Mitte August verwandelt sich das Hotel Alpina im Schächental während vier Tagen in ein klingendes Volksmusik-Labor. Acht junge Musikerinnen und Musiker im Alter von 15 bis knapp 30 Jahren reisen aus der ganzen Schweiz an, um neue Kompositionen auszuprobieren und traditionelle Volksmusikwerke neu zu arrangieren.
Volksmusik in neuem Gewand
Einzige Vorgabe an die jungen Talente ist, ein Volksmusik-Konzertprogramm in neuem «Look» zu erarbeiten. Dies unter der künstlerischen Leitung der Zugerin Patricia Draeger. Dazu sollen sie musikstilistische Einflüsse aller vier Landesteile in die Volksmusik einweben. «Eine nicht ganz einfache Aufgabe, vor allem wenn sich die jungen Talente nicht kennen und teilweise keine Noten lesen können», so die Zugerin.
Die «Jeunes Talents Suisses» lassen sich aber nicht lange bitten. Den vier geplanten Probentagen hängen sie nach dem Nachtessen Jamsessions an, die nicht selten bis Mitternacht andauern.
Das verbindende Element: Die Musik
«Ich versuche, die alten, in Vergessenheit geratenen Lieder wieder aufleben zu lassen», sagt Mattia. Er ist einer der jungen Musikerinnen und Musiker, die an diesem Projekt mitgearbeitet haben. Die Musik nördlich der Alpen kennt der Tessiner nach eigener Aussage nicht so gut. Er ist sich aber sicher, dass man in den verschiedenen musikalischen Welten auch Gemeinsamkeiten finden kann. Beispielsweise auf der Ebene der Texte.
Lorène Quinodoz ist eine 24-jährige Musikerin aus Evolène im Wallis. Sie spielt ein ungewöhnliches Instrument: eine Nyckelharpa. «Nyckel» steht für die Tasten auf dem Instrument und «Harpa» ist ein generischer Ausdruck für eine Geige oder eine Harfe. Ursprünglich hat sie gelernt, für klassische Musik zu komponieren. «Doch all die Regeln, welche das Komponieren für die klassische Musik mit sich brachte, habe ich als einschränkend empfunden», so Lorène Quinodoz. In der Volksmusik hat sie ihre Freiheit gefunden.
In gerade einmal vier Tagen schweisst sich aus den acht Musikerinnen und Musikern ein Ensemble zusammen, das bei ihrem Konzertauftritt beim «Alpentöne»-Festival im Konzertsaal des Theaters Uri für mehrere Hühnerhaut-Momente sorgt, zum Beispiel mit dem traditionellen A-Cappella-Gesangsstück «Moretto, Moretto». Am Schluss des Konzerts reisst es das Publikum sogar von den Stühlen.
Die SRG als Talentförderin der Volksmusik
Das heimische Kulturgut über die Sprachgrenzen hinweg sichtbar zu machen und zu fördern, ist eine der zentralen Aufgaben der SRG (Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft). Mit dem Talent-Förderprojekt «Jeunes Talents Suisses» setzt die SRG einen weiteren Schwerpunkt in einer bereits etablierten Reihe.
Mit seiner kreativen Meisterleistung hat das junge Talentförder-Ad-hoc-Ensemble ein Stück Volksmusik-Geschichte geschrieben. Es ist denn auch nicht überraschend, dass die Musikerinnen und Musiker dieses einzigartige Projekt weiterführen und -entwickeln wollen.
Das SRG-Talentförder-Projekt im Bereich «Neue Volksmusik» ist Teil des diesjährigen «SRF Highlight Volksmusik».