ich nicht. Das perspektivische Zeichnen habe ich von ihm gelernt. Ja.
Sie wurden als Clown bekannt. Kann man dieses Etikett wieder loswerden oder wurden Sie in Ihrem Schaffen auf diese Rolle reduziert?
In der Filmbranche weiss man, dass Komik das absolut Schwerste ist. Komik ist etwas, das man nicht lernen kann. Du kannst jede Rolle lernen und sie besser oder weniger gut spielen, aber wenn du den Clown nicht gut machst, ist im Publikum ein Fremdschämen da. Unter Fachleuten wird der Clown nicht belächelt, sondern bewundert. Wer ist der Liebling im Zirkusprogramm? Immer der Clown. Clown sein ist im Grunde genommen eine ernste Sache.
Wie wirkt sich der Clown aus, wenn man zu malen beginnt?
Man ist Clown, das spielt man nicht. Meinen Bruder könntest du tot schlagen, der wäre nie komisch. Aber er kann andere Sachen. Schon mit Gaston waren wir tagtäglich am Blödsinn machen und wenn ich mit Marco Rima zusammen bin, zum Beispiel in einem Restaurant, unterhalten wir nach zehn Minuten das ganze Lokal. Gratis. Die müssen nicht einmal Eintritt zahlen.
Zuhause ist dort, wo dir ein «Bsetzistein» als Freund erscheint, weil du ihn schon in der Jugend gesehen hast.
Wo leben Sie in Zukunft ihr komisches Talent aus, wenn nicht auf der Bühne?
Ich bin wieder in Rapperswil. Das ist mein Lebensmittelpunkt und ich geniesse es, dort zu sein, wo ich zum Teil aufgewachsen bin. Meine Freunde habe ich lange vernachlässigt. Ich bin abgehauen. Ich war 35 Jahre in Mallorca in der Einsamkeit, in der Anonymität, um den Maler ausleben zu können. Jetzt bin ich zurück. Zuhause ist dort, wo dir ein «Bsetzistein» als Freund erscheint, weil du ihn schon in der Jugend gesehen hast.
Das Gespräch führte Elena Bernasconi.