So hoch ist der Jackpot im Schweizer Zahlenlotto nur selten: Aktuell warten 61 Millionen Franken auf eine glückliche Gewinnerin, einen glücklichen Gewinner. Roger Fasnacht erklärt, wie der typische Glückspilz aussieht, warum in katholischen Regionen besonders eifrig gespielt wird und was mit nicht abgeholten Gewinnen geschieht.
SRF: Wie sieht statistisch gesehen der typische Lotto-Glückspilz aus?
Roger Fasnacht: Grundsätzlich geben wir aus Diskretionsgründen keine Informationen über Gewinnende bekannt. Ausserdem raten wir den Gewinnenden immer auch, möglichst anonym zu bleiben und nur wenige vertraute Menschen über den Gewinn zu informieren. Was ich aber sagen kann, ist, dass der typische Glückspilz statistisch gesehen eher männlich ist, etwa 56 Jahre alt und aus einer katholisch geprägten Region stammt.
Wird in katholischen Kantonen mehr Lotto gespielt?
Ja, der Kanton Tessin ist bei uns immer Spitzenreiter oder auch der Kanton Solothurn, der auch stark katholisch geprägt ist. Als Gegenbeispiel dient Appenzell Ausserrhoden. Dort spielen im Verhältnis nur halb so viele Menschen Lotto wie im Tessin.
Warum ist das so?
Das ist wohl ein kulturelles Phänomen. Die Franzosen und die Italiener spielen zum Beispiel mehr als die Deutschen. Romanisch orientierte Länder sind offenbar spielfreudiger. Das wird häufig mit dem Glauben an das vorbestimmte Schicksal erklärt, das nicht unbedingt durch harte Arbeit beeinflusst werden kann. Der eher nüchterne Alemanne mit protestantischer Prägung hat wohl eher das Gefühl, dass er durch Arbeit und Fleiss vorwärtskommt.
Angenommen, ich habe die richtigen Zahlen getippt, was nun?
Da gibt es zwei Fälle. Wurde der Schein online ausgefüllt, wissen wir aufgrund der Registrierung, wer gewonnen hat. Wir nehmen Kontakt auf mit dem Gewinner oder der Gewinnerin und besprechen das weitere Vorgehen. Wurde der Gewinnschein am Kiosk aufgegeben, warten wir ab, bis sich die Person bei uns meldet. Man kann uns den Schein auch eingeschrieben zukommen lassen. Aber die meisten kommen vorbei oder melden sich telefonisch.
Man hört immer wieder, dass Lotto-Gewinne nicht abgeholt werden. Stimmt das?
Es ist tatsächlich so, dass viele relativ kleine Gewinne nicht abgeholt werden. 2022 waren es gesamthaft sieben Millionen Franken. Das entspricht aber nur etwa 0.5 Prozent aller Gewinne, die wir jährlich auszahlen. Bei den Millionengewinnen hatten wir in den letzten zwanzig Jahren nur einmal den Fall, dass der Gewinnschein nicht eingelöst wurde.
Was passiert mit dem Geld?
Das ist gesetzlich geregelt. Der Gewinn verfällt nach sechs Monaten sozusagen für einen guten Zweck. Das Geld wird bei uns dem Reingewinn zugewiesen, der vollumfänglich Projekten primär im Kultur- und Sportbereich zugutekommt.
Gibt es eigentlich auch Beschwerden von Leuten, die sich aufregen, weil sie schon wieder nicht abgeräumt haben?
Es gibt Meldungen, die in diese Richtung gehen. Oft sind das eher verzweifelte Leute, manchmal geht es in Richtung Spielsucht. In solchen Fällen versuchen wir, mit den Absendern in Kontakt zu treten und abzuklären, wo das Problem liegt. Wenn nötig, empfehlen wir eine Spielsuchtberatung.
Spielen die Mitarbeitenden von Swisslos eigentlich auch Lotto?
Es dürfen alle mitspielen, auch unsere Mitarbeitenden. Das System ist so konzipiert, dass niemand Einfluss nehmen kann. Aber es hat uns noch nie ein Mitarbeitender verlassen, weil er oder sie eine Million gewonnen hat – das hätte ich gemerkt.
Das Gespräch führte Luk von Bergen.