Das neue Schuljahr 23/24 ist gestartet. Viele neue Erstklässlerinnen und Erstklässler müssen sich nun an Schulaufgaben, Prüfungen und Noten gewöhnen. Muss das wirklich sein? Die Stadt Luzern hat im Sommer beschlossen, Prüfungsnoten unter dem Jahr an ihren Primarschulen abzuschaffen. Mit einer Beurteilung in Worten soll ein Kind besser erfahren, was es gelernt hat und was noch fehlt.
Andere Gemeinden gehen sogar noch weiter. In der Stadt Bern haben mehrere Schulen Interesse an einem Schulversuch ganz ohne Noten angemeldet. Das sorgt für Widerstand und Diskussionen.
Befürworter: «Noten spornen zu Wettbewerb an»
Befürworter der Schulnoten sagen, Noten seien zwar manchmal hart, dafür klar. Eine 3.5 bedeute «noch nicht erreicht». Noten seien unabdingbar als Feedback für den Lernstand und das geschehe in einer stark leistungsorientierten Gesellschaft eben durch Leistungsbewertungen. Zudem würden viele Schüler durch den Wettbewerb in der Klasse zu mehr Leistung angespornt.
Ein weiteres Argument der Notenbefürworter: Eine Umstellung des aktuell bewährten Notensystems auf andere Formen der Bewertung sei mit Mehraufwand verbunden und in der aktuellen Situation des Lehrermangels fragwürdig. Für Übertritte in die Sekundarschule und ins Gymnasium seien Noten im heutigen System zudem zwingend, so ein weiteres Argument.
Gegner: «Noten erzeugen unnötig viel Druck»
Die Gegner von Schulnoten sagen, Noten seien oft Druck- und Stressquelle: Sie stressten Schülerinnen und Schüler, belasteten das Familienklima und würden auch von Lehrpersonen oft als ungerecht empfunden. Innerhalb der Klasse werde die eigene Leistung sofort mit derjenigen von anderen verglichen, was schwächere Schüler häufig demotiviere.
Noten seien auch nur beschränkt aussagekräftig: «Wenn ein Schüler ein Thema nur ungenügend verstanden hat, erhält dieser heute die Note 3.5. Mehr lässt sich daraus nicht herauslesen,» sagt Philipp Bucher, Dozent für Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Pädagogischen Hochschule FHNW.
Zudem sei es durch Studien längst bewiesen, dass das klassische Notensystem nicht zu objektiven Beurteilungen führe, so Philipp Bucher: «Noten gaukeln eine Objektivität und Genauigkeit vor, die es nicht gibt.» Noten variierten je nach Lehrperson und seien nur innerhalb der gleichen Klasse vergleichbar, bemängeln Notenkritiker.
Was halten Sie von Noten? Gehören Schulnoten abgeschafft – zugunsten von differenzierteren Bewertungen? Oder sind die Zahlen wichtig, um sich selbst einzuordnen? Diskutieren Sie mit in den Kommentaren