Kinderfilm-Macher in den 80er- und 90er-Jahren waren grausame Sadisten! Anders kann ich mir das nicht erklären. Im Gegensatz zu heutigen Kinderfilmen, welche gern mal nur auf einem gleichgültigen Emoji basieren, wurde damals die Kinder-Psyche gern mit dem Vorschlaghammer malträtiert. Pädagogisch wertvoll waren Kinderfilme früher wohl nur dann, wenn sie den Kindern sagten: «Das Leben ist hart und wird dir weh tun – deal with it!»
Hier sind einige dieser Momente, welche mir als kleinem Bub durch Mark und Bein gingen – dir auch?
1. Die unendliche Geschichte (1984)
So ziemlich alles an diesem Film hat mir damals Angst gemacht: Gmorg, der Wolf, welcher dem Nichts dient, der Steinbeisser, welcher seine Freunde nicht festhalten konnte («Das sind doch grosse starke Hände...») oder die unheimlichen, tödlichen Sphyx (Stichwort: Laseraugen!). Aber nie habe ich als Kind mehr geweint als beim Tod des Pferdes Artax. Come on! Das geht gar nicht! Zugegeben: Die deutsch-amerikanische Verfilmung von Michael Endes Kultbuch ist grundsätzlich wegen des düsteren Tons auch kein Kinderfilm – trotzdem war er bei uns zu Weihnachten Pflichtprogramm.
2. Dumbo, der fliegende Elefant (1941)
«Hey Kinder, wollt ihr wissen, wie sich LSD anfühlt?» Ich kann mir schwer erklären, wie Disney je solch eine Szene durchwinkte. Die berühmte Pinke-Elephanten-Parade-Szene ist ein fünfminütiger Drogentrip und hat mir als Kind so viel Angst eingejagt, dass ich nächtelang nicht schlafen konnte. Heute sage ich mir dagegen eher: «Muss damals sehr spassig gewesen sein, bei Disney zu arbeiten.»
3. Der König der Löwen (1994)
Und gleich nochmals Disney. Der Tod von Simbas Vater Mufasa war der erste Leinwand-Tod einer Figur in einem Disney-Film überhaupt. Die Wucht der Stampede-Szene zuvor schlägt heute noch mit voller Gewalt zu – und als Kind war unvorstellbar, dass dieser liebe Löwenpapa jetzt tot ist.
4. Unten am Fluss (1978)
Ein Film über Kaninchen sollte niedlich sein. Basiert er aber auf Richard Adams' düsterem Bestseller «Unten am Fluss» (im Orignial: «Watership Down»), dann geht's ans Eingemachte. Besonders die Kaninchen-Massaker-Szene zu Beginn des Films habe ich als kleiner Bub offensichtlich komplett verdrängt. Hunde, welche süsse Kaninchen blutspritzend zerfleischen – und das an einem Sonntagmorgen um 10 Uhr!
5. In einem Land vor unserer Zeit (1988)
Steven Spielbergs Meisterwerk ist ein wunderschöner, unglaublich spannender Film. Aber wieso genau mussten sie die Mutter von Hauptfigur Littlefoot sterben lassen? Im strömenden Regen? Während fünf Minuten? Hört auf! Bitte! Lasst sie endlich tot sein...
6. E.T. - Der Ausserirdische (1982)
Unser aller Lieblings-Alien im Leichensack? Eine Szene, welche mir damals das Blut in den Adern gefrieren liess. Ich konnte beinahe nicht weiterschauen, weil es mich so fertig machte, dass E.T. offenbar tot war (Spoiler-Alert: Er war es natürlich nicht).
7. Bambi (1942)
Wer an Bambi denkt, hat nur eine Szene im Kopf: Den Tod der Mutter. Disney verliess da zum ersten Mal die Komfortzone der mehrheitlich fantastischen Zeichentrick-Filme und hämmerte uns als Kinder direkt die Gewissheit in den Kopf: Das Leben kann im Fall morgen schon vorbei sein!
8. Hexen Hexen (1990)
Roald Dahl's Buch wurde zwar einiges kinderfreundlicher gemacht, trotzdem: Es sind Hexen. Hexen! Vor denen habe ich mich als kleiner Bub am allermeisten gefürchtet – ausgerechnet dieser Film war einer meiner ersten Kino-Besuche. Die Szene, in der sich die kindermordenden Damen ihrer Verkleidung entledigen und ihre grauenhaften Fratzen zeigen, hat damals im Kino für einiges an Kindergeheul gesorgt – genervte Mütter inklusive.
9. Das letzte Einhorn (1982)
Das letzte Einhorn hat mich damals als Kind fertig gemacht! Welcher TV-Verantwortliche findet die Idee gut, DAS sonntagmorgens um 11 Uhr zu zeigen? Der brennende Stier? Das besoffene, teuflische Skelett? Und die trippy Pilz-Baum-Beinahe-Vergewaltigungs-Szene? Und der melancholische Titelsong der Band America stimmt mich heute noch traurig.
10. Charlie - Alle Hunde kommen in den Himmel (1989)
Nicht wirklich verstörend, aber aufwühlend. Ein Film über den Tod. Starker Tobak für einen Kinderfilm, aber so wunderschön positiv und gut gemacht, dass man sich danach nicht wirklich schlecht fühlt. Und doch ist Charlies Tod gleich zu Beginn des Films richtig brutal – besonders, weil er unerwartet kommt.
11. Pingu
Ein verstörender Kinderfilm-Moment meiner Büro-Kollegin Gina Schuler: Pingus Albtraum. «Das ist die schlimmste Filmszene! Ich finde Walrosse bis jetzt unheimlich und ich will niemals in einem Bett mit weiss-rot-kariertem Leintuch schlafen. Wer schreibt sowas? Für Kinder? Danke Domi, heute schlafe ich wirklich bestens...» Uuupsi.