Zwölf Jahre war Fredi König arbeitslos. Seinen Job bei einer Schweizer Grossbank verlor der Wirtschaftsinformatiker 2003 durch einer Entlassungswelle. Vor seiner damaligen Anstellung konnte er sich seinen Arbeitgeber noch aussuchen – nach seiner Entlassung wollte ihn niemand mehr einstellen. Zwei Jahre lang suchte er intensiv, auch ausserhalb seines Bereiches, beispielsweise als Hauswart. Doch keine Chance – es klappte nichts. Schulden, die aus dem Scheidungsprozess entstanden sind, belasteten die Stellensuche zusätzlich.
Die beiden Schicksalsschläge stürzten den dreifachen Familienvater in eine Krise. Depressionen und eine eine ADHS Diagnose folgten. Schliesslich wurde er ausgesteuert.
Je länger man vom Arbeitsmarkt weg ist, desto schwieriger ist es wieder zurückzufinden.
Fredi König erhielt psychologische Unterstützung und nahm an Programmen der IV zur Wiedereingliederung teil. In diesem Rahmen arbeitete er unentgeltlich und setzte seine Arbeit auch nach den IV-Massnahmen am selben Ort fort. Von der IV hätte er sich mehr Unterstützung gewünscht: «Sie hatten keine Lösung für mich.».
Trotz der herrschenden Perspektivenlosigkeit, wollte König produktiv sein und nicht einfach «nur zu Hause rumliegen». Sein 10-jähriges Engagement in der Firma wurde mit der Finanzierung einer Höheren Fachschule gewürdigt. Diese schloss er erfolgreich ab.
Nach weiteren 2 Jahren auf Stellensuche, fand er 2019 schliesslich seinen neuen Arbeitgeber. In der Schweiz waren laut dem Bundesamt für Statistik im Jahr 2020 8,5% der Schweizerinnen und Schweizer von Einkommensarmut betroffen. Dies entspricht rund 722 000 Personen. Unter den Betroffenen sind rund 158 000 erwerbstätig. Der Begriff dafür nennt sich «Working Poor», also Erwerbsarmut. Tieflohnstellen in der Schweiz sind etwa in der Reinigung, der Gastronomie oder in der Logistik anzutreffen. Die Corona-Pandemie habe die finanzielle Situation der Working Poor nochmals verschärft – Tieflohnjobs waren oft von Kurzarbeit und somit von Lohneinbussen betroffen, so schreibt Caritas Schweiz.
Ich bin rausgekommen, weil ich nie aufgegeben habe.
Die Armutsgrenze in der Schweiz liegt nach Bundesamt für Statistik im Jahr 2020 bei 2 279 Franken pro Monat als Einzelperson, 3 963 Franken pro Monat sind es für eine Familie mit 2 Kindern. Fredi König lebte in seinem Lebensabschnitt als ausgesteuerte Person in der Schweiz von 1 000 bis 1 400 Franken, den Grossteil erhielt er von der Sozialhilfe, einen Zustupf durch einen Teilzeitjob. Wohn- und Krankenkassenkosten trug die Sozialhilfe. Besonders Armutsgefährdet sind nach BfS Alleinerziehende, Familien mit drei oder mehr Kindern und Menschen mit geringer Ausbildung – auf letzteres geht Fredi König im Video ein.
Hilfe bei Armut