Einfache Lösungen gibt es nicht, da sind sich alle einig. Denn viele Faktoren führen zur Überlastung. Wo liegen die Probleme und was ist zu tun? Darüber diskutieren Gäste, Hörerinnen und Hörer im Forum.
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Gründe der Überlastung
Im Moment sind es Grippe, RS-Viren und Covid, die Patienten und dem medizinischen Personal gleichermassen zusetzen. Mehr Patienten treffen auf weniger Personal. Auch die Verlegung vom Notfall auf die Stationen erfolgt zu wenig zügig. Es fehlt wiederum an Pflegepersonal. Aus eben Krankheitsgründen oder weil offene Stellen nicht mehr besetzt werden können.
Viele Patientinnen und Patienten gehen direkt auf den Notfall. Zum Beispiel, weil bei der Hausärztin zeitnah kein Termin zu bekommen ist. «Der Notfall ist für hochaltrige Personen eine wichtige Anlaufstelle, oft leben sie allein und sind bei Krankheitssymptomen in Angst, dass sich Schlimmes ankündet», so Susanne Gedamke, Geschäftsleiterin der Schweizerischen Stiftung Patientenorganisation SPO. Andererseits verfügen viele Patientinnen und Patienten über keinen Hausarzt. Weil sie das Konzept Hausarzt aus ihrem Herkunftsland nicht kennen oder weil Hausärztinnen keine neuen Patienten oder Patientinnen aufnehmen.
Neue Ideen
Weil das Problem vielschichtig ist, liegen viele Vorschläge auf dem Tisch:
- Die Apothekerin soll in Zukunft auch Anlaufstelle für Bagatellfälle werden.
- Speziell ausgebildetes Pflegepersonal schaut sich auf dem Notfall Patienten an. Nur die schweren Fälle landen beim Arzt oder der Ärztin.
- Die Patientin oder der Patient soll auf dem Notfall aus eigener Tasche 50 Franken oder mehr bezahlen.
Bagatell-Fälle auf dem Notfall verhindern
Die 50 Franken-Idee hat alt Nationalrat Thomas Weibel, GLP Kanton Zürich, mit einer parlamentarischen Initiative 2017 in die Diskussion gebracht. In Bundesbern ist man sich uneins, was das bringen soll. Noch ist das Geschäft hängig.
Diese Idee nimmt Dagmar Keller Lang jedoch als unethisch wahr. Sie ist Direktorin des Institutes für Notfallmedizin an Universitätsspital Zürich (USZ) und Präsidentin der Klinischen Ethik des USZ. «Es darf nicht sein, dass Personen mit wenig Geld den Gang auf den Notfall scheuen, obwohl es dringend angezeigt gewesen wäre», der Notfall müsse für alle zugänglich bleiben, sagt sie.