Ist die Schweiz mit ihren vier Sprachregionen gespalten? Und wenn ja, wie könnten wir unsere vier Landesteile mehr zusammenschweissen? Diese Fragen haben Radio SRF 1, RTS La Première, Rete Uno und Radio Rumantsch vier Künstlerinnen und Künstlern aus den vier Sprachregionen gestellt. Die Herausforderung: «Schreibt innerhalb von zwei Wochen in eurer eigenen Sprache einen Song über Zusammenhalt in der Schweiz.»
Mit dabei sind Irina Mossi aus Biel, Maryne aus Lausanne, Matteo Pisoni der Tessiner Band Eleonor und Gino Carigiet des rätoromanischen Duos DUS. Entstanden sind vier Songs, die zum Nachdenken anregen und einen kleinen Beitrag leisten sollen für ein gestärktes Wir-Gefühl – auch über Sprachgrenzen hinaus.
Diversität als Bereicherung
«Zuerst hatte ich grossen Respekt vor dieser Aufgabe», sagt Irina Mossi, Sängerin aus Biel und SRF 3 Best Talent. Als sie den Druck aber abschüttelte und einfach von sich selbst zu erzählen begann, sei alles viel einfacher geworden.
Die Bielerin spricht im Song unter anderem ihre eigene Geschichte und ihre afrikanischen Wurzeln an und erzählt, wie ihr Vater einst den Kongo verliess, ihre Mutter kennenlernte und wie sie sich in Biel, einer sehr multikulturellen Stadt, niederliessen. In ihrem Song fordert Irina Respekt voreinander, trotz Andersartigkeit und sie wünscht sich, dass wir die Diversität als Bereicherung sehen sollten.
Das Tessin – mehr als ein Ferienort
Matteo Pisoni singt und schreibt Songs für die Band Eleonor, die 2021 an den Ufern des Lago Maggiore gegründet wurde. Der Tessiner Sänger und Songwriter hat den Eindruck, dass im Tessin das Bedürfnis da sei, mehr mit den anderen Regionen der Schweiz in Verbindung zu treten.
Jede Sprachregion sei einzigartig mit ihrer Geografie, ihrer Kultur und ihren Gewohnheiten und auch das Tessin habe mehr mit dem Rest der Schweiz zu teilen, als nur eine beliebte Sommerferiendestination zu sein. Matteo Pisoni erzählt aus der Perspektive eines Tessiners mit einem Hauch von Ironie aus dem Alltagsleben südlich der Alpen. Insbesondere was Menschen dazu bewegt, den Gotthard zu überqueren – und zwar in beide Richtungen.
Andere Sprachregionen entdecken
Für die Waadtländerin Maryne, die sonst immer auf Englisch textet, war es eine herausfordernde Premiere, auf ihre Muttersprache zu schreiben. «Es war gar nicht so einfach einen Text auf Französisch zu schreiben, der nicht zu klischeehaft ist oder einfach nur aneinandergereihte Reime enthält.»
Maryne erzählt in ihrem Song die Geschichte einer jungen Frau, die Angst davor hat, ihr Haus und ihre Stadt zu verlassen. Sie ist hin- und hergerissen, ob sie ihre Angst überwinden soll, um andere Regionen des Landes zu entdecken und entschliesst sich schlussendlich fürs Weggehen. Sie verliebt sich in einen jungen Mann aus einer anderen Ecke der Schweiz. Obwohl sie nicht dieselbe Sprache sprechen, verlieben sie sich. Die Liebesgeschichte hat aber leider kein Happy End.
Kein richtig und falsch
Der Bündner Gino Carigiet und der Berner David Friedli lassen rätoromanischen Gesang mit akustischer Gitarre verschmelzen. Die Aufgabe, einen Song über den Zusammenhalt der Sprachregionen zu schreiben, sei wie für sie gemacht, meint David Friedli. «Wir sind sowieso tätig als etwas, das sprachenübergreifend funktioniert, als Berner und Bündner, die zusammen rätoromanische Musik machen. Mit unserer Musik wollen wir vereinen.»
Der Rätoromane Gino Garigiet, der heute in der Deutschschweiz lebt, hat einen rätoromanischen Text geschrieben, der zum Nachdenken anregen soll. Ein Text über das Menschsein mit vielen offenen Fragen, die er sich selbst und den Zuhörenden stellen möchte. Es gebe kein richtig und kein falsch, es seien verschiedene Meinungen, die aufeinandertreffen. Dazu brauche es gegenseitigen Respekt.