Das Kleinod Bosco Gurin
Wir sind zu Gast im Walser Museum, eingerichtet in einem ehemaligen Bauernhaus aus dem 13. Jahrhundert. Es wurde kürzlich vom Europäischen Museumsforum mit dem prestigeträchtigen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet. Das Walserhaus ist ebenso Teil des vielfältigen Programms wie das ethnografische Museum des Maggiatals in Cevio, wo wir vom ehemaligen Museumsdirektor und profunden Kenner der Region, Bruno Donati, Spannendes über Landschaft und Geschichte des Maggiatals erfahren. Das Hotel Walser in Bosco Gurin schliesslich bietet uns Herberge vor dem einzigartigen Fest im Walserdorf.
Im deutschsprachigen Kleinod Bosco Gurin scheint die Zeit stillzustehen. Der Grossteil der Häuser im höchstgelegenen Dorf des Tessins (1504 m ü. M.) vor der imposanten Bergkulisse ist mit Stein bedeckt. Deutschsprechende Siedler aus dem Wallis wanderten im 13. Jahrhundert über die Alpenpässe an die Südhänge der Walliser Alpen, unter anderem auch in ein abgelegenes Seitental des Valle Maggia, ins Valle di Bosco Gurin. Die isolierte Lage in den Bergen und der Tessiner Dialekt als Nachbarsprache führten dazu, dass diese südwalserische Mundart unzählige Wörter und Formen aus dem Alt- und Mittelhochdeutschen bewahrt hat. Gurin ist als deutsche Sprachinsel bekannt, hat aber auch eigenständige Neuerungen entwickelt, sodass dieser Dialekt einen ganz eigenen Sprachcharakter besitzt, den es so nirgendwo auf der Welt sonst gibt. Abwanderung und Kulturwandel setzten dem Guriner Dialekt allerdings zu. Heute sprechen noch etwa 120 Personen Gurinerisch – alle «Exil-Guriner» mitgerechnet. Seit 2014 existiert das «Wörterbuch der Substantive Ggurijnartitsch [[sic!]] – Deutsch». Es ist das Ergebnis einer zwanzigjährigen Forschungsarbeit und ein überaus wichtiges Werk für die Aufwertung und Dokumentation der Walser Kultur über das Ggurijnartitsch [[sic!]]. Im Verlaufe der Exkursion werden wir den Dialekt von den Verantwortlichen des Walsermuseums zu hören bekommen und viel von der Geschichte des Dorfs, seinen Bewohnerinnen und Bewohnern und des Måtzufåmm-Fests, erfahren.
«Auf den Tisch kommt, was der Boden hergibt», heisst es denn nicht von ungefähr. Das Gemüse aus dem Garten des Walserhauses, einem «ProSpecieRara»-Garten, ist die Grundlage einer Suppe, die einst als «Hungertöter» diente und heute unter dem Guriner Namen «Måtzufåmm» wieder zu Berühmtheit gelangt ist und am Fest serviert wird.
Das Maggiatal und seine Geschichte
Am Vortag, am Freitag, 16. September 2022, werden wir nachmittags im Museum des Maggiatals von Bruno Donati empfangen, der uns über die Geschichte und die Landschaft des Tals berichtet. Das Tal wird von der Maggia durchflossen und erstreckt sich von Locarno am Lago Maggiore rund fünfzig Kilometer nach Norden hin. Das kleine Hotel Walser gleich am Dorfeingang von Bosco Gurin beherbergt uns und serviert zum Nachtessen natürlich Spezialitäten aus der Region.
Konzipiert und begleitet wird der zweitägige Streifzug von Susann Bosshard-Kälin vom Schweizer Museumspass.
Reiseprogramm
Tag 1: Freitag, 16. September
- Individuelle Anreise nach Cevio im Maggiatal.
- 15.50 Uhr: Treffpunkt im Museum des Maggiatals in Cevio, Begrüssung und Führung durch Museum und Dorf mit Bruno Donati («Landschaft und Geschichte des Maggiatals»).
- 18.00 Uhr: Postautofahrt (oder privat) nach Bosco Gurin. Zimmerbezug im Hotel Walser.
- 19.30 Uhr: Gemeinsames Nachtessen im Hotel Walser mit Einführung in die Geschichtemit Ivano Sartori und Cristina Lessmann-Della Pietra, Präsident und Kuratorin im Museum Walserhaus.
- Übernachtung in Bosco Gurin.
Tag 2: Samstag, 17. September
- Ab 7.30 Uhr: Frühstück im Hotel Walser.
- 9.30 Uhr: Spezielle Dorfführung mit Francesca Pedrocchi, Vizepräsidentin Museum Walserhaus.
- 10.30 Uhr: Ankunft auf dem Festplatz, individueller Museumsbesuch inkl. «ProSpecieRara»-Garten.
- 12.00 Uhr: «Måtzufåmm» im Festzelt mit musikalischer Unterhaltung.
- 14.00 Uhr: Ende der Veranstaltung.
- 14.30 Uhr: Busfahrt hinunter nach Cevio, weiter nach Locarno und individuelle Rückreise.
Der Streifzug ist ausgebucht – wir führen eine Warteliste.