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Volksschauspieler Theaterlegende Erich Vock sagt Adieu

Erich Vock sagt Adieu – Nach Jahrzehnten auf der Bühne verabschiedet sich der Volksschauspieler in den Ruhestand. Vom Akrobatik-Wunderkind zum gefeierten Theatermacher prägte er die Schweizer Kulturszene. Am Sonntag steht er zum letzten Mal auf der Bühne – ein Abschied mit Herz und Geschichte.

Seit seinem fünften Lebensjahr steht er auf der Bühne und seit dem Kindergarten weiss er, dass er anders ist als andere Jungs. Als Erich Vock viel später seine Mutter einweihte und seine Homosexualität offenbarte, meinte diese: «Du bist nicht der Erste und nicht der Letzte», erzählt der Schauspieler in der Sendung «Persönlich».

Der Spruch seiner Mutter trifft auch auf sein Schaffen als Regisseur und Schauspieler zu. Als er zusammen mit seinem Partner Hubert Spiess vor 30 Jahren die Zürcher Märchenbühne übernommen hat, gab es Vorgänger und die Nachfolge ist auch geregelt. Seit letztem Sommer hat die Schauspielerin Ramona Fattini das Zepter der Märchenbühne übernommen. Jetzt naht für das Duo Vock und Spiess der wohlverdiente Ruhestand.

Die ersten Schritte auf der Bühne

Bereits mit vier Jahren trat Erich Vock als Akrobat auf und entdeckte so seine Leidenschaft für das Theater. Zusammen mit seinen Geschwistern und seinem Vater tingelte er durch die Schweiz und lernte, das Publikum zu begeistern.

Sein zweiter Karriereversuch? Schlagerstar! Als blonder, blauäugiger Junge sang er auf Festen Schlagerhits von Heintje – und verdiente mehr mit Autogrammkarten als mit den eigentlichen Auftritten, erzählte er in der Sendung «Persönlich». Seine Mutter sorgte dafür, dass die Einnahmen der Kinder gespart wurden – ein finanzielles Polster, das ihm mit 20 Jahren zugutekam.

Märchenhafte Karriere

Nach der Matura entschied sich Vock für die Schauspielerei. Seine Karriere begann an der Seite von Theatergrössen wie Jörg Schneider. Gemeinsam mit seinem Partner Hubert Spiess übernahm er vor fast drei Jahrzehnten die Zürcher Märchenbühne und begeisterte Generationen von Kindern mit fantasievollen Inszenierungen. Später inszenierte er grosse Produktionen am Bernhard Theater – von «Stägeli uuf, Stägeli ab» über «La cage aux folles» bis zur «Niederdorf-Oper» – stets in ausverkauftem Haus.

Unzählige Rollen hat Volksschauspieler Erich Vock in seiner langen Karriere im TV und auf der Bühne gespielt. In namhaften Stücken hat er nicht nur Regie geführt, er stand auch selber auf der Bühne. 2009 hat er «Die kleine Niederdorfoper» neu inszeniert - jetzt verkauft er am kommenden Sonntag als Bauer Heiri sein letztes «Chalb».

Mehr als ein Kollege – ein Mensch mit Herz

Erich Vock tritt ab – nicht nur das Publikum wird den beliebten Volksschauspieler nach seinem letzten Auftritt im Bernhard Theater vermissen, auch seinen Weggefährtinnen und Weggefährten wird er fehlen.

Er habe übers Jahr in einem Büchlein immer festgehalten, was er wem zu Weihnachten schenken will, sagt Schauspielerin Corina Good. 200 Geschenke waren es das letzte Mal. Es sei unglaublich, mit wie viel Liebe er jedes einzelne Päckchen einpackt hat. Vom Papier bis zum «Bändeli» sei alles ganz bewusst ausgesucht. «Das ist etwas, was mich richtig rührt und zeigt, was für ein herzensguter Mensch er ist.»

Ich bin unglaublich dankbar, was ich mit ihm erleben und von ihm lernen durfte. Das war für mich prägend.
Autor: Ramona Fattini Nachfolgerin Märchenbühne

Streng, aber wunderschön seien die letzten zehn Jahre mit Erich Vock gewesen, sagt Ramona Fattini, die Nachfolgerin der Märchenbühne. «Ich bin unglaublich dankbar, was ich mit ihm erleben und von ihm lernen durfte. Das war für mich prägend.»

Eine Legende tritt ab – doch sein Vermächtnis bleibt.

Radio SRF 1, 7.2.2025, 06:15 Uhr

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