Rund 40'000 Menschen ziehen in der Schweiz jährlich in ein Alters- und Pflegeheim. Dieser «letzte Umzug» ist für viele Seniorinnen und Senioren alles andere als einfach. «Verständlicherweise», sagt Nadine Bischof, Leiterin der Pro Senectute Sozialberatung: «Man muss sich verkleinern und gibt sehr vieles auf.» Egal ob materielle Dinge, Erinnerungen oder Beziehungen zu Nachbarinnen.
Das Fremdbestimmte macht den Leuten am meisten Angst.
Zuhause kann jede und jeder selbst bestimmen, wer sich in der Nähe aufhält, was es zu essen gibt, wie der Tag abläuft. «Das Fremdbestimmte in einem Heim ist das, was den Leuten am meisten Angst macht», sagt Nadine Bischof.
Je früher planen, desto besser
Idealerweise bereite man sich bereits dann auf den letzten Umzug vor, wenn man noch weit davon entfernt ist, ins Altersheim zu ziehen, empfiehlt die Sozialberaterin. Oft führen nämlich Stürze zum Eintritt ins Heim. Auch sonst sei der Zeitpunkt selten exakt terminierbar: «Wenn der Tag kommt, hat man meistens nicht mehr viel Gestaltungsmöglichkeiten.»
Präventiv lasse sich viel machen, sagt Nadine Bischof. Sich etwa überlegen: Wie kann ich dafür sorgen, dass ich möglichst lange selbständig zuhause wohnen kann? Dazu gehören umbautechnische Vorkehrungen, um Unfälle in den eigenen vier Wänden zu vermeiden. Oder man baut sich ein stabiles Netzwerk an Beziehungen auf, das einen bei Bedarf im Alltag unterstützt.
Auch Helfende sollen sich Hilfe holen
Angehörige können eine wichtige Stütze bieten in der frühen Vorbereitung. Nur schon indem sie Hilfe anbieten – aber zu nichts drängen: «Man sollte das Thema immer mal wieder auf sanfte Weise aufbringen, aber niemanden überrumpeln. Das wäre der falsche Weg.»
Auch Angehörige sollten sich zudem Unterstützung holen oder beraten lassen, bevor sie selbst überfordert sind. Aufgaben sollten bestenfalls aufgeteilt werden.
Konkrete Schritte zum Umzug
Schritt 1: Frühzeitig einen Vorsorgeauftrag, eine Patientenverfügung und ein Testament erstellen.
Da lässt sich von der Vollmacht bis zur Playlist an der Beerdigung alles regeln.
Wenn man nicht mehr urteilsfähig ist – und das ist bei Eintritten ins Altersheim oft der Fall – sind diese Vorkehrungen von grossem Nutzen. «Die Auseinandersetzung damit ist absolut essenziell», sagt Peter Burri Follath, Leiter Kommunikation bei der Pro Senectute. «Denn so lässt sich alles regeln. Von der Vollmacht bis zur Playlist an der Beerdigung.»
Schlussendlich entlaste man damit nicht nur sich selbst, sondern vor allem sein Umfeld und könne allfällige familiäre Streitereien vorbeugen.
Schritt 2: Sich überlegen: Was ist mir wichtig beim Wohnen? Eine «Checkliste für die Heimauswahl» auf der Webseite von Pro Senectute bietet dabei Hilfe. Darüber sollte man sich Gedanken machen: Standort, Heimausstattung, Wohnausstattung, Dienstleistungsangebot und Freizeitgestaltung.
Schritt 3: Altersheim testen: «Im Moment sind Wartelisten für Alters- und Pflegeheime relativ kurz», sagt Peter Burri Follath. Er rät, im Idealfall zuerst im Heim vorbeizuschauen und «hineinzuschnuppern».
«Plötzlich muss es schnell gehen»
Die oben genannten Schritte seien das Wichtigste, um das man sich genug früh kümmern sollte, sagt Peter Burri Follath. Natürlich mache es aber Sinn, sich zu überlegen, was man alles von Zuhause mitnehmen möchte, wenn der Umzug soweit ist. Denn egal, wie gut vorbereitet – der Eintritt ins Altersheim kommt meist unfreiwillig: «Und dann muss es plötzlich schnell gehen.»