«Ich wäre auch gerne eine Wetterschmöckerin». Meteorologin Daniela Schmuki kann den Wunsch, dass man das Wetter selbst vorhersagen möchte, absolut verstehen. Doch ohne Wettermodelle in die Zukunft schmöcken? «Unmöglich.»
Mit dem Wetterbericht im Hinterkopf macht es Sinn. Aber nicht umgekehrt!
Was stimmt: Viele bekannte Bauernregeln haben einen wahren Kern. Allerdings lässt die Trefferquote dieser Wetterprognosen zu Wünschen übrig. Es gibt nur eine Bauernregel, die Schmuki unterschreiben würde: «Kräht der Hahn früh auf dem Mist, ändert sich das Wetter, oder es bleibt, wie es ist.»
Wetter-Bauernregeln mit wahrem Kern
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Bild 1 von 4. Abendrot – Gutwetterbot? «Da ist etwas dran», sagt Meteorologin Daniela Schmuki, «allerdings nur bei einer Westströmung.» Sehe man die Sonne untergehen, sei der Himmel Richtung Westen frei. Die Wahrscheinlichkeit sei gross, dass das Wetter auch am nächsten Tag hält. Aber: «Das Wetter kommt nicht immer nur von Westen. Manchmal gibt es auch raschere Wetterwechsel.». Bildquelle: Luciano Pau.
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Bild 2 von 4. Morgenrot – Schlechtwetter droht? Hier sei es genau umgekehrt. «Wenn der freie Himmel, das Hochdruckgebiet, im Osten liegt, dann ist es möglich, dass von Westen her wiedermal etwas kommt». Und ein Tief kann Fronten bringen. Auch dies gelte nur bei Westströmung. Und: Ist das Hoch so kräftig, dass es auch Westeuropa bedeckt, dann gebe es auch keinen Wetterwechsel. Bildquelle: Hannes Koch.
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Bild 3 von 4. Starker Reif und Tau, hält den Himmel blau? Reif und Tau bilden sich nach klaren, windstillen Nächten. In diesen kühlt sich die Luft in Bodennähe stark ab, hat für Wasserdampf keinen Platz. Klare Nächte ohne Wolken seien ein Indiz für Hochdruckwetter. Die Wahrscheinlichkeit, dass es auch die nächsten Stunden sonnig bleibt, sei gross. «Aber bereits am Mittag könnte eine Front aufziehen!» . Bildquelle: Niklaus Hofer.
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Bild 4 von 4. Wetter am Siebenschläfertag (27.6.) – sieben Wochen bleiben mag? Die Regel habe eine Trefferquote von bis zu 70 %. «Da ist etwas dran», so Schmuki. Sie sei zwar nicht zuverlässig, aber habe sehr wohl eine wissenschaftliche Basis. Der Starkwind Jetstream sei im Sommer träge. Stecke man Ende Juni in einem blockierenden Hoch, sei die Wahrscheinlichkeit gross, dass dies die kommenden Wochen so bleibe. Bildquelle: Keystone / DPA Wildtierwaisen-Schutz.
Wie wird das Wetter? Alle wissen es besser
Bauernregeln sind das eine. Doch was entgegnet die Meteorologin einer Person, die im Winter behauptet: «Ich schmöcke, also rieche, den Schnee», und dies potenziell sogar eintrifft? «Dann», so Schmuki, «weiss es die Person aus dem Wetterbericht und nicht, weil sie es gerochen hat.» Nur so seien solche Aussagen möglich.
Die Schnee- und Lawinenforscher in Davos nenne man liebevoll «Schneeschmöcker». Doch auch sie orientierten sich an wissenschaftlichen Wettermodellen.
Nur ein Körperorgan tauge in Ansätzen für Wetterprognosen: «Am besten funktionieren noch die Augen». Doch auch hier sei Vorsicht geboten. «Oft hören wir die Aussage: ‹Ich blicke einfach aus dem Fenster›». Was man sehe, sei aber der Ist-Zustand. Nicht mehr und nicht weniger. «Die Front über Frankreich sieht niemand.»
«Natürlich ist man nicht schlecht bedient, wenn man sich auf gleichbleibendes Wetter einstellt.» Es gebe aber auch Wetterphänomene wie die ‹postfrontale Subsidenz›. «Schlagartig sind die Regenwolken weg und die Sonne scheint. So etwas kann man nicht spüren oder vorhersehen. Es sei denn, auf einem Satellitenbild.»
Können Kondensstreifen Wetterumschwünge anzeigen?
