Geburtsanzeige der Nation?
Das Bundesbriefmuseum (bis 1992: das Bundesbriefarchiv) wurde 1936 für ein einziges Objekt erbaut: den Bundesbrief von 1291. Schwerwiegende politische und wirtschaftliche Krisen hatten in den 1930er Jahren Europa erschüttert. Die Machtergreifung Hitlers wurde auch in der neutralen Schweiz als existenzielle Bedrohung empfunden. In dieser Krisenzeit entstand in der Schweiz die «Geistige Landesverteidigung». Diese war geprägt von einer intensiven Besinnung auf alles «Schweizerische» in Geschichte, Politik und Kultur. Der Bundesbrief galt als Gründungsurkunde der Eidgenossenschaft und wurde fast wie ein Nationalheiligtum verehrt. Er verkörperte und symbolisierte all diese Werte.
Mit dem gesellschaftlichen Aufbruch Ende der 1960er Jahre geriet auch das traditionelle Schweizer Geschichtsbild ins Wanken. Der Bundesbrief wurde aus seiner Vitrine und damit vom «Altar des Vaterlandes» geholt und galt nicht mehr länger als Gründungsurkunde der Eidgenossenschaft. Schon in den 1990er Jahren, endgültig aber bei der Neugestaltung des Museums 2014, galt es, die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft in die Ausstellungsgestaltung einfliessen zu lassen. Der Bundesbrief von 1291 ist zwar keine Gründungsurkunde, dennoch hatte er, insbesondere während der Zeit der Geistigen Landesverteidigung, eine grosse Wirkung auf die nationale Identität der Schweiz und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner.
In einer exklusiven Führung erfahren wir von der Leiterin des Bundesbriefmuseums Annina Michel neben viel Erstaunlichem, warum wir den 1. August als Nationalfeiertag begehen und warum die berühmteste Urkunde der Schweiz eine äusserst bewegte Geschichte hinter sich hat – als «Geburtsanzeige der Nation». Sie lernen den Ursprung des schweizerischen Bundesfeiertags im 19. Jahrhundert kennen und erfahren, was am Bundesbrief von 1291 Geschichte ist – und was ein Mythos…
Die Stauffacherin zwischen Sage und Geschichte
Nach einem kurzen Spaziergang treffen wir auf dem Rathausplatz in Schwyz die sagenhafte Frau Gertrud Stauffacher. Sie hat in der Schweizer Befreiungsgeschichte um 1300 eine bedeutende Rolle gespielt. Ihr Name allerdings taucht erst im 17. Jahrhundert namentlich in einer Geschichte auf. Die Stauffacherin erzählt Ihnen aus ihrem Leben als Frau im Hochmittelalter. Wie sah der Talkessel aus? Wie war die politische Situation? Was haben die Schwyzer(innen) gegessen? Und: Wer ist ihr Mann, Werner Stauffacher? Die Stauffacherin berichtet auch über die «2. Gertrud», diejenige im 20. Jahrhundert: Elisabeth Blunschy.
Bei Speis und Trank im Schwyzer-Stubli, dem 100-jährigen Gasthaus mit wundervollen Wandbemalungen, wird der geschichtsträchtige Nachmittag zusammen mit Frau Gertrud Stauffacher abgerundet.
Konzipiert und begleitet wird der Ausstellungsbesuch von Susann Bosshard-Kälin vom Schweizer Museumspass, sowie von Annina Michel und Angela Dettling.
Programm
- Individuelle An- und Rückreise
- 14.00 Uhr: Begrüssung im Museum durch Annina Michel, Leiterin des Bundesbriefmuseums
- Anschliessend Führung mit Annina Michel «Warum wir den 1. August feiern»
- 15.00 Uhr: Spaziergang zum Rathaus Schwyz (ca. 7 Minuten)
- 15.10 Uhr: Begegnung mit Gertrud Stauffacher (alias Dr. Angela Dettling, Historikerin aus Schwyz). Die Stauffacherin erzählt aus ihrem Leben als Frau im Hochmittelalter.
- 16.10 Uhr: Zu Speis und Trank geht’s ins traditionsreiche Gasthaus Schwyzer-Stubli.
- ca. 17.00 Uhr: Ende der Veranstaltung