Trockenperioden häufen sich in der Schweiz. 2018, 2015 und 2003 waren Jahre mit wenig Niederschlägen und extremem Wassermangel. Kommende Trockenperioden lassen sich zwar nicht vermeiden. Setzt man jedoch Entlastungsmassnahmen dagegen früher um, kann der eine oder andere Schaden vermieden oder zumindest vermindert werden. Aus diesem Grund plant der Bundesrat ein Früherkennungs- und Warnsystem für 2025.
Nationales Frühwarnsystem
«Eigentlich gibt es bereits viele Daten in der Hydrologie sowie Wetterdaten», sagt Therese Bürgi, Leiterin Hydrologische Vorhersagen im Bundesamt für Umwelt. «Zudem existiert auch schon eine Forschungsplattform beim Schnee-, Wald- und Lawinendienst, und wir verfügen zusätzlich über Daten von Erdbeobachtungs- und Wettersatelliten. Was jetzt fehlt, ist aber ein Zusammenzug all dieser Daten auf einer einzigen Plattform. Zusammen mit einem neuen Messnetz für Bodenfeuchtigkeit haben wir dann ein Früherkennungs- und Warnsystem»
Hoffnung für Fische
Bei steigender Trockenheit erwärmt sich in Flüssen und Bächen das Wasser, und das kann für Fische den Tod bedeuten. Fischereiverantwortliche bei Bund, Kantonen und Gemeinden erhoffen sich von einer frühzeitigen Warnung eine wirksamere Umsetzung bereits bestehender Massnahmen:
- Fische kann man vorsorglich in wasserreichere Flüsse und Bäche bringen.
- Temporäre Gräben neben Gewässern, geflutet und beschattet, sind kühle Refugien in heissen Sommern.
- Fischer warten mit dem Aussetzen von Jungfischen.
- Es lassen sich in Trockenzeiten rechtzeitig Wasserentnahmestellen, in Fliessgewässern oder im Grundwasser, für die Landwirtschaft bestimmen und damit schnell freigeben; an Stellen, wo dies noch möglich ist, ohne die Fische und andere Wasserlebewesen zu gefährden.
Steigen allerdings die Wassertemperaturen generell zu hoch, dann endet das für gewisse Fischarten tödlich. Dagegen hilft auch ein Frühwarnsystem nicht.
Die Schifffahrt leidet mit
Wassermangel wird auch im Rhein zum Problem. Vor jeder Fahrt zwischen Rotterdam und Basel und zurück klären die Schiffsführerinnen und -führer die Pegelstände ab und beladen ihre Schiffe entsprechend. Bei zu niedrigen Pegelständen kann aber weniger transportiert werden, und das verteuert den Transport. Aufträge gehen an Bahn und Strassentransport verloren. Simon Oberbeck, Hafensprecher der Schweizerischen Rheinhäfen Basel, begrüsst das geplante Frühwarnsystem: «Als Notmassnahme können wir in den drei Hafenterminals Fahrrinnen ausbaggern. Je früher wird gewarnt werden, desto besser für uns!»
Mit den vermehrten Trockenperioden investieren Schiffsbetreiber in leichtere Schiffe, damit auch bei niedrigerem Pegelstand gleich viel transportiert werden kann.
Die Landwirtschaft profitiert am Rande mit
Vom geplanten Früherkennungs- und Warndienst profitiert auch die Landwirtschaft, allerdings nicht im grossen Stil. Hannah von Ballmoos, Leiterin Geschäftsbereich Energie und Umwelt beim Schweizer Bauernverband, nennt als Vorteil das rechtzeitige, sprich: vorzeitige Wässern von Kulturen; solange es noch genügend Wasservorräte hat. Kurzfristig sei man aber den Launen der Natur ausgeliefert. Auf trockene Perioden könne man in erster Linie mittel- und langfristig reagieren. Ein landwirtschaftlicher Betrieb plane seine Fruchtfolgen, also wann welche Kultur auf welcher Parzelle ist, über Jahre. Kurzfristig lasse sich da nichts ändern.
Mit dem geplanten Früherkennungs- und Warnsystem soll allen Betroffenen geholfen werden, und das sind viele: neben der Landwirtschaft, der Natur und der Schifffahrt auch weitere Kreise der Industrie sowie die Wasserkraft oder die privaten Haushalte.