Das Wetter kommt von oben. Oben am Himmel hat es Wolken, aber auch Kondensstreifen der Flugzeuge. An diesen könne man einiges ablesen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Wetter in 30 Minuten ändert, ist relativ klein.
«Wenn sie sich rasch zerstreuen, weht in der Höhe kräftiger Wind», erklärt Schmuki. «Wenn sie sich schnell auflösen, ist es dort oben trocken.» Bleibt es also schön? Leider nein. «Es ist schön – und zwar dort oben.» Das Gesehene müsse keinen Einfluss auf unser Wetter am Boden haben. Aber es kann.
Wenn Kondensstreifen sich lange halten, sei die Luftfeuchtigkeit hoch. Dann habe es meist auch natürliche Schleierwolken am Himmel. «Die gelten als Vorboten einer Warmfront und eine Warmfront bringt oft Regen», so Schmuki. Aber leider – aus Wetterpropheten-Sicht – gebe es in dieser Höhe manchmal auch sonst Feuchtigkeit. Darum tauge die Regel nicht allzu viel.
Es sei denn, man wisse bereits, dass eine Warmfront aufziehe. «Dann macht es Sinn. Aber nicht umgekehrt. Man kann nicht von Kondensstreifen und Schleierwolken auf eine Warmfront und Regen schliessen.»
In Menschen und Cirren kann man sich irren.
Aber man dürfe es natürlich gerne mal wagen. Für alle Hobby-Wetterpropheten hat Daniela Schmuki dennoch drei Tipps: «Bei Cirren, Altocumulus Castellanus Wolken und schwitzende Wasserhahnen ist ein Wetterumschwung gut möglich.» Ob dieser dann aber wirklich eintrete, sei dahingestellt.
Mit diesen Tipps könnte das Wetterschmöcken doch klappen
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Bild 1 von 4. Kommenden Sommerregen kann man «schmöcken»! Allerdings nur unter gewissen Umständen und kurz bevor man nass wird. «Nach langer Trockenheit im Sommerhalbjahr duftet der erste Regen herrlich. Das ist der Regenduft Petrichor. Manchmal wird dieser – Wind sei Dank – dem Regen vorausgetragen», so Schmuki. So könne man den Regen tatsächlich ein paar Minuten vorher riechen. Bildquelle: Colourbox / Taras Yakovyn.
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Bild 2 von 4. Cirren – Gemäss Schulbuch die Vorboten einer Warmfront mit Regen. «Bei einer Warmfront ziehen zuerst Cirren auf, es folgt dickere Bewölkung, irgendwann folgt Regen», fasst Schmuki zusammen. Aber: «In Menschen und Cirren, kann man sich irren!» Nicht jede Warmfront kündigt sich mit Cirren an. Nicht jede Warmfront bringt Regen. Es gibt auch Schleierwolken ohne Warmfront. Das Wetter ist komplexer als im Schulbuch. Bildquelle: Roland Willi.
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Bild 3 von 4. Altocumulus Castellanus – Gewitter sind gut möglich. Diese Wolken an einem Sommermorgen sind ein kleiner Hinweis dafür, dass die Luft bereit wäre für ein Gewitter. Sie steigt auf. Es bilden sich Türmchen. Für Meteorologen sind sie ein gerngesehener Beweis zur Bestätigung von Prognosen. Aber Achtung! Sehen Sie am Morgen keine Castellanus Wolken, bedeutet dies nicht, dass es trocken bleibt! Bildquelle: Gaudenz Flury.
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Bild 4 von 4. Schwitzender Wasserhahn = Erlösendes Gewitter? Bildet sich auf dem Brunnen im Bergdorf Tau, ist dies ein Zeichen dafür, dass die Luft feuchter wird. Es wird düppig. Die Konsequenzen für das Wetter lassen sich nicht direkt ablesen. Feuchtigkeit ist aber eine wichtige Zutat eines Gewitters. Die Gewitterchancen steigen, für eine Prognose müssen aber noch weitere Faktoren stimmen. Bildquelle: Gaudenz Flury.
Wer seine Erfolgschancen erhöhen möchte, der konsultiert vor dem Wetterschmöcken also die Prognose von SRF Meteo. «Wenn man weiss, wie sich das Wetter entwickelt, kann man feine Zeichen lesen.» Dann könne man immer noch damit prahlen, ein guter Wetterschmöcker zu sein.
Woran erkennen Sie, dass sich das Wetter in den nächsten Stunden oder Tagen verändern wird? Schreiben Sie es unten in die Kommentare!