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Morgengast vom 26.06.2024
Aus Morgengast vom 26.06.2024. Bild: Keystone/Laurent Gillieron
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Schiri an der EM «Man muss wissen, mit wem man es zu tun hat»

Die Fussball-EM 2024 ist in vollem Gang. Der drittgrösste Sportevent auf der Welt findet in Deutschland statt und zwischen den Teams auf dem Rasen steht der Schiri, die unparteiische Instanz auf dem Platz. Morgengast Sascha Amhof ist Leiter Ressort Schiedsrichter beim Schweizer Fussballverband und Chef von Sandro Schärer. Als einziger Schweizer im EM-Schiedsrichter-Team pfeift er das Gruppenspiel zwischen Portugal und Georgien.

Sascha Amhof

Schiedsrichter-Experte

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Sascha Amhof war Fifa-Referee und pfiff am 3.12.2017 sein letztes Spiel in der Super League. Der 38-Jährige arbeitet ab 1. August zu 100 Prozent als Ausbildungsverantwortlicher für die Schiedsrichter beim Schweizer Fussball-Verband. Während der EM in Deutschland kommt der Aargauer für SRF als Schiedsrichter-Experte zum Einsatz.

SRF : Sandro Schärer, ein Schweizer, der an der EM ein Spiel pfeift – was hat das für eine Bedeutung?

Das ist in erster Linie eine riesige sportliche Leistung. Er hat es geschafft, als einer der besten Schiedsrichter in Europa an der Europameisterschaft dabei zu sein. Das ist der drittgrösste Sportevent auf der Welt. Er kann Erfahrungen sammeln, die er auch zurück in die Schweiz bringen kann. Wenn man weiss, dass 24 Mannschaften teilnehmen, aber nur 18 Schiedsrichter pfeifen, dann sieht man, dass es noch schwieriger ist, als Schiedsrichter dabei zu sein. Das ist per se eine riesige Leistung.

Video
Mit Sandro Schärer pfeift auch ein Schweizer Schiedsrichter an der EURO
Aus UEFA EURO 2024 Clips vom 16.06.2024.
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Wie wird man als Schiedsrichter für ein solches Turnier ausgewählt?

Da steckt eine riesige Organisation dahinter. Die Schiedsrichter werden dauernd beobachtet und bewertet. Je besser die Leistungen, die man bringt und je besser man bewertet wird, desto mehr gute und noch bessere Matches erhält man. So kann man sich qualifizieren und für höhere Aufgaben aufdrängen. Das ist Sandro Schärer bestens gelungen. Zuerst auf nationalem Niveau und auf internationalem Niveau dann in einem zweiten Schritt.

Ich habe schnell gemerkt, das ist eine riesige Lebensschule.

Was ist die Motivation, Schiedsrichter zu werden? Wenn man jung ist, hat man Bilder einer Sängerin, eines Sängers oder eines Fussballstars an der Wand hängen. War es bei Ihnen ein Bild von Pierluigi Collina? Der Italiener mit Glatze und den stechend blauen Augen war sechsmal Welt-Schiedsrichter des Jahres.

Es hing nicht gerade ein Bild an der Wand im Kinderzimmer. Mein grosses Vorbild war anno dazumal Urs Meier. Das war genau die Phase, als ich mich dafür zu interessieren begann. Mir hat es den Ärmel hereingenommen, sich sportlich zu betätigen, mit Menschen in Kontakt zu sein, zwischen zwei Mannschaften zu stehen, der Schlichter und Mediator zu sein. Auch mal der Kritik ausgesetzt zu sein und zu fragen: Was macht das eigentlich mit mir als Person? Ich habe schnell gemerkt, das ist eine riesige Lebensschule. Es ist eine Art Managerausbildung «for free», also gratis.

Schiedsrichter sind Top-Profis.

Heute Abend spielt Portugal gegen Georgien. Das ist kein besonders brisantes Spiel, aber eines mit Cristiano Ronaldo. Dem grössten Star der EM, der auf dem Platz steht. Wie geht man mit solchen Superstars um?

Schiedsrichter sind Top-Profis. Sie bereiten sich auf ein Spiel und auf einen Cristiano Ronaldo vor. So wie sie sich auf die anderen einundzwanzig Spieler auch vorbereiten. Man muss wissen, mit wem man es zu tun hat. Das bedeutet nicht, dass jemand eine Sonderbehandlung kriegt, sondern dass man professionell mit einer Situation umgeht. Wenn man weiss, dass ein Spieler wenig Zugang zu einem Schiri hat, dann muss man damit umgehen können. Genauso gibt es Spieler, wo man einen Zugang hat und die einem helfen können, eine Situation zu beruhigen. Wenn man die erkennt, ist man gut vorbereitet.

Das Gespräch führte Stefan Siegenthaler.

 

Radio SRF 1, «Morgengast», 26.6.2024, 7:15 Uhr ; 

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