Seit seinem fünften Lebensjahr steht er auf der Bühne und seit dem Kindergarten weiss er, dass er anders ist als andere Jungs. Als Erich Vock viel später seine Mutter einweihte und seine Homosexualität offenbarte, meinte diese: «Du bist nicht der Erste und nicht der Letzte», erzählt der Schauspieler in der Sendung «Persönlich».
Der Spruch seiner Mutter trifft auch auf sein Schaffen als Regisseur und Schauspieler zu. Als er zusammen mit seinem Partner Hubert Spiess vor 30 Jahren die Zürcher Märchenbühne übernommen hat, gab es Vorgänger und die Nachfolge ist auch geregelt. Seit letztem Sommer hat die Schauspielerin Ramona Fattini das Zepter der Märchenbühne übernommen. Jetzt naht für das Duo Vock und Spiess der wohlverdiente Ruhestand.
Die ersten Schritte auf der Bühne
Bereits mit vier Jahren trat Erich Vock als Akrobat auf und entdeckte so seine Leidenschaft für das Theater. Zusammen mit seinen Geschwistern und seinem Vater tingelte er durch die Schweiz und lernte, das Publikum zu begeistern.
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Bild 1 von 12Legende: Sang als Kind Schlager und war beliebt beim Publikum. SRF Screen
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Bild 2 von 12Legende: Erich Vock trat mit dem Vater und seinen Geschwistern am Wochenende als Akrobatikgruppe auf. SRF Screen
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Bild 3 von 12Legende: Hubert Spiess und Erich Vock. SRF Screeb
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Bild 4 von 12Legende: Die Alphütte gehörte einst den Eltern von Erich Vock. SRF Screen
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Bild 5 von 12Legende: Erich Vock und sein Mann haben vier Wohnsitze. In Zürich, auf der Alp, in Spanien und in Österreich. SRF Screen
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Bild 6 von 12Legende: Erich Vock mit Hubert Spiess in jungen Jahren. SRF Screen
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Bild 7 von 12Legende: Erich Vock und Hubert Spiess öffnen ihr Fotoalbum. SRF Screen
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Bild 8 von 12Legende: Erich Vock und Jörg Schneider im Stück «Alles uf Chrankeschii» im Zürcher Bernhard-Theater im Jahr 1998. Keystone/Anita Maggi
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Bild 9 von 12Legende: Walter Roderer überreicht Erich Vock den Prix Walo in der Sparte «Schauspieler» im Jahr 2001. Keystone/Walter Bieri
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Bild 10 von 12Legende: Jörg Schneider, Erich Vock und Marcus Fritsche (vlnr.) in der Produktion «E Wuche lang Samschtig» im Hechtplatz-Theater. Keystone/Anita Maggi
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Bild 11 von 12Legende: Seit über 30 Jahren sind Erich Vock und Hubert Spiess ein Paar. Instagram / erichvock
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Bild 12 von 12Legende: Erich Vock am Seeufer in Zürich im Jahr 2024. Keystone/Rene Ruis
Sein zweiter Karriereversuch? Schlagerstar! Als blonder, blauäugiger Junge sang er auf Festen Schlagerhits von Heintje – und verdiente mehr mit Autogrammkarten als mit den eigentlichen Auftritten, erzählte er in der Sendung «Persönlich». Seine Mutter sorgte dafür, dass die Einnahmen der Kinder gespart wurden – ein finanzielles Polster, das ihm mit 20 Jahren zugutekam.
Märchenhafte Karriere
Nach der Matura entschied sich Vock für die Schauspielerei. Seine Karriere begann an der Seite von Theatergrössen wie Jörg Schneider. Gemeinsam mit seinem Partner Hubert Spiess übernahm er vor fast drei Jahrzehnten die Zürcher Märchenbühne und begeisterte Generationen von Kindern mit fantasievollen Inszenierungen. Später inszenierte er grosse Produktionen am Bernhard Theater – von «Stägeli uuf, Stägeli ab» über «La cage aux folles» bis zur «Niederdorf-Oper» – stets in ausverkauftem Haus.
Unzählige Rollen hat Volksschauspieler Erich Vock in seiner langen Karriere im TV und auf der Bühne gespielt. In namhaften Stücken hat er nicht nur Regie geführt, er stand auch selber auf der Bühne. 2009 hat er «Die kleine Niederdorfoper» neu inszeniert - jetzt verkauft er am kommenden Sonntag als Bauer Heiri sein letztes «Chalb».
Mehr als ein Kollege – ein Mensch mit Herz
Erich Vock tritt ab – nicht nur das Publikum wird den beliebten Volksschauspieler nach seinem letzten Auftritt im Bernhard Theater vermissen, auch seinen Weggefährtinnen und Weggefährten wird er fehlen.
Er habe übers Jahr in einem Büchlein immer festgehalten, was er wem zu Weihnachten schenken will, sagt Schauspielerin Corina Good. 200 Geschenke waren es das letzte Mal. Es sei unglaublich, mit wie viel Liebe er jedes einzelne Päckchen einpackt hat. Vom Papier bis zum «Bändeli» sei alles ganz bewusst ausgesucht. «Das ist etwas, was mich richtig rührt und zeigt, was für ein herzensguter Mensch er ist.»
Ich bin unglaublich dankbar, was ich mit ihm erleben und von ihm lernen durfte. Das war für mich prägend.
Streng, aber wunderschön seien die letzten zehn Jahre mit Erich Vock gewesen, sagt Ramona Fattini, die Nachfolgerin der Märchenbühne. «Ich bin unglaublich dankbar, was ich mit ihm erleben und von ihm lernen durfte. Das war für mich prägend.»
Eine Legende tritt ab – doch sein Vermächtnis bleibt.