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Über MS wissen Forschende immer mehr – doch der Weg zieht sich.
Aus Morgengast vom 30.05.2024. Bild: Colourbox
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Welttag der Multiple Sklerose MS-Forschung: Auch betroffene Frauen können Mütter werden

Die Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose, MS, ist heute kein unkontrollierbares Schicksal mehr. Betroffenen kann immer besser geholfen werden. Auch Kinderwünsche müssen trotz Krankheit nicht unerfüllt bleiben, sagt Prof. Dr. Cristina Granziera von der Universität Basel am heutigen Welt-MS-Tag.

Prof. Dr. Cristina Granziera

Co-Präsidentin Schweizerische Multiple Sklerose Gesellschaft

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Prof. Dr. Cristina Granziera ist Co-Präsidentin der Schweizerischen Multiple Sklerose Gesellschaft. Sie forscht an der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Universitätsspitals Basel.

SRF 1: Weshalb gibt es immer mehr MS-Diagnosen?

Prof. Dr. Cristina Granziera: MS ist eine sehr komplexe Autoimmunerkrankung, die durch einen Angriff des Immunsystems auf Teile des Gehirns ausgelöst wird. In der heutigen Zeit haben wir die Möglichkeit, diese Erkrankung besser zu diagnostizieren. Dies, weil wir in den letzten zwanzig Jahren neue Erkenntnisse gewonnen haben und so die Zeichen einer Erkrankung besser erkennen können.

Durch genauere Diagnosen gibt es also mehr Leute, bei denen die Krankheit entdeckt wird.

Das ist so. Ein weiterer Faktor ist, dass Betroffenen in der heutigen Zeit mehr Therapien zur Verfügung stehen und die Patienten älter werden. Die Menschen leben heutzutage dank eines gesunden Lebensstils länger, wodurch es immer mehr MS-Patienten gibt.

Was sind denn die Auslöser für die Krankheit?

Trotz intensiver Forschung sind die genauen Ursachen bislang nicht bekannt. Durch die Forschung haben wir jedoch verstanden, dass es viele Faktoren gibt, die Auslöser für MS sein können: Viren wie der EBV-Virus, Mangel an Vitaminen – insbesondere Vitamin D – und Rauchen. Es kann auch eine genetische Veranlagung für MS bestehen. Das, obwohl MS per se keine genetische Erkrankung ist, zumal die Erkrankung aus einem Zusammenspiel aus mehreren Faktoren besteht.

MS ist bekannt als eine Krankheit mit tausend Gesichtern. Welches sind die häufigsten Anzeichen von MS?

Die Symptome von MS können zahlreich sein und können sowohl körperlich als auch kognitiv auftreten. Typisch sind zum Beispiel Seh-, Sprech- oder Schluckstörungen. Aber auch Schwindel oder Muskelschwäche sowie Schmerzen oder Blasen- und Mastdarmstörungen können vorkommen. Die meisten MS-Patienten haben eine Kombination aus mehreren Symptomen.

Die letzten zehn Jahre haben die Welt der MS verändert.

Bis heute ist MS nicht heilbar, warum nicht?

Weil die Medizin noch nicht so weit ist. Zwar haben wir verstanden, dass die Krankheit ein Zusammenspiel von mehreren Faktoren ist – wie dieses Zusammenspiel aber funktioniert, ist bislang unklar. So gibt es keine Therapie für die Ursachen. Aber: Es gibt immunmodulierende Medikamente, welche die Symptome verlangsamen. In der Forschung testet man derzeit neue Medikamente, die durch MS ausgelöste Gehirnschäden reparieren können. Doch der Forschungsweg ist noch weit.

Verglichen mit vor zehn Jahren: Wo steht die Forschung heute?

In den letzten Jahren haben wir viel über MS gelernt – insbesondere über das Zusammenspiel von möglichen Auslösern. Auch haben wir über zwanzig Therapieansätze entwickelt, welche das Voranschreiten der Krankheit verlangsamen können. Man kann also sagen: Die letzten zehn Jahre haben die Welt der MS verändert.

Mit anderen Worten: Wenn man heute eine MS-Diagnose erhält, kann man wesentlich mehr machen als noch vor zehn Jahren.

Ja, das ist im Grunde unser Ziel. Durch die frühzeitige Diagnose und Behandlung und die erwähnten Therapien, wollen wir erreichen, dass die Patienten ein normales Leben führen können. Dazu gehören regelmässige Kontrollen und Magnetresonanztomografien. Viele von MS betroffene Frauen fragen sich auch, ob sie eine Familie gründen können. Mit gemeinsamer Planung ist das sicher möglich.

Das Gespräch führte Elena Bernasconi.

SRF 1, Morgensendung, 30.05.2024, 07:17 Uhr; ehrj ; 

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