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Weltverlegerverband Ladina Heimgartner: Als erste Frau zur weltweiten Verlagsspitze

Die CEO von Ringier Medien Schweiz steht als erste Frau an der Spitze vom Weltverband der Zeitungsverleger WAN-IFRA. An der Mitgliederversammlung in Kopenhagen wurde Ladina Heimgartner von den Delegierten zur Präsidentin gewählt. Im Interview mit Radio SRF 1 spricht sie über die Bedeutung des Verbandes und dessen Herausforderungen.

Ladina Heimgartner

Journalistin und Medienmanagerin

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Ladina Heimgartner ist eine Schweizer Journalistin und Medienmanagerin. Mit 27 Jahren leitete sie das Ressort Kultur des Bündner Tagblatts. Wenige Jahre später wurde Heimgartner Direktorin von RTR und mit 36 Jahren stellvertretende Generaldirektorin der SRG. Im Jahr 2020 wechselte sie zu Ringier, wo sie 2023 das Amt der CEO von Ringier Medien Schweiz übernahm. Nun übernimmt die heute 44-Jährige als erste Frau überhaupt das Präsidium des Weltverlegerverbandes WAN-IFRA.

SRF 1: Frau Heimgartner, der breiten Öffentlichkeit dürfte der Weltverlegerverband bislang nichts gesagt haben – zu Unrecht?

Ladina Heimgartner: Es ist völlig normal, dass Branchenverbände nicht sonderlich bekannt sind. Dennoch würde es mich natürlich freuen, wenn WAN-IFRA in der Schweiz bekannter wird. Es ist nämlich ein Verband, der enorm wichtige Arbeit leistet, indem er weltweit wichtige Firmen und Verbände unter einem Dach vereint.

Was macht WAN-IFRA?

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Die World Association of Newspapers and News Publishers, WAN-IFRA, ist die globale Branchenorganisation der privaten Medienunternehmen. Sie setzt sich für die Rechte von Journalisten, Verlegern und Medienunternehmen auf der ganzen Welt sowie für unabhängigen Journalismus und die Pressfreiheit ein. Der Verband mit Sitz in Zug ist in 120 Ländern aktiv und vertritt die Interessen von 3’000 Medienunternehmen mit über 18'000 Publikationen.

Ist denn das, was die WAN-IFRA leistet, irgendwo im Alltag von uns allen bemerkbar?

Nein, die breite Masse merkt ihr Wirken nicht direkt. Erst an solchen Kongressen – wie aktuell hier in Kopenhagen – wenn ihre Bedeutung unterstrichen wird, spürt man die Wichtigkeit. In der Schweiz sind wir sowieso weniger mit Presse-Problemen konfrontiert als in anderen Ländern. Die Ukraine beispielsweise fühlt sich sehr von einem Verband getragen, der die Medienfreiheit hochhebt und sich für dessen weltweite Umsetzung einsetzt.

Nebst der Medienfreiheit ist die Digitalisierung eines der grossen Medienthemen. Dabei spielen der Kampf um Werbegelder, Macht, neue Konkurrenten und Fake News eine immer grössere Rolle. Sehen Sie das Internet als Fluch oder Segen für den Journalismus?

Wie bei allem, was gross und mächtig ist, ist es Segen und Fluch zugleich. Das Internet hat sehr viel in Bewegung gebracht und ist nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Doch es bereitet auch Sorgen. Insbesondere das Thema Misinformation. Meinungen zu manipulieren ist mittlerweile sehr einfach über das Internet. Deshalb ist es wichtig, dass Medien frei sind und die Möglichkeit haben aufzuzeigen, was Wirklichkeit ist und was nicht.

Als Präsidentin des Weltverlagverbandes können Sie nun auch Schwerpunkte setzen. Wo setzen Sie diese?

Mir ist es ein grosses Anliegen, dass Medien eine langfristige Überlebenschance haben und im Markt Erfolge erzielen können. Doch auch das wird aufgrund des Internets zunehmend schwieriger. Das Netz lockt mit einem kostenlosen Angebot und birgt Suchtpotenzial – ganz anders als der bewusste News-Konsum. Hier müssen also nachhaltige Modelle für den Journalismus in der Schweiz und weltweit gefunden werden.

Je weniger man verglichen werden kann, desto grösser ist der Spielraum für die eigene Handschrift.

Sie sind die erste Frau überhaupt an der Spitze des Verbandes. Besteht Aufholbedarf bei der Förderung von Frauen in Führungspersonen?

Ich habe lange überlegt, ob ich das Thema bei meiner Wahl auf der Bühne anspreche. Im Jahr 2024 sollte die Angelegenheit ja eigentlich selbstverständlich sein. Die Tatsache jedoch, dass seit 75 Jahren keine einzige Frau das Präsidium innehatte, zeigt, dass es doch noch nicht selbstverständlich ist. Auf der Bühne habe ich es dann erwähnt, was prompt einen grossen Applaus auslöste. Die Richtung stimmt jedenfalls – lieber spät als nie.

Sehen Sie das «Frausein» als Vorteil für Ihre neue Rolle?

In meiner Laufbahn war ich bis jetzt oft die erste Frau für gewisse Positionen, lange auch die Einzige in gewissen Gremien. Bislang empfinde ich das «Frausein» meist als Vorteil und praktisch, da man nicht mit einem Vorgänger verglichen wird. Je weniger man verglichen werden kann, desto grösser ist der Spielraum für die eigene Handschrift.

Das Gespräch führte Michael Brunner.

SRF 1, Morgensendung, 29.05.2024, 07:17 Uhr; ehrj ; 

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