1300-Jahr-Feier auf der Klosterinsel
Die Insel Reichenau erinnert 2024 mit der 1300-Jahr-Feier an seine Gründung im Jahr 724. Damals baute der Wandermönch Pirmin das erste Kloster auf der Insel. Heute gehört das ehemalige Benediktinerkloster in Baden- Württemberg zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Die Insel Reichenau im Bodensee – sie wird gerne mit der Blumeninsel Mainau verwechselt – ist eine Wiege der abendländischen Kultur. Die Insel ist heute über einen Damm mit dem Festland verbunden. Im Ortsteil Oberzell bewundern wir die einzigartigen Wandmalereien in der Kirche St. Georg und ergründen deren spirituelle Bedeutung. Mönche haben die Fresken vor mehr als tausend Jahren geschaffen. Sie zeigen Jesus nahe bei den Menschen: Jesus heilt Menschen, erweckt sie vom Tod, beruhigt einen Sturm auf dem See und nimmt den Menschen die Angst. Der Freskenzyklus ist einmalig nördlich der Alpen.
Der Plan der idealen Siedlung
Auf dem Uferweg schlendern wir weiter nach Mittelzell, einer kleinen Ortschaft in der Mitte der Insel mit dem Münster St. Maria und Markus. Wir kommen an einer Fischhandlung, Gemüsefeldern und Blumengärten vorbei. Die Klosterkultur auf der Reichenau wirkte sich aus in der Religion, Malerei, Literatur, Architektur, im Ackerbau und in der Heilkunde und Medizin.
Auf der Reichenau entstand um 825 der St. Galler Klosterplan. Heute kann er im Stiftsarchiv in St. Gallen bewundert werden. Es ist die älteste Architekturzeichnung Europas, entworfen für das Kloster St. Gallen, eine Fundgrube für die Forschung. Der Plan zeigt eine ideale Siedlung des Mittelalters mit Kirche, Wohngebäuden, Gärten, Tiergehegen, einer Brauerei, einer Armenherberge und einem Spital.
Die Visionen des Walahfrid Strabo
Im Klostergarten neben dem Münster in Mittelzell hat einst der Dichtermönch Walahfrid Strabo seine Heilkräuter angepflanzt. 24 Heilkräuter und ihre Wirkung beschreibt er in seinem Gartengedicht Hortulus. Das Werk ist die früheste Garten- und Pflanzenbeschreibung des Mittelalters. Die Klostermedizin wird zur Grundlage der modernen Medizin und beflügelt bis heute die Naturheilkunde.
In seinem Werk «Visio Wettini» schildert Walahfrid Strabo die Lustbarkeiten und Schrecken des Jenseits. Er ist inspiriert von der Nahtoderfahrung, die sein Mitbruder Wetti kurz vor seinem Tod erlebt. Dabei begegnet er Menschen im Jenseits und im Fegefeuer, darunter Kaiser Karl der Grosse. Als Strafe für dessen ausschweifenden Lebenswandel werden seine Genitalien von einem grossen Tier zerfetzt. Die Vision ist ein Vorläuferwerk der «Divina Commedia» von Dante Alighieri und trug zur Jenseitshysterie im frühen Mittelalter bei.
Programm
- 8.30 Uhr: Busfahrt vom Hauptbahnhof Zürich auf die Insel Reichenau
- 10 Uhr: Führung in der Kirche St. Georg in Oberzell
- 11 Uhr: Wir gehen zu Fuss nach Mittelzell und besuchen die Klosteranlage, das Münster St. Maria und Markus und den Kräutergarten. Der Spaziergang dauert etwa eine halbe Stunde. (Der Transfer ist auch im Car möglich).
- 12 Uhr: Mittagessen im Restaurant «Zum Alten Mesmer»
- 13.30 Uhr: Wir gehen zu Fuss nach Niederzell auf der Insel Reichenau und besuchen dort die romanische Basilika St. Peter und Paul. Der Spaziergang dauert etwa eine halbe Stunde. (Der Transfer ist auch im Car möglich).
- 15 Uhr: Gelegenheit zum Besuch des Museums Reichenau in Mittelzell und des Klosterladens
- 16 Uhr: Rückreise Insel Reichenau – Zürich Hauptbahnhof im Car.
- Ca. 18 Uhr: Ankunft Zürich Hauptbahnhof
Konzipiert und begleitet wird der Streifzug von SRF-Religionsexperte Norbert Bischofberger.