Der Wille, die Phänomene unserer Zeit zu verstehen, setzt voraus, weit zu blicken und zugleich tief zu schürfen. Sich nicht mit getwitterten Meldungen, Agenturmeldungen und dem Blitzgewitter der Nachrichten zufriedenzugeben, sondern im klugen, beharrlichen Gespräch, in ausführlichen Reportagen, in subtilen Porträts zu versuchen, Menschen und ihre Existenz, die Konflikte dieser Welt, die Trends in der Gesellschaft, die Entwicklungen in der Kunst und Literatur, in der Musik und in den Medien zu verstehen.
Weiterbohren, suchen, sich nicht zufriedengeben: Die Journalistinnen und Journalisten, die seit vielen Jahren die Sendungen «Reflexe» und «Kontext» für Radio SRF 2 Kultur produzieren, haben sich diese Haltung zu eigen gemacht. Sie sind zum Nordpol gereist und haben hinter Theaterkulissen geschaut, sie haben zur Mafia in der Schweiz recherchiert und experimentelle Filmerinnen entdeckt, sie haben Raubkunst nachgespürt und sind mit Menschenrechtsexperten durch die Wüste gereist, sie haben Nobelpreisträgerinnen interviewt und Aktivisten von «Occupy Wall Street». Viele Preise haben die Kolleginnen und Kollegen eingeheimst für diesen eigensinnigen, besonderen Blick auf die Phänomene dieser Zeit.
Und das soll auch in Zukunft so bleiben. Nur werden sie ab dem 16. März 2015 in einem neuen Format berichten. Die Sendungen «Reflexe» und «Kontext» verschmelzen zu einem neuen, einstündigen Format, das in Zukunft den Namen «Kontext» tragen wird. Eine Stunde, ein Thema, von 9 bis 10 Uhr und in der Wiederholung von 18 bis 19 Uhr, täglich von Montag bis Freitag. Eine Stunde für den präzisen, aber auch den weitläufigen Blick auf unsere Zeit.
Denn eines zeigt die Entwicklung der Medien deutlich: dass es auf der einen Seite einen starken Trend gibt hin zur schnellen, zeitnahen Berichterstattung – und auf der anderen Seite der Bedarf nach grossflächigen Inseln der Aufmerksamkeit wächst, nach medialen Orten, wo innegehalten, wo aufgemerkt werden kann und wo Journalistinnen und Journalisten mit Ruhe, Sorgfalt und Besonnenheit ans Werk gehen. Dass sich Zeitschriften wie «Reportagen», «New Yorker» und «Cicero», aber auch lange Radiosendungen wie «Radiolab» grosser Beliebtheit erfreuen, zeigt: Es braucht die Tiefenlotungen mit Weitblick.
Die neue, einstündige «Kontext»-Sendung blickt mit Respekt auf diese grossen journalistischen Vorbilder. «Kontext» wird Tag für Tag die wichtigen Themen unserer Zeit aufgreifen, hintergründig, mutig, überraschend – am Radio, aber auch mit Texten, Analysen, Kommentaren auf www.srf.ch/kultur. Und auf der Website der Sendung wird «Kontext» ab dem 16. März schon am Vorabend zur Verfügung stehen. Für alle, die Tag für Tag ungeduldig auf die neuste Ausgabe warten.