Als der Bund vor über 50 Jahren mit dem Slogan «Kluger Rat – Notvorrat» der Bevölkerung den Notvorrat schmackhaft machte, war die Situation eine andere als heute. Der Weltkrieg mit der Rationierung war vielen Menschen noch in Erinnerung und man befand sich mitten im kalten Krieg. Krieg war das Bedrohungsszenario, auf das sich der Bund punkto Notvorrat ausrichtete.
Andere Bedrohungen als Krieg
Heute hat der Bund andere Bedrohungen im Blick. Zum Beispiel Pandemien, Strommangellagen, Cyberangriffe, politische Restriktionen, Missernten, Naturkatastrophen oder blockierte Handelsrouten seien die Bedrohungsszenarien von heute, sagt Viola Cassina, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Ernährung im Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung BWL. Hinzu kommt gemäss Cassina, dass die Versorgungsketten heute global organisiert, komplex und eben fragil sind: «Klemmt es irgendwo, klemmt es sofort überall und deshalb braucht man einen Notvorrat.»
Was alles in Ihren Notvorrat gehört
Nahrungsmittel für eine Woche
Aber keine Bange: Sie müssen jetzt nicht kiloweise Mehl, Reis und Kartoffeln in Ihrem Keller bunkern und auf Teufel komm raus Konserven kaufen. Der Notvorrat muss gemäss Viola Cassina heute nicht mehr für Monate reichen, wie vor über 50 Jahren, sondern nur noch für etwa eine Woche.
Das gehört in Ihren Notvorrat
Zum Notvorrat gehören Lebensmittel, die Sie mögen und auch sonst im Alltag brauchen. Dazu gehören auch solche, die Sie konsumieren können, ohne sie vorher zu kochen: Hartkäse zum Beispiel oder Trockenwurst. Vergessen Sie das Futter für Ihre Haustiere nicht und legen Sie auch Hygieneartikel, wie Seife, WC-Papier, Desinfektionsmittel und Masken zum Notvorrat.
Tipps fürs Kochen ohne Strom
Wichtig sind auch persönliche Medikamente für eine Woche, Kerzen, Streichhölzer und ein batteriebetriebenes Radio, inklusive Ersatzbatterien. Und auf keinen Fall vergessen: Kleingeld. Damit können Sie das Nötigste einkaufen, selbst dann, wenn die Kreditkarte wegen Stromausfall versagt.
Vorzu nachkaufen statt hamstern
Verstecken Sie Ihren Notvorrat nicht im Keller. Insbesondere Esswaren sind nicht endlos haltbar und müssen regelmässig verbraucht und nachgekauft werden. Viola Cassina empfiehlt, von allen Esswaren, die zum Notvorrat gehören, stets ein zweites Pack im Vorrat zu haben. Hat man also ein Müesli-Pack aufgebraucht, rutscht automatisch Müesli Nummer zwei nach und man kauft beim nächsten Einkauf ein Pack nach.
Hahnenwasser reicht nicht aus
Nun fehlt nur noch das Wasser im Notvorrat. «Wasser ist in Notlagen überlebenswichtig», sagt Viola Cassina. Haben Sie deshalb – gemäss Empfehlung des Bundes – pro Person immer neun Liter Wasser (ein Sixpack à 1.5 Liter) vorrätig. Das könnte Ihnen, wenn es brenzlig wird, das Leben retten.
Auf Hahnenwasser zu setzen ist keine gute Idee, bestätigt Viola Cassina. Falle grossflächig beispielsweise der Strom aus, könnten die Trinkwasserreservoirs wahrscheinlich nicht mehr gefüllt werden und aus dem Wasserhahn in der Wohnung käme schon bald kein Wasser mehr. Das kann gemäss Cassina schnell lebensbedrohlich werden.
In der Sendung «À point – Wissen aus der Küche auf den Punkt gebracht» tischen wir Ihnen Wissenswertes rund um die Küche und das Kochen auf.
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Man müsse sich nur schon vorstellen, man käme an einem heissen Sommerabend nach Hause, und aus dem Wasserhahn käme kein Wasser raus. Würde ein solcher Zustand länger anhalten, müssten Sie - ohne Wasser im Notvorrat - vermutlich schnell bei den Nachbarn um Wasser betteln. Eine ungemütliche Vorstellung, nicht wahr?