Joel und Ethan Coen sind Amerikaner. Das steht nicht nur im Pass des Geschwister-Paars. In ihrem mittlerweile 19 Filme fassenden Werk spielen die Oscar-Preisträger immer wieder mit der Geschichte ihres Heimatlandes, nehmen die örtlichen Gepflogenheiten auf die Schippe und zeigen sich nicht selten kritisch.
Ähnlich verhält es sich in «Hail Cesar», einer Persiflage auf die grossen Hollywood-Produktionen der 1950er-Jahre. Die halb-fiktive Geschichte basiert auf dem Schaffen von Eddie Mannix, einem so genannten «Fixer». Er soll alle Skandälchen am Set der kolossalen Verfilmung von Jesus' Leben (der Titel lautet eben «Hail Cesar») fernhalten. Dumm nur, das plötzlich der Star, Baird Whitlock, von einer Gruppe kommunistischer Drehbuch-Autoren entführt wird.
Und so absurd der Plot klingen mag, so sehr beleuchtet er auf geistreiche Art und Weise den Grössenwahn, den vor allem das US-Kino während des Kalten Kriegs durchzog. Gespickt hat ihn das Geschwisterpaar mit Parts von George Clooney, Tilda Swinton oder Ralph Fiennes. Mit «Hail Cesar» führen die Coen-Brüder ihre persönliche Tradition eines Ironie geladenen Kinos fort, in dem sie die westliche, vor allem die amerikanische, Kultur ad absurdum führen.
Wir stellen dir vier weitere Filme aus dem Hause Coen vor, die diese These bestätigen:
Die Aufarbeitung der eigenen Geschichte
Die Coen-Brüder stammen aus einer Familie der jüdisch-orthodoxen Mittelschicht. Aufgewachsen in einem Vorort der Grossstadt Minneapolis, haben sie ihre eigene Biographie in «A Serious Man» verarbeitet und gleichzeitig ein wiederum sarkastisches Bild der amerikanischen Gesellschaft der 1960er-Jahre gezeichnet – natürlich nur, um es immer wieder einmal mit Verweisen an die Bibel und andere geschichtliche Anekdoten zu schmücken. Hauptperson ist Larry Gopnik, ein intelligenter, aber depressiver Physikprofessor, der nicht mehr versucht, als ein absolut rechtschaffener Mensch zu sein.
Homers Odyssee à la Cohen
Auch an bekannte literarische Stoffe haben sich Ethan und Joel Cohen gewagt – an die Odyssee des antiken Dichters Homer zum Beispiel. Daraus entstand 2000 der Film «O Brother, Where Art Thou». Handlungsort ist Mississippi 1937 – hier bricht Ulysses Everett McGill (George Clooney) mit seinen drei Kumpanen aus dem Gefängnis aus, um einen vergrabenen Schatz zu bergen. Die Coens verbinden gekonnt Elemente der Antike (einen Zyklopen beispielsweise) mit amerikanischer Geschichte der Neuzeit (der Rassen-Trennung) und haben durch teilweise wilde Vermischung eine Komödie erster Güte erschaffen.
Der Tölpel und der amerikanische Traum
Norville Barnes ist Postangestellter bei «Hudsucker Industries», einem erfolgreichen Riesenkonzern in der Pampa des Mittleren Westens. Obwohl Barnes als naiver Tölpel gilt, wird er zum Vorstandsvorsitzenden gemacht, nachdem sich der eigentliche Chef der Firma das Leben genommen hat. Bald verwandelt sich der liebevolle Tollpatsch in einen machthungrigen Tyrannen. Die Komödie «The Hudsucker Proxy» aus dem Jahr 1994 persifliert nicht nur den amerikanischen Traum («Vom Tellerwäscher zum Millionär»), er ist auch gespickt mit Anspielungen an ältere, erfolgreiche Hollywood-Klassiker.
Der obligate Mafia-Klassiker
Schon so mancher bekannte Regisseur hat sich an ein Mafia-Epos gewagt – so auch die Coen-Brüder. Der Film «Miller's Crossing» (1990) zählt zu ihrem Frühwerk und erzählt die Geschichte Johnny Caspar, der seinen Widersacher Bernie Bernbaum umbringen will, weil ihm dieser in die Geschäfte funkt. Was wie ein «klassischer» Gangster-Film mit vielen zwielichtigen Treffen beginnt, ist eigentlich ein Beziehungsdrama, das vor allem auch das Migrations-Mischmasch der Amerikaner in den 1930ern aufzeigt. Grosse Erfolge konnte der Film nicht feiern; im gleichen Jahr erschienen nämlich auch «Good Fellas» und der dritte Teil der «Der Pate»-Trilogie,