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Comicfigur mit Sprechblase: Himmustärneföifi
Legende: Colourbox / SRF

Wüste Wörter «Fluech nit, pftammi!»

In der Öffentlichkeit lauthals fluchen, das provoziert noch heute Kopfschütteln. Aber manchmal kann man einfach nicht anders! Deshalb sterben die wüsten Wörter auch nicht so schnell aus. Radio SRF 1 ergründet an einem Thementag «wüste Wörter» unsere Tabusprache.

Wer Ärger in sich hineinfrisst, kann krank werden. Davon ist der Fluchforscher Roland Ris überzeugt. Dann doch lieber fluchen, wobei Fluchen und Schimpfen nicht dasselbe sei: Schimpfen ist gegen eine Person gerichtet, ein Fluchwort betrifft eine Situation. Seine Sammlung an Schimpf- und Fluchwörtern sei ein Inventar, das ständig umgewälzt wird, meint Ris. Immer neue Schimpf- und Fluchwörter werden gebildet, andere verschwinden wieder.

Vater der Schimpfwörter

Roland Ris

Sprachwissenschaftler und Fluchforscher

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Der Schweizer Germanist und emeritierte Professor Roland Ris (80) ist einer der wenigen Malediktologen im deutschsprachigen Raum (lat. Maledicere «fluchen», wörtlich «bös reden»). Seit über 45 Jahren ist der Sprachwissenschaftler auch Fluchforscher. Tausende von Fluch- und Schimpfwörtern hat er in all den Jahren zusammengetragen.

Diese Umwälzung ist kein Zufall, denn Kraftwörter müssen wirken. Sie müssen in einem hochemotionalen Moment der Wut, des Schmerzes oder Hasses für den Dampfkessel der Gefühle ein Ventil sein. Je grösser die Wut, desto heftiger wird die Grenze des Anstands übertreten.

Warum aus «Häilandsakramänt» «Gopfertori» wurde

In unserer religiös dominierten Vergangenheit mussten Gott und alle höheren Mächte für Flüche herhalten: «Häilandsakramänt», «Himmelhergottnomoll» und der All-Time-Klassiker «Gopfertammi». Weil man das Seelenheil trotzdem nicht leichtfertig aufs Spiel setzen mochte und um einigermassen gesellschaftstolerabel zu bleiben, wurden diese expliziten Flüche verhüllt zu «Gopfertori», «Gopfertelli» und «Sapperlot».

In unserem säkularisierten Zeitalter ist die Wirkung der religiös motivierten Flüche etwas verblasst. Wir stützen uns heute mehr auf die tabuisierten Körperbereiche. Dabei ist im Deutschen eine Tendenz von der Fäkalsprache zur Sexualsprache und eine Tendenz zu Anglizismen auszumachen. Was früher «Schissdräck!» war und «läck mer am Arsch!», ist heute «Fuck!» und «figg di!» oder sogar «figg dini Mueter!».

Das letzte Beispiel ist bei uns relativ neu. Den Schweizer bei der Ehre seiner Mutter oder Schwester zu packen, hat keine Tradition. Südländischer Ehrenkodex und amerikanische Filmindustrie helfen aber mit, dass mit «Motherfucker» und «Hueresohn» neue Tabuverletzungen ins Repertoire kommen. Damit wir auch morgen noch wirkungsvoll schimpfen und fluchen können.

Mit welchen Wörtern sind Sie schon angeeckt?

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Schicken Sie uns eine Sprachnachricht auf «WhatsApp». Die Nummer lautet: 079 132 132 1 .

Simon Enzler: «Fluchen ist gesünder als heucheln»

Kaum einer versteht es, auf der Bühne so herzhaft zu schimpfen und zu fluchen wie der Appenzeller Kabarettist Simon Enzler. Für ihn ist klar: Wenn etwas wirklich «schön» ist, dann muss man es mindestens als «huerevertaaseret füchelig choge schön» bezeichnen.

Simon Enzler gerettet

Dem Appenzeller gehen die Fluch- und Schimpfwörter aus. Radio SRF 1-Hörerinnen und Hörer helfen Simon Enzler aus der Patsche. In einer Facebook-Aktion sind über 100 Fluch- und Schimpfwörter aus allen Gegenden der Schweiz zusammengekommen.

«Gang ewägg, du Tram!»

Grundsätzlich kann jedes Wort zum Schimpfwort werden. Fluchforscher Roland Ris nennt das «Tram», welches lange Zeit im Raum Bern als Schimpfwort galt für einen Trottel, vielleicht vergleichbar mit dem alten Schimpfwort «Scheese» für eine unangenehme Frau (zu frz. chaise «einfache Pferdekutsche»). Bei den Jugendlichen war in den letzten Jahren «du Holz» beliebt als Beschimpfung oder «du Lauch» für einen bleichen, dünnen Jungen. Ob ein unbescholtenes Wort zum Schimpfwort wird, hängt grösstenteils vom Ton und von der Situation ab.

«Wüste Wörter» auf Radio SRF 1

Mit wüsten Wörtern sind wir alle schon angeeckt. Als Jugendliche, wo wir mit inflationärem «Huere geil» bewusst provoziert haben. Oder unbewusst als Erwachsene, wo wir mit gewissen Dialektwörtern in anderen Landesteilen für Stirnrunzeln sorgen. «Hock häre», ist nicht überall gern gehört und die «Goofen» werden selten neutral als «Kinder» übersetzt.

Darf man so sprechen?

«Wüste Wörter»

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Radio SRF 1 widmet den «wüsten Wörtern» am Donnerstag, 2. Mai, einen Thementag und blickt dabei auch ins Geschichtsbuch.

  • 7:17 Uhr Morgengast: Gespräch mit Roland Ris, Fluchforscher
  • 8:40 Uhr Morgengeschichte: Ralf Schlatter über «wüste Wörter»
  • 9:40 Uhr Mundart: Kommt «huereguet» von Hure oder von ungeheuer?
  • 10.00 Uhr «Treffpunkt» mit SRF-Mundartexperte Markus Gasser zu wüsten Wörtern, die ihre Bedeutung verändern
  • 11.08 Uhr Ratgeber mit Expertin zur Frage: Wieviel wüste Wörter soll man den Kindern durchlassen?
  • 14:00h Uhr Simon Enzler, Kabarettist und Liebhaber wüster Wörter, live im Studio
  • 21.00 «Schnabelweid» zum Thema «die Faszination der wüsten Wörter». Gespräch mit der Linguistin Regula Schmidlin und dem jungen Slam Poet Lucas Zibulski.

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