Ob Angestellte, Managerin oder Lehrperson – es kann jeden treffen: Wer unter Burnout leidet, fühlt sich müde, erschöpft und ausgelaugt. Man ist überfordert und überflutet von Erwartungen und kann seinen eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden. Kennen Sie das?
Hunderttausende sind Burnout-gefährdet
Immer mehr Erwerbstätige laufen Gefahr in ein Burnout zu geraten. Laut der SRG-Umfrage «Schweiz, wie gehts?» fühlen sich ein Viertel der Befragten als gefährdet – dies nicht nur in notorisch stressigen Branchen wie Gesundheitswesen, Gastronomie und Detailhandel.
Für Thomas Bauer vom Dachverband der Arbeitnehmenden Travailsuisse ist dies keine Überraschung. Der Motor des Arbeitsmarktes laufe auf Hochtouren. Die Arbeitnehmenden würden auf Effizienz und maximale Flexibilität getrimmt. Als Ursachen für zunehmenden Stress am Arbeitsplatz sieht Travailsuisse Beschleunigung der Arbeit, zu lange Präsenzzeiten, immer mehr Flexibilität, unklare Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben sowie der technologische Wandel.
Forderung: Überstunden beschränken – überlange Arbeitstage verhindern
Travailsuisse sieht Arbeitgebende und Politik in der Pflicht und fordert griffigere Regeln zur Arbeitszeit. «Arbeitspläne müssen in der Regel mit einem Vorlauf von nur zwei Wochen bekannt gegeben werden. Dies ist nicht mehr zeitgemäss und eine Belastung für Familien,» kritisiert Thomas Bauer von Travailsuisse.
Auch überlange Arbeitstage sind dem Dachverband der Arbeitnehmenden ein Dorn im Auge: In immer mehr Betrieben müssten Angestellte von morgens früh bis abends spät anwesend sein, was sich negativ auf Familie und Erholung auswirke. Travailsuisse fordert, die Länge der Arbeitstage auf maximal zehn Stunden und Überzeit auf maximal eine Stunde zu beschränken. Arbeit auf Abruf möchte der Arbeitnehmerverband ganz verbieten.
Arbeitgebende wollen keine neuen Regeln
Die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber nehmen das Problem Burnout ernst, appellieren aber auch an die Eigenverantwortung. «Der Tag hat 24 Stunden: Die Belastungen im Leben sind zahlreich – der Druck am Arbeitsplatz ist da nur ein Teil davon», sagt Daniella Lützelschwab vom Schweizerischen Arbeitgeberverband. Die Probleme vieler Leute würden nicht zuletzt deshalb am Arbeitsplatz sichtbar, weil man dort viel Zeit verbringe. Viele Mitarbeitende würden ausserdem hohe Erwartungen an sich selber stellen. Die Forderung nach strengeren gesetzlichen Regeln unterstützt der Arbeitgeberverband nicht.
«Die heutige Generation ist weniger belastbar»
Auch andere kritische Stimmen fordern mehr Eigenverantwortung der Arbeitnehmenden. Wer sich im Beruf überfordert fühle, habe vielleicht einfach den falschen Job. Es sei verführerisch, der Arbeit oder dem Chef die Schuld zu geben. Man müsse selber Grenzen ziehen: Nach Feierabend das Mobiltelefon ausschalten oder E-Mails erst am nächsten Tag beantworten. Zudem sei gerade die junge Generation Z fordernd, dünnhäutig und zu wenig belastbar.
Treibt uns die Arbeit ins Burnout? Oder sind wir wohlstandsverwöhnt und nicht mehr genug belastbar? Diskutieren Sie mit!