Rennend mit einem Stecken zwischen den Beinen über Hindernisse springen: Sieht einfach aus – ist es aber nicht. «Es ist eine leichtathletische Leistung, bei der man wirklich sportlich trainiert sein muss», sagt Nicole Leuenberger, die regelmässig Springparcours für Steckenpferde durchführt. Seit 2018 bietet sie Trainings im sogenannten Hobby Horsing an.
Damit ist sie nicht die Einzige. In den vergangenen zwei Jahren wurden in der Schweiz über sechs Vereine ins Leben gerufen, die Hobby Horsing anbieten. Doch erst der Blick ins Ausland zeigt, dass längst nicht mehr von einer Randsportart die Rede sein kann.
Bei Mädchen beliebt
Insbesondere in nordeuropäischen Ländern befindet sich Hobby Horsing im Höhenflug. In Finnland, Schweden, Grossbritannien und Deutschland werden zahlreiche Meisterschaften ausgetragen. So wurde die Sportart bereits für die Olympischen Spiele 2024 in Paris vorgeschlagen.
Dabei hat die Sportart seinen Ursprung in Finnland. Dort erfreuen sich Zehntausende – vor allem junge Mädchen und Frauen – daran, im Pferdetempo über Hindernisse von bis zu 1.40 Metern Höhe und Wassergräben zu springen oder sich im Dressurreiten zu messen – ganz ohne echtes Pferd.
Eventuell bald olympisch: Hobby Horsing
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Bild 1 von 3. Beim Hobby Horsing ist nebst dem sportlichen Einsatz ... Bildquelle: KEYSTONE/MAURI RATILAINEN.
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Bild 2 von 3. ... auch Handwerk gefragt. Viele Ausübende von Hobby Horsing basteln ihre eigenen Pferde selbst. Bildquelle: KEYSTONE/MAURI RATILAINEN.
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Bild 3 von 3. Jedes Steckenpferd ist einer Rasse zugeordnet, hat einen individuellen Namen und Charakter. Bildquelle: KEYSTONE/MAURI RATILAINEN.
Auch zu Nicole Leuenbergers Kundschaft zählen vorwiegend Mädchen, im Alter von 10 bis 15 Jahren.
Beim Hobby Horsing knüpfen sie Freundschaften, können sich sportlich, aber auch kreativ austoben. «Manche basteln ihre eigenen Pferde, geben ihnen Rassenbezeichnungen, Namen und Startnummern.»
Erstaunen statt Belächeln
Obwohl der Sport sowohl kognitiv als auch körperlich herausfordert, werde Hobby Horsing oftmals unterschätzt. «Zunächst wird es belächelt, doch schnell werden alle ruhig und bestaunen es», sagt Leuenberger.
Um diesem Umstand auf die Sprünge zu helfen, fordert sie das Publikum bei Turnieren auf, sich selbst auf das Steckenpferd zu schwingen – mit Erfolg: «Viele Erwachsene schaffen nicht einmal einen Sprung von 40 Zentimeter Höhe.»
Zusätzliche Steckenpferde wird Leuenberger auch ans kommende Turnier mitnehmen: An die Offa, der Ostschweizer Frühlingsmesse in St. Gallen, wo in diesem Jahr zum ersten Mal einen Springparcours für die Sportart durchgeführt wird.