Gölä feiert in diesen Tagen sein 25-jähriges Bühnenjubiläum und seinen 56. Geburtstag. Ein Weg mit Höhen und Tiefen. Ein Interview, in dem viel «Gölä» steckt.
Radio SRF 1: Was wünschst du dir zum Geburtstag, das man nicht kaufen kann?
Gälä: Keinen Hunger und Frieden auf der Welt. Das wünsche ich mir seit 56 Jahren – genützt hat es nichts.
Du musstest das dreitägige Festival zu deinem 25-jährigen Bühnenjubiläum absagen. Das hat Staub aufgewirbelt. Haben sich die Wogen wieder geglättet?
Wenn etwas im Leben nicht klappt, ist das eine persönliche Niederlage. Es ist wie, wenn die erste Ehe scheitert. Es ist das erste Mal, dass etwas Musikalisches nicht geklappt hat, weil ich die Leute nicht überzeugen konnte. Ich wollte viel zu viel bieten und Buochs in einen anderen Planeten verwandeln.
Stattdessen wird es am 25. Januar 2025 ein Jubiläumskonzert im Hallenstadion geben. Seit Freitag läuft der Vorverkauf. Es wird eine Riesenshow versprochen. Was kann das Publikum erwarten?
Ich kann nicht alles verraten, sonst ist es keine Überraschung mehr.
Du hast mir einmal gesagt, dass du gar nicht so gerne auf die Bühne stehst.
Ich stand noch nie gerne auf einer Bühne. Das wird sich auch nicht ändern. Ich sehe mich auch nicht gerne nackt im Spiegel.
25 Jahre Gölä mit Hoch, Tiefs und Abstürzen. Wie gehst du mit Niederlagen im Leben um?
Einstecken, das habe ich von klein auf gelernt. Das Wichtigste im Leben ist, dass du nie aufgibst.
Umfallen und verlieren ist nicht schlimm. Daraus kann man lernen. Das Schlimmste ist, liegenzubleiben.
Du singst gerne von Liebe. Bist du ein Romantiker?
Ich glaube schon. Ich habe immer an die grosse Liebe geglaubt und wollte eine Frau und Familie fürs Leben. Das hat im ersten Wurf nicht geklappt.
Du sagst auch: Denken ist der Tod vom Gefühl.
Ja, das kann man mit Sex vergleichen. Wenn ich als Mann zu viel darüber nachdenke, dass der Sack zusammenbrechen könnte, dann wird er zusammenbrechen. Beim Song schreiben ist es genauso. Wenn du mit Berechnung einen Hit schreiben willst, kannst du sicher sein, dass es kein Hit wird.
Im Song «Flügel» geht es ums Hierbleiben. Du bist jetzt 56 Jahre alt und wohnst mit deiner Familie fernab. Führst du das Leben, das du führen wolltest?
Mitten im Wald auf einer Lichtung ohne Strom und Wasser. Wir leben wie in Kanada, das ist «huere geil». Wir haben vier Hektar Land mit Ziegen, Schafen, Hühnern, Kaninchen und Hunden. Wir versuchen, autark zu leben.
Da brauchst du eine Frau, die das mitmacht.
Sie ist eine Bauerntochter. Sie kennt keine Schmerzen. Heute treibt sie die Kühe auf die Alp.
Ihr habt zwei Mädchen. Was für Werte möchtest du deinen Kindern mitgeben?
Naturverbundenheit und Ehrlichkeit. Viele Menschen verlieren den Boden unter den Füssen, weil sie in einer Welt aufwachsen, die mit dem wahren Ich des Menschen nichts mehr zu tun hat. Wenn ich durch Zürich fahre oder im Internet die Influencer-Chiccas mit ihren «Wienerli-Lippen» sehe, denke ich: Ihr habt alle einen Schaden. Man kommt natürlich schön auf die Welt.
Wenn du zurückschaust – gibt es Momente, wo du sagst: Da war ich ein «Löu».
Ich bin schon mein ganzes Leben lang ein «Löu». Ich habe immer Mist gebaut und auch Drogen genommen. Aber ich wusste auch, wann ich damit aufhören musste. Heroin habe ich nie genommen, aber alles andere, auch «Juflipulver». Ich wollte es ausprobieren und wissen, wovon die Leute reden.
Du hast viel erreicht? Worauf bist du stolz?
Auf nichts. Das ist nur Glück. Dass ich meine Träume erfüllen konnte, ist ein Geschenk. Andere können Noten lesen und schaffen es trotzdem nie. Für mich ist es wie ein Lottogewinn.
Das Gespräch führte Marietta Tomaschett.