Die Schweizer Filmwochenschau (SFW) galt in den Jahren 1940 bis 1975 als ein Kernstück der politischen Information der Schweiz. Vom Bundesrat in Auftrag gegeben, informierte die Filmwochenschau über Aktualitäten aus Politik, Kultur, Wissenschaft, Technik, Sport und Unterhaltung.
Die aus verschiedenen Beiträgen bestehende Schau dauerte zwischen 5 und 10 Minuten und wurde jeweils wöchentlich im Vorprogramm der Kinos gezeigt. In 35 Jahren entstanden so über 6600 Beiträge.
Filmwochenschauen als gefilmte Zeitungen
Filmwochenschauen kamen in den Kinos Anfang des 20. Jahrhunderts in ganz Europa auf.
Bis zum Aufkommen des Fernsehens in den 1950er-Jahren hatten die Filmwochenschauen ein Monopol in der aktuellen Berichterstattung mit bewegten Bildern.
Die identitätsstiftende Funktion der Schweizer Filmwochenschau
Gegen Ende der dreissiger Jahre geriet die Schweiz immer mehr in den Einflussbereich des geistigen und physischen Terrors Nazideutschlands.
Als Abwehr gegen die Propaganda des Dritten Reiches musste die Schweiz ein eigenes, informatives Bildmedium schaffen.
Der Bundesrat hatte das Zepter in der Hand und verlangte von der Filmwochenschau, dass sie Verständnis für die geistigen, sozialen und wirtschaftlichen Belange des Landes fördern und das Bedürfnis nach Information und Unterhaltung befriedige.
Die SFW wurde als Instrument der Geistigen Landesverteidigung und der Gegenpropaganda gegründet.
Historiker Oliver Schneider erklärt: «Die SFW wurde zu Beginn des Zweiten Weltkrieges als Instrument der Geistigen Landesverteidigung und der Gegenpropaganda gegründet.»
SFW als Teil der Schweizer Filmindustrie
Die SFW gehörte zwischen 1940 und 1975 zu den verlässlichsten Filmproduzenten des Landes, besass als Ausbildungsstätte und Auftraggeberin eine wichtige Funktion in der Schweizer Filmwirtschaft und trug zum Aufschwung des Schweizer Films bei.
Die erste Ausgabe der SFW erschien in den Kinos am 1. August 1940. Sie bestand aus fünf Sujets: Einzug von Flüchtlingen in Pruntrut, Interniertenlager in Lauterbrunnen, Erklärung Präsident IKRK, Kriegsgefangenen-Agentur in Genf, Sprengung für den Granitabbau in Monthey.
Produziert wurden die wöchentlichen Ausgaben von einer Handvoll festangestellter Mitarbeitenden. Der Zeitdruck war hoch, auch wegen der anfänglichen Zensur, die jeder Beitrag durchlaufen musste.
Die Vorführung der SFW war gemäss einem Bundesratsbeschluss für alle Schweizer Kinobesitzer obligatorisch. Sie mussten die SFW nicht nur zeigen, sondern sie auch mit einer Zwangsgebühr mitfinanzieren. Den grössten Teil des Aufwands finanzierte der Bund.
Die Krise nach dem Krieg und der Neustart
Mit dem Krieg endete auch das Vorführobligatorium. Vor allem Westschweizer Kinobetreiber stiegen aus. Zudem kürzte der Bund die Mittel. Den Betrieb der SFW einzustellen, stand aber nie ernsthaft zur Debatte.
Die SFW wurde auch im sich abzeichnenden Kalten Krieg als Instrument der Geistigen Landesverteidigung angesehen. Die finanzielle Lage entspannte sich, als die Bundessubventionen 1952 erhöht wurden.
Das Ende der Schweizer Filmwochenschau
Mit dem Start des Fernsehens 1958 ging das Interesse an dieser Nachrichtenform der Aktualitätenschau im Kino zurück. Ende der 60er Jahre überliess die SFW die Tagesaktualität mehr und mehr dem Fernsehen.
Der Umbau auf ein monothematisches Magazin für ein jüngeres Zielpublikum konnte den Niedergang nicht mehr aufhalten. Am 27. März 1975 flimmerte die letzte Ausgabe über die Kinoleinwand